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Ortsgeschichte im Bild Nr. 291: Martin Funk und sein Kosmorama

Der 1807 in Breitenholz geborene Sohn eines Schäfers, Johann Martin Funk, hat 1834 nach Entringen eingeheiratet. Mit Margaretha (*1799), einer Tochter...
Kosmorama
Kosmorama auf einer Lithographie aus Russland von 1858Foto: Wikipedia

Der 1807 in Breitenholz geborene Sohn eines Schäfers, Johann Martin Funk, hat 1834 nach Entringen eingeheiratet. Mit Margaretha (*1799), einer Tochter des hiesigen Nagelschmieds Heinrich Kußmaul hat er eine mehr als gute Partie gemacht: Anlässlich der Heirat wurde nämlich genauestens protokolliert, welche materiellen Werte Mann und Frau in die Ehe eingebracht haben. Die Dinge des Ehemanns hatten einen Wert von 28 Gulden und 45 Kreuzern, wovon allerdings zu gegebener Zeit „noch die Kosten für die Erlangung des Meisterrechts abzuziehen“ seien. Die „Beibringen des Eheweibs“ überwogen die des Mannes um fast das Zehnfache: Allein die „zweischläfrige Himmelsbettlad“ hatte schon den Wert von 30 Gulden … und dann „das Dach über dem Kopf“, das zum Wohnen und Arbeiten ja unerlässlich war. Im Güterbuch, das auch die Maße der Flächen benennt, ist das so beschrieben: „1/12 [!] an einem zweistockigen Wohnhaus, worunter 1 gewölbter Keller ist, hinten im Gäßle neben alt Georg Mader und den Hofgärten“. In Haus und Hof hatten sie somit einen Lebensraum, der umgerechnet insgesamt 87 qm umfasste.

Eigentlich war Martin Funk ja Drehermeister – im heutigen Sinne wohl Holz-Drechsler. Aber bei der vorherrschenden häuslichen Enge ist es weiter nicht verwunderlich, dass er sich um einen Nebenerwerb bemühte, dem er „außer Haus“ nachgehen konnte. So schaffte er ein Kosmorama an – einen Guck-Kasten, der auf einen zweirädrigen Leutschinder montiert ist. Mit diesem zog er durchs Ländle, wohl von einem Jahrmarkt zum andern.

Das Kosmorama übte eine gewisse Anziehung auf die neugierigen Zeitgenossen aus. Hier konnten sie unter künstlicher Beleuchtung und durch vergrößernde Gläser z. B. verschiedene fremde Gegenden betrachten. Martin Funks Geschäft mit dem Kosmorama ist so lange gutgegangen, bis er sich eines Tages mit Typhus infiziert hat. Erst 38 Jahre alt, starb er „im Clinicum in Tübingen am 3.10.1845 an Nervenfieber“. Seine letzte Ruhestätte fand er in Entringen, „wohin er todt transportiert und beerdigt werden durfte“ – am 5.10.1845.

Das Entringer Waisengericht hat darauf im Dezember im Schwäbischen Merkur eine Anzeige mit folgendem Text aufgegeben: „Aus der Verlassenschaft des verstorbenen Martin Funk dahier, welcher in letzter Zeit dressierte Vögel zu Schau umhertrug, wird das vorhandene Kosmorama sammt Wagen und eine Spielorgel am Samstag, den 17. Januar 1846, nachmittags 1 Uhr, in dessen Behausung gegen sogleich baare Bezahlung im Aufstreich verkauft, wozu die Liebhaber eingeladen werden“.

Margaretha, Martin Funks Witwe, verstarb 1863; der Sohn Heinrich (*1838) ist, wohl in der Hoffnung auf bessere Lebensumstände, im Jahr 1866 nach Amerika ausgewandert.

Reinhold Bauer und Manfred Falkenberg

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Ammerbuch
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Ausgabe 46/2025
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