Ortsvorsteher Wolfgang Matzka begrüßte am Montag dieser Woche rund 40 Bürgerinnen und Bürger in der Waldsaumhalle zum Ortsteilgespräch; mit dabei waren Fachleute aus der Verwaltung, Gemeinde- und Ortschaftsräte. Oberbürgermeister Johannes Arnold erinnerte an das letzte Ortsteilgespräch im März 2017. Bei zwei Gesprächen im Jahr und einer Pause zwischen den Gesprächsrunden war nach Ettlingen-West, Bruchhausen und Ettlingenweier nun wieder Oberweier an der Reihe. Und nachdem damals eine Frage gelautet hatte, wieso Projektrealsierungen viel Zeit in Anspruch nähmen, hätte das Gespräch dieses Mal unter dem Motto stehen können „ganz schön viel passiert in Oberweier seit 2017“.
Man dürfe durchaus zufrieden zurückblicken, unterstrich der OB, der zunächst realisierte Projekte beleuchtete: das Neubaugebiet Gässeläcker, das 2017 in der Erschließung war. 60 Bauplätze, ein Drittel davon städtisch, wurden geschaffen, Oberweier bekam Zuwachs von etwa 260 Einwohnern, darunter 103 Kinder. Der Quartiersplatz im Gässeläcker wurde zu einem Treff- und Mittelpunkt, das Mehrgenerationenhaus bietet elf Seniorenwohnungen und einen Begegnungsraum im Sockelgeschoss. Hier galt ein Dank Sponsoren aus dem Ort, die für die Ausstattung des Raums gesorgt hatten. Die Sanierung der Dorfmitte wurde angestoßen, sie läuft noch zwei Jahre weiter. „Es handelt sich dabei um das einzige laufende Sanierungsgebiet in einem Ortsteil“, betonte der OB. 22 private Erneuerungsmaßnahmen an Gebäuden wurden beispielsweise gefördert, 600.000 Euro investiert. „Die Förderung hat einen Turbo in Gang gesetzt.“ Noch sind Gelder im Fördertopf, „für die Sanierung des Dorfplatzes brauchen wir einen Großteil davon“.
Der Dorfladen Fux und Has mit Zugang über die Chayns-App wurde eröffnet als erfolgreiche personalfreie Variante nach mehreren Anläufen. Die Oberweirer haben es in der Hand, dass der Laden erhalten bleibe, „nutzen Sie ihn intensiv!“
Des Weiteren nannte der OB die Sanierung der Waldsaumhalle sowie die Anlage eines neuen Urnengrabfelds in würdiger Qualität als gelungene Realisierungen seit dem letzten Ortsteilgespräch. Bilanz: „Wir haben einiges Gutes hinbekommen!“
Dann kamen die anstehenden Projekte aufs Tapet. Jürgen Rother, Leiter des Amts für Hochbau und Gebäudewirtschaft, stellte die Überlegungen in Sachen Schulkindbetreuung vor. „Wir haben Rabatz gemacht“, hatte Arnold eingangs betont, denn das Land hatte die Pflichtaufgabe des Bundes, bis 2026 jedem Grundschulkind Betreuung zu ermöglichen, in Form einer Lotterie um die Gelder propagiert. Mit kommunalen Spitzenverbänden und Presse an der Seite hatten die Kommunen erreicht, dass das Land signalisierte: die Gelder kommen. Ettlingen rechne mit einer Million Euro, trotzdem werde noch einiges am Stadtsäckel hängen bleiben. Zwei Schulen haben erheblichen Bedarf, neben der Thiebauthschule ist dies die Grundschule Oberweier, die großen Raumbedarf habe. Ein Konzept, basierend auf Zahlen des Amts für Bildung, Jugend, Familie und Senioren, sei in Kooperation mit SPS-Architekten erarbeitet worden und habe gezeigt: Ein Anbau in Richtung derzeitigem Schulhof sei am wirtschaftlichsten, so Rother. Die Verköstigung der Kinder, derzeit im Wendelinsaal, werde nach dem Umbau auch wieder in der Schule stattfinden können. Die Kostenschätzung belaufe sich auf rund 1,9 Mio. Euro; die Maßnahme muss bis August 2027 abgeschlossen sein. Für einen neuen Schulhof werde ein Teil des Bolzplatzes genutzt; 2025 werde die Vergabe an die Planer erfolgen. OB Arnold betonte, dass von den Bäumen dort möglichst viele erhalten bleiben sollen, zudem werde nachgepflanzt. Einen Fußballplatz werde es aber weiterhin geben, er sei sehr beliebt.
Weiter gings mit der Umgestaltung des Dorfplatzes, den Kanälen und den Entwässerungsgräben, Daniel Schwab, Leiter des Stadtbauamts, nahm sich dieser drei Themen an.
Die Dorfplatzumgestaltung sei nicht nur ein Projekt zur Steigerung der Attraktivität des zentralen Platzes, es gehe auch um den Umgang mit Starkregenereignissen durch die Aufdimensionierung der Kanäle, das reparaturanfällige Pflaster und eine neue Buslinienführung, die den oberen Dorfbereich besser anbinde.
Aktuell laufe das Vergabeverfahren für das planende Ingenieurbüro, mit einem Baubeginn sei im Sommer 2025 zu rechnen, Abschluss der Arbeiten wohl im 2. Quartal 2026. Die Planung werde zu gegebener Zeit im Ortschaftsrat vorgestellt, die Entscheidung liege bei den städtischen Gremien. Zudem sei die Abstimmung mit den Grundstückseigentümern vorgeschaltet. 547 Kanalhaltungen gibt es in Oberweier (Haltung = Abschnitt zwischen zwei Einstigen), 123 davon müssen in den kommenden zehn Jahren nach und nach bearbeitet werden: 33 sind zu erneuern, 19 zu renovieren, 71 müssen repariert werden, teils im Inliner-Verfahren. Basis für die Planung der Kanalsanierung sind Befahrungen und Priorisierungen nach Schadensart und Wasserschutzgebiet.
Bei den Entwässerungsgräben, immerhin 15 Kilometer, die mit einem Aufwand von bis zu 25.000 Euro jährlich gepflegt werden, machten Auflagen die Pflege immer aufwändiger, so Schwab. So müsse inzwischen anfallender Schlamm entsorgt werden. Wichtigster Graben im wasserreichen Oberweier ist der Buschbach, der teils verdolt ist. Eine Renaturierung ist auch durch viele private Anrainer viel zu aufwändig, man erarbeite daher ein Konzept, das das Grabensystem im Ortsaußenbereich beispielsweise durch Bypässe entlaste. Das Konzept werde im Ortschaftsrat vorgestellt.
In der anschließenden Fragerunde kamen allerhand Themen zur Sprache, vom Wasser im Keller über verstopfte Abflüsse, dem Glasfaserausbau nebst Leerrohren, dem Zustand des Friedhofs und Straßenbeleuchtung bis hin zur Parksituation im Ort, rechtlichen Fragen in Sachen Sperrmüll und dem Leerstand von Häusern.
Wo die Verwaltung keine Antwort parat hatte, nahm sie die Anregungen und Fragen mit; teils wird sich auch der Ortschaftsrat mit den Themen befassen. So sei angedacht, beispielhaft eine Straße mit Parkfeldern zu markieren, um eine realistische Parksituation mit sämtlichen Konsequenzen zu schaffen. Im Anschluss nutzen die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, bei einem Getränk ungezwungen mit Verwaltungsfachleuten ins Gespräch zu kommen.