Sechs Tage mit Zwischenübernachtungen in Dover für eine Reise in Hemsbachs Partnerstadt Wareham in Dorset – lohnt sich das denn? Die 14 Jugendlichen aus den weiterführenden Schulen in Hemsbach sowie ihre Betreuer und die 16 Erwachsenen des Partnerschaftsvereins, die an der Reise Ende August teilnahmen, würden diese Frage wohl sofort mit Ja beantworten. Denn die persönlichen Begegnungen mit den Freunden in England bereichern das Leben diesseits und jenseits des Ärmelkanals und fördern das gegenseitige Verständnis füreinander. Aber viel Arbeit mache die Vorbereitung schon, meint Hedda Schulz, die in diesem Jahr ihren Mann Helmut, den Geschäftsführer des Vereins, als Organisatorin und Reiseleiterin vertreten hat. Denn der Brexit verkompliziere die Reise im Vergleich zu früher. Alle Teilnehmenden brauchen einen Reisepass und der deutsche Bus darf aus versicherungsrechtlichen Vorschriften keine englischen Passagiere auf gemeinsamen Ausflugsfahrten mitbefördern. Die Spaziergänge auf der Fähre und die Stippvisiten in Dover und Folkstone für die Busreisenden lockerten die langen Fahrten auf, ebenso das kleine Wissensquiz über Land und Leute.
Besonders die Jugendlichen – zwischen 13 und 15 Jahre alt – und ihre ehrenamtlichen Betreuer, Erzieherin Sandra Makutenas und ihr erwachsener Sohn Lukas Fleig, waren von dieser Reise begeistert. Viele waren zum ersten Mal in England, manche zum ersten Mal ohne ihre Familie unterwegs. Jana bedauert vor allem, dass sie wegen der Ferienzeit kaum Kontakt zu gleichaltrigen Schülern hatten. Umso mehr genossen sie die herzliche Betreuung durch die Familie ihres englischen Scoutguides Gareth Lloyd. Untergebracht war die Gruppe direkt in Wareham im Haus der Scouts. Anders als bei den Zwischenübernachtungen im modernen Drei-Sterne-Hotel am Kai in Dover unterhalb der berühmten weißen Klippen ging es hier eher spartanisch, aber auch besonders lustig zu. Und alle fassten mit an: Bei der Zubereitung der Mahlzeiten, beim Aufräumen und Saubermachen. Mika sorgte mit seiner Gitarre nicht nur bei den beiden Grillabenden für Stimmung.
Die Ausflugsprogramme für die Jugendlichen und für die Erwachsenen ließen nichts zu wünschen übrig. Die Jugendlichen erkundeten die mächtige Burgruine Corfe Castle, amüsierten sich am Strand in Studland, probierten Wassersportarten wie die Seacars aus und spazierten zu den Old Harry’s Rocks (Foto). Sie fuhren per Zug und Boot auf die Naturschutzinsel Brownsea Island, sozusagen dem Geburtsort der Pfadfinderbewegung. Abends auf der großen Rundfahrt durch den Naturhafen von Poole gab’s Fish and Chips wie schon am Abend zuvor oder auf der Fähre nach Dover. Gabrielas Shepherd’s Pie, ebenfalls ein typisch britisches Gericht, hatte den meisten aber besser geschmeckt.
Die Erwachsenen, die wie immer bei Gastfamilien wohnten, verbrachten den Freitag mit ihren englischen Freunden. Einige fuhren ans Meer, andere erkundeten den vom Künstlerpaar Simon und Monique Gudgeon angelegten Park „Sculptures by the Lakes“. Abends hatte Jenny Elmes zu einem Vortrag über ihr Buch „M-Mother“ eingeladen, in dem sie die Geschichte ihres Onkels dokumentarisch dargestellt hat.
Am Samstag trafen sich alle in Sherborne in Dorsets Norden. Diese Gemeinde wird dominiert von den beeindruckenden Ruinen des Old Sherborne Castle und dem 1594 von Sir Walter Raleigh, ein Günstling von Elisabeth I., erbauten Schloss.
Am Sonntagmorgen in Warehams anglikanischer Kirche St. Mary’s Church nahmen die Jugendlichen und die Erwachsenen am Familiengottesdienst mit der Taufe des kleinen Teddys teil. Wer wollte, durfte sich sogar an den Handglocken versuchen, die bei einigen Liedern mit Orgelbegleitung für eine besondere Atmosphäre sorgten. Hedda Schulz nutzte die Gelegenheit, alle Gottesdienstteilnehmer herzlich nach Hemsbach einzuladen, gerade auch die vielen jungen Familien.
Eingerahmt war die Begegnungsreise wie stets vom offiziellen Empfang in der Town Hall und der Abschiedsparty am Sonntagnachmittag in der Caryhall. Die Bürgermeisterin Marian Jill Cotton begrüßte die Hemsbacher herzlich mit vollem Ornat. Sie kam auch zur fröhlichen Abschiedsparty, die von den Mitgliedern der Twinningsociety ausgerichtet wurde. Beste Stimmung verbreiteten dabei die Morris Dancers der Dorset Buttons, die nach ihren Tanzaufführungen in Trachten auch die deutschen Gäste zum Mittanzen einluden. Ein Quiz darf bei solchen Partys in England nicht fehlen. Christine Birkle vom Vorstand hatte es für zwei deutsch-englische Teams vorbereitet. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete aber eindeutig das Indoor-Pferderennen mit zehn Durchgängen. Alt und Jung wagten sich an den Wickelwettbewerb, bei dem vier künstlerisch gestaltete Holzpferchen mit Jockey an gleichlangen Schnüren befestigt ins Ziel gekurbelt werden mussten.
Wieder zu Hause in Hemsbach fasste Schriftführerin Corinna Zipp beim Stammtisch die Eindrücke der Reise zusammen und dankte Hedda Schulz für ihren Einsatz. Die beiden Betreuerfamilien der Jugendgruppen werden auch den jeweiligen Partnerorganisationen beitreten. Ein Nachtreffen der Jugendgruppe wird bald im JUZ stattfinden. Und auch ein „Englischer Abend“ soll geplant werden.(mda/red)
Nächste Termine des PSV Hemsbach:
Chansonabend mit Henri Muller am 19. Oktober 2024 im Max
Französischer Abend am 15. November 2024 im Max
Gegenbesuch der Warehamer vom 2. bis 6. Oktober 2025
Weitere Infos: www.psv-hemsbach.de