Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
der Bürgerentscheid über die Errichtung von Windkraftanlagen auf unserer Gemarkung liegt hinter uns. Am 13.04.2025 hat sich eine Mehrheit der teilnehmenden Wählerinnen und Wähler gegen die Weiterverfolgung des Projektes ausgesprochen. Dieses demokratische Votum ist zu respektieren.
Die Wochen vor diesem Entscheid waren geprägt von einer außergewöhnlich intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Einerseits war es positiv und wichtig zu sehen, wie engagiert sich viele Ostelsheimerinnen und Ostelsheimer in den demokratischen Dialog eingebracht haben. Befürworter und Gegner haben leidenschaftlich um Argumente gerungen, Informationen ausgetauscht und sich für ihre Überzeugungen eingesetzt. Dieses Engagement ist ein Zeichen einer lebendigen Demokratie.
Andererseits müssen wir auch selbstkritisch feststellen, dass die Debatte teilweise Züge annahm, die besorgniserregend waren. In einigen Fällen war eine vernünftige und sachliche Diskussion kaum noch möglich. Persönliche Angriffe und Misstrauen trübten das Miteinander. Besonders bedauerlich sind die Berichte über die negativen Folgen, die diese aufgeladene Stimmung im persönlichen Umfeld hinterlassen hat: Familien, die nicht mehr miteinander reden, Freundschaften, die zerbrochen sind.
Dies darf kein Dauerzustand werden. Gerade jetzt sind wir auf unseren Zusammenhalt angewiesen. Ostelsheim ist eine kleine, beschauliche Gemeinde, die lebenswert ist und bleiben soll. Eine starke Gemeinschaft und ein wohlwollendes Miteinander sind dafür unerlässlich. Lassen Sie uns die Gräben, die vielleicht entstanden sind, wieder zuschütten und aufeinander zugehen.
Es ist kein Geheimnis, dass der Gemeinderat und ich als Bürgermeister uns ein anderes Ergebnis des Bürgerentscheids gewünscht hätten. Wir waren und sind von den Chancen überzeugt, die das Projekt für Ostelsheim geboten hätte. Aber das Prinzip der Direktdemokratie, auf dem ein Bürgerentscheid beruht, ist eindeutig: Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler entscheidet. Dieses Ergebnis akzeptieren wir selbstverständlich und werden es entsprechend umsetzen.
Dementsprechend gilt der mit den Stadtwerken Tübingen abgeschlossene Gestattungsvertrag zur Nutzung der Flächen als beendet. Nun stehen Gespräche mit den Stadtwerken Tübingen an, um die Abwicklung der bereits erbrachten Vorleistungen (z.B. Kosten für Gutachten, Planung, die Windmesseinrichtung) zu regeln. Unser klares Ziel als Gemeinde wird es dabei sein, die finanziellen Belastungen für unseren Haushalt so gering wie möglich zu halten. Sobald uns die finale Summe bekannt ist, werden wir die Öffentlichkeit umgehend darüber informieren.
Dass der erste Bürgerentscheid in unserer Gemeindegeschichte stattfinden konnte, verdanken wir unserem Gemeinderat. Seine Bereitschaft, auf den Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger hin eine solch weitreichende Entscheidung zur Abstimmung zu stellen, ist besonders hervorzuheben, da dies in einer repräsentativen Demokratie wie unserer nicht selbstverständlich ist.
Ich habe mir nach dem Bürgerentscheid bewusst einige Tage Zeit für diese Einordnung genommen, in der Hoffnung, dass sich die ersten Anspannungen und Emotionen etwas gelegt haben. Es ist Zeit, als Gemeinde wieder zusammenzuhalten und gemeinsam nach vorne zu schauen. Die Themenvielfalt und die Menge an Herausforderungen, die vor uns liegen – von der Kinderbetreuung über die Infrastruktur bis hin zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gemeinde – sind nicht zu unterschätzen und erfordern unsere ganze Kraft und vor allem unseren Gemeinschaftssinn.
Lassen Sie uns diese Aufgaben gemeinsam angehen.
Ihr
Ryyan Alshebl
Bürgermeister