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Ortsgeschichte im Bild Nr. 261: Der Bebenhäuser Pfleghof – Kirchstraße 7

In der Liste der Entringer Kulturdenkmale werden das Wohnhaus Kirchstraße 7 samt einem Keller unter der abgebrochenen Scheuer dahinter und die...
Auf dem Foto sehen wir das Ehepaar Maria und Christian Schumacher, flankiert von den beiden Töchtern Maria und Karoline.
Auf dem Foto sehen wir das Ehepaar Maria und Christian Schumacher, flankiert von den beiden Töchtern Maria und Karoline.

In der Liste der Entringer Kulturdenkmale werden das Wohnhaus Kirchstraße 7 samt einem Keller unter der abgebrochenen Scheuer dahinter und die einstige Zehntscheuer als „Bebenhäuser Pfleghof“ bezeichnet. Im Jahr 2010 erwarb ein ortsansässiger Zimmerermeister das Gebäude, dem die Ortsbildpflege ein persönliches Anliegen ist … – so die Projektdokumentation der Architektin Verena Klar. Nach einer 2011 von Tilman Marstaller durchgeführten Bauuntersuchung handelt es sich beim Gebäude Kirchstr. 7 um einen „Neubau“ aus den Jahren 1590/91. Ab da bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Keller des Hauses – einem alten Brauch folgend – etwa 50 Tongefäße mit Nachgeburtsbestattungen vergraben, eben da, wo weder Sonne noch Mond hinscheint. Die überraschend gefundenen Gefäße wurden „aufgedeckt“ und das gesamte Gebäude behutsam saniert und restauriert.

Der Bebenhäuser Pfleghof ging aus dem herrschaftlichen Fronhof hervor, den das Kloster 1296 von Graf Friedrich d. Ä. von Zollern zusammen mit dem Patronat über die Michaelskirche erworben hatte. Hier war der Wohn- und Verwaltungssitz des größten Entringer Grundbesitzers, der seine Güter seit 1451 durch einen ortsansässigen Pfleger verwalten ließ – und der des Entringer Kirchherrn, der die Einkünfte der Pfarrei bezog. Diese war bereits seit 1328 in den Klosterbesitz eingegliedert. Das Kloster besorgte dafür den Bau und die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus und war für die Anstellung und Besoldung der Geistlichen zuständig. Mit aus diesem Grund war der Pfarrhof durch den Zehnthof erschlossen, die Pfarrscheuer stand bis 1901 direkt neben der Zehntscheuer.

Das Kloster verkaufte das als Amtshaus bezeichnete Gebäude 1663 an den Entringer Wagner Peter Baur um 370 Gulden. Der Gebäudeeigentümer wechselte in der Folgezeit noch mehrmals. Als 1843 gegenüber das neue Rathaus gebaut wurde, reagierte der frühere Schultheiß Johann Adam Gack darauf mit der Aufstockung der Traufseiten seines Hauses Kirchstraße 7; das begründet die etwas flache Dachneigung. Bis dato ähnelte die Giebelseite der des benachbarten Pfarrhauses. 1844, als Gack das Haus wieder verkauft, wird es beschrieben als dreistockigtes, größtenteils neu erbautes Wohnhaus mit zwei Wohnungen und einer daran gebauten Scheuer …“.

Der nächste Besitzer, der Küfer Johannes Belser, war von 1852 bis zu seinem Tod 1868 zudem Schultheiß gewesen. Eine seiner Töchter übernahm 1869 das Anwesen, um es ein Jahr später wieder zu veräußern: an den Bauern Johannes Bauer. Ab da blieb das repräsentative Haus samt dahinter stehender Scheuer und die westliche Hälfte der Zehntscheuer über vier Generationen hinweg im Besitz dieser Familie: Seine Tochter Maria Regina (1860-1930) bot 1895 dem Küfer Christian Schumacher (1872-1936) Einheirat. Wiederum konnte bei deren älterer Tochter Maria Regina (1896-1963) im Jahr 1921 der aus Dörnach stammende Sattler und Tapezier Wilhelm Beck (1895-1970) einheiraten. Tochter Karoline (* 1901) ging 1928 die Ehe ein mit dem Bauern Friedrich Dessecker (1902-1945); sie wohnten im Unteren Gässle, nahe am Käsbach.

Reinhold Bauer

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Amtsblatt der Gemeinde Ammerbuch
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Ausgabe 20/2025
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