Berührend, emotional und ergreifend - das war die Verabschiedung der Ortsvorsteherin a.D. Karen Eßrich am Mittwochabend der Vorwoche auf jeden Fall. So manche und mancher dürfte dabei eine Träne unterdrückt haben. Der Künstler Guntram Prochaska veranschaulichte seine Wertschätzung der ehemaligen Ortsvorsteherin gegenüber, indem er ihr ein Kunstwerk schuf.
Nicht nur das: Gekonnt bohrte Karen Eßrich die Blätter an das Kunstwerk, einen Baum in der für Guntram Prochaska typischen Arbeitsweise, an. Jens Jägle bohrte mit, war aber nicht ganz so geschickt wie Karen Eßrich, die großen Beifall für ihr Tun erntete und ihre Begeisterung mit gewohntem Humor und Gelassenheit ausdrückte. Eine besondere Gesangseinlage sowie Hommage an das badische Malerdorf und Karen Eßrich in der für Grötzingen typischen frechen und unkonventionellen Manier brachten die „Muntere(n) Mütter“. Sie starteten mit „Schön war die Zeit“ und endeten mit „Nachts um halb eins in Grötzingen“.
Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup begrüßte Karen Eßrich und ihre Familie, den neuen Ortschaftsrat Jens Jägle sowie die anwesenden Ortschaftsräte, Gemeinderäte sowie Bürgermeister Daniel Fluhrer, der das Dezernat 6, das unter anderem zuständig für Planen, Bauen und den Zoologischen Stadtgarten ist, leitet. Auch den Bürgermeister Dr. Albert Käuflein, der zuständig für Kultur, öffentliche Sicherheit und Ordnung, Personal und Organisation, Statistik und Wahlen, Bürgerbeteiligung, Stadtteilentwicklung und Informationstechnik und Digitalisierung ist und das Dezernat 2 leitet, hieß er herzlich willkommen.
„Stets nah bei den Menschen, haben Sie zugehört und vermittelt. Ihnen war es wichtig, Grötzingen zu stärken. Sie waren über ein Jahrzehnt das Gesicht Grötzingens. Mit Herz und Haltung sowie stets einer Prise Humor haben Sie Ihr Amt gestaltet. AWO, Naturtreff, Heimatfreunde, Fastnacht – ganz tief waren und sind Sie im Vereinsleben verwurzelt. Sie haben Menschen zusammen gebracht. Ihre große Lebenserfahrung, auch von Tansania aus, ihre prägende Rolle innerhalb der Familie, auch als Mutter und Großmutter, war bemerkenswert. Das ist es, was die zehn Jahre, die Sie in Grötzingen waren, auszeichnet“, hob der OB hervor. Karen Eßrich habe Projekte wie das, den örtlichen Baggersee mittels einer Rechtsverordnung erlebbar zu machen, die Sanierung des Rathauses oder den Einbau eines Lifts, der es auch mobilitätseingeschränkten Personen ermögliche, an der Kultur teilzuhaben, ins Leben gerufen und initiiert. Hinsichtlich der Kultur, zum Beispiel mit der Einrichtung eines Stadtteil-Kulturkonzepts, habe sie viel bewirkt. „Sie haben es geschafft, die Menschen zusammenzuführen, ohne dass ihre Individualität verloren geht. Mit Ihnen geht eine Ära verloren. Ihr Wirken wird weiter in anderen Projekten sichtbar sein“, so der OB. Er betonte, dass Karen Eßrich ein sehr großes Potential habe und Grötzingen damit sehr geprägt habe. Jägle habe eine Hospitation im Bürgermeisteramt gemacht und wohl deshalb Lust darauf bekommen, das Amt auszuüben. Es sei schwer, das nachzumachen, aber er werde den Platz neu füllen.
Ein weiteres Grußwort lieferte Dr. Gabriele Vorberg mit Einspielungen im Zusammenspiel von Veronika Pepper und Birgit Hauswirth-Metzger, die sich aktuell im Urlaub befinden. Vorberg rühmte, dass Karen Eßrich nicht nur Ortsvorsteherin, sondern auch Teil der Vereinslandschaft war. Wo sie sich überall engagiert und eingebracht hatte, zeigte sie anschaulich in einem Video.
Beispiele sind der Baggerseetag oder das Sanierungskonzept Stadtmitte. Wertschätzend sagte sie, dass sie Karen Eßrich als empathisch, belastbar und geduldig empfunden habe. Sie habe sich auch als Mensch eingebracht, auch mal mit einsamen Menschen Weihnachten gefeiert, im Wald gearbeitet und das jede Woche, direkt aufeinander. Jens Jägle bedankte sich bei Karen Eßrich. „Die Grötzinger Bürger mögen Kultur und Nachhaltigkeit. Es ist eine große Aufgabe, das weiterzuführen.“
Karen Eßrich bedankte sich und sagte: „Es ist schön, dass Ihr da seid. Es war mir ein Fest, Ortsvorsteherin gewesen zu sein, Emotionen zu leben, Höhensprünge oder auch Ausraster zu haben. Es war mir ein Traumberuf als Ortsvorsteherin, mit tollen Mitarbeitern.“ Als „Aufräumerin des Rathauses“ bleibe sie sicherlich in Erinnerung, sagte sie. Auch mit der Sanierung der Stadtteilbibliothek habe man etwas Gutes bewirkt und Raum für das N6 geschaffen. „Es gibt die schönen Momente, in denen man Luftsprünge macht wie, als die Stelle der Stadtteilkulturbeauftragten geschaffen wurde.“ Eßrich bedankte sich bei allen und schloss mit den Worten „Grötzingen, lebe hoch.“ (war)