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Dies und das

Ortsgeschichte im Bild Nr. 269: Entringen

Aus der Beschreibung des Oberamts Herrenberg 1855: Entringen, Gemeinde II. Klasse mit 1435 Einwohnern a. Entringen, 1432 Einw., wor....

Aus der Beschreibung des Oberamts Herrenberg 1855:

Entringen, Gemeinde II. Klasse mit 1435 Einwohnern
a. Entringen, 1432 Einw., wor. 3 Kath. und 13 eig. Confession.
b. Hohen-Entringen, 3 kath. Einw.; Evangelische Pfarrei. Die Katholiken sind nach Poltringen eingepfarrt.

Das Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit ist der Sitz eines Revierförsters und eines Amtsnotars.

Der unregelmäßig gebaute mit reinlich gehaltenen, theils gekandelten, theils gepflasterten Straßen versehene Ort liegt an der Herrenberg-Tübinger Landstraße, 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt Herrenberg, theils in den Thalebenen des Käsbachs und des Rohrbachs, theils an einem westlich geneigten Ausläufer, der im Rücken des Orts sich erhebenden Schönbuchsterrasse, welche demselben Schutz gegen Ostwinde gewährt und mit ihren vielfältigen obstreichen Vorsprüngen, von denen einer mit dem Schloß Hohen-Entringen geziert ist, einen freundlichen Hintergrund für die malerische Ansicht des Orts bildet.
Aus der Mitte desselben erhebt sich die sehr ansehnliche, im germanischen Styl erbaute Pfarrkirche, die vermöge ihrer erhöhten Lage und ihrer Großartigkeit weit über das Dorf emporragt, und in der Ferne gesehen, demselben ein städtisches Ansehen verleiht; besonders schön nimmt sich der viereckige, schlanke Thurm aus, der übrigens mit seinem obersten Stockwerke und mit dem hohen, spitzen Zeltdache, auffallend gegen Nordwesten hängt. Die an der südlichen Ecke des Langhauses angebrachte Inschrift: anno dni 1452 incepta est hec eccia (ecclesia) gibt die Zeit einer an derselben vorgenommenen, bedeutenden Veränderung an. An der westlichen Giebelseite befinden sich über dem spitzbogigen Eingang 2 Wappen, das eine denen von Ehingen angehörig: ein Rudolf von Ehingen soll nämlich der Stifter des Kirchengebäudes gewesen sein und wurde auch in demselben beigesetzt. Der mit einem halben Achteck schießende Chor hat, wie auch das Langhaus, spitzbogige, mit germanischem Maßwerk gefüllte Fenster. (...)
Im Jahr 1827/28 wurde der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz verlassen und ein neuer, 1 Morgen, ½ Viert., 12 7/10 Ruthen großer, angelegt, der auf drei Seiten mit einer lebendigen Hecke und auf der vierten mit einer Mauer umfriedigt ist.
Das gut erhaltene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate obliegt, steht frei mit der östlichen Langseite an den ehemaligen Kirchhof sich anlehnend.
Das in der Nähe der Kirche gelegene Rathhaus, in dem sich auch die Wohnungen des Schullehrers und Lehrgehilfen befinden, wurde im Jahr 1843 mit einem Gemeindeaufwand von 6000 fl. neu erbaut; in der Rathsstube hängt ein aus der Kirche dahin gebrachtes, auf Holz gemaltes Wappen der Herren von Ehingen mit der Aufschrift: Anno dni 1464 uff sant Gallenertag starb Rudolff von Ehingen dem Gott gnädig sii.
Das Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Unterlehrers enthält, wurde in den 1830er-Jahren namhaft verbessert und erweitert. Neben der Volksschule besteht eine Industrieschule seit 1848 und eine Kleinkinderschule seit 1850.
Zur Wohnung des Revierförsters ist in neuerer Zeit ein für den Staat angekauftes bürgerliches Gebäude eingerichtet worden und befindet sich in ziemlich gutem Zustande.
Ein ehemaliges Bebenhausen’sches Pfleggebäude, das noch manche Spuren alter Architektur an sich trägt, steht dem Rathhaus gegenüber.
Von früheren fünf Weinkeltern steht nur noch eine, die im Jahr 1851 in Folge der Ablösung vom Staat an die Gemeinde überging.
Ein öffentliches Backhaus wie auch ein Waschhaus sind schon längst vorhanden.
Der Ort hat vier laufende Brunnen, die übrigens sämmtlich mineralische Theile, namentlich Gips führen, so daß nur zwei einigermaßen gutes Trinkwasser liefern, während das Wasser der übrigen weder zum Waschen noch zum Trinken tauglich ist und nur für das Vieh benützt wird. (...)
Neben der äußerst freundlichen Gegend, in welcher der Ort liegt, sind die natürlichen Verhältnisse der Markung günstig zu nennen. Das Klima ist mild und gesund, so daß die Rebe, wie auch Gurken, Bohnen etc. noch gedeihen; nur leiden zuweilen die Obstbäume und Weinstöcke von Frühlingsfrösten. Die Ernte tritt meist mit dem 1. August ein. Hagelschlag ist selten, da die Schönbuchsspitze eine Wetterscheide bildet. (...)

Reinhold Bauer

Foto: Württ. Landesbibliothek Stuttgart, G. Ebner 1820
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Ausgabe 26/2025
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