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Ortsgeschichte im Bild Nr. 262: Unser - bislang - unbekannter Fotograf Karl Hagemann

In etlichen Folgen unserer Entringer Ortsgeschichten haben Manfred Falkenberg und ich Fotos beschrieben, die in der Zeit um 1913/15 entstanden sind. Zumeist...

In etlichen Folgen unserer Entringer Ortsgeschichten haben Manfred Falkenberg und ich Fotos beschrieben, die in der Zeit um 1913/15 entstanden sind. Zumeist handelte es sich dabei um Fotografien, die zeigten, wer wo wohnte: Im Vordergrund sind in der Regel die Menschen aufgestellt, und das Haus, das sie bewohnten, bildete den Hintergrund. Auf diese Weise konnten in den letzten 30 Jahren mindestens 40 Aufnahmen der Vergessenheit entrissen werden. Dabei war es uns immer ein Rätsel, wer denn diese Momentaufnahmen für die Nachwelt festgehalten haben könnte ...

… bis uns Cornelia Stopper, die Urenkelin des Karl Hagemann, einen Einblick in ihre Sammlung gewährte. Ihre Mutter hatte u. a. eine Feldpostkarte aufbewahrt, die im September 1915 von Pfäffingen an Karls Schwager nach Ludwigsburg geschickt wurde. Auf dieser wird dem Adressaten mitgeteilt, dass es Karl diesmal nicht möglich ist, zu kommen, da wir erst am Mittwoch mit der Hopfenernte fertig geworden sind, da wir unserm Nachbar geholfen haben, und jetzt müssen wir die Zwetschgen und das Obst brechen, da dieses Jahr alles früher reif ist, Freitag habe ich einen halben Zentner Zwetschgen verkauft, 1 Pfund 16 Pfennig, die anderen brauchen wir für uns, und die Bienen müssen gefüttert werden, und so gibt es vieles zu schaffen,

Karl macht auch ein gutes Geschäft mit seinem Photographieren, jeden Tag 4 - 5 Aufnahmen, und jedes mal 1 - 2 Dutzend Bilder, haben letzte Woche 250 Stück Karten gemacht. Prima! - und dann die Grüße von Karl, Babette und den Kindern.

Babette, Karls Frau, die dieses schreibt, gibt uns somit einen kleinen Einblick in das Umfeld des Multitasking-Talents – wie man heute sagen würde. Karl [auch Carl geschrieben] Hagemann war von Beruf „eigentlich“ Schneider; er hatte in der Wurmlinger Str. 6 in Pfäffingen einen Kramladen mit Werkstatt und Poststelle; seine Imkerei und die kleine Landwirtschaft – hauptsächlich Obstbau – versorgten die fünfköpfige Familie zudem mit Lebensmitteln. Und ein weiteres Zubrot war das Fotografieren.

Karl Hagemanns Großvater Heinrich Franz Hagemann stammte aus Andreasberg bei Fulda, er war Schreiner und hatte sich um 1840 im Mittleren Gässle in Entringen niedergelassen. Sein Sohn Gottlieb, ebenfalls Schreiner, hat 1872 Maria Margarethe Haar aus Pfäffingen geheiratet, weshalb sie wohl auch 1874 nach dorthin umgezogen sind.

Karl Hagemann ist am 25.8.1875 in Pfäffingen geboren. Er kaufte 1905 das am 15. März des Jahres abgebrannte Anwesen der Johanna Rall, Amtsdieners Witwe, und stellte am 17. Mai den Bauantrag zur Erstellung eines Wohnhauses mit Werkstatt und Laden, bevor er am 6. Oktober Babette geb. Vogel heiratete.

Hier ein Foto aus dem Jahr 1907; links im Hintergrund, quasi als Wahrzeichen: die Pfäffinger Michaelskirche. Auf dem Schild beim Eingang zum Laden steht Handlung Carl Hagemann. Diese wurde nachmals von Lydia Eyth weitergeführt.

Reinhold Bauer

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Amtsblatt der Gemeinde Ammerbuch
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Ausgabe 22/2025
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