Die Gastgeber standen bereit, als der Walheimer Bus nach langer Nachtfahrt am Pfingstsamstag zum diesjährigen Partnerschaftstreffen vor das Rathaus von Pouillé-les-Côteaux rollte. Unter den Wartenden waren auch vier Walheimer Radler, welche sich bereits eine Woche zuvor als Vorhut auf den Weg in die Partnergemeinden im Großraum Nantes gemacht hatten und deren Fahrrad-Tachos am Freitag vor Pfingsten nach genau 1.050 Kilometern zum Stillstand gekommen waren.
Viel Zeit zum Durchatmen blieb den Gästen nicht, denn nach einem Begrüßungstrunk und dem Mittagessen in den Gastfamilien ging es zur über der Loire gelegenen mittelalterlichen Burganlage von Oudon mit ihrem hoch aufragenden Wehrturm. Von dort ging es über die Loire nach Champalud, wo in einer Parkanlage mit fantastischem Blick auf die Loire ein „Pot de l’Amitié“ (Freundschaftstrunk) mit Knabbereien vorbereitet worden war. Am nächsten Tag stand ein Ausflug ans Meer auf dem Programm. Auf der Insel Noirmoutier wurde an einem der Salzfelder die uralte Technik zur Salzgewinnung aus Meerwasser erklärt, ehe bei strahlendem Sonnenschein nach dem Picknick im angrenzenden Pinienwald der Atlantik einige Mutige ins Wasser lockte. Den Abschluss bildete die Fahrt in einem „Zügle“ durch den Hauptort der Insel, deren Einwohnerzahl im Sommer von knapp 10.000 auf über 120.000 anschwillt.
Das Schloss von Angers, ursprünglich als Festung auf einem Felsvorsprung oberhalb der Maine errichtet und später zu einer prachtvollen Residenz erweitert, war am dritten Tag das erste Ziel. Im Innern des Schlosses befindet sich mit dem 100 Meter langen Wandteppichzyklus der Apokalypse oder Offenbarung des Johannes eine in dieser Größe einzigartige Rarität. Weiter ging es nach Béhuard, einer Gemeinde mit nur 120 Einwohnern, welche auf einer Insel zwischen zwei Armen der Loire liegt und damit regelmäßig vom Hochwasser betroffen ist.
Den Abschluss fand das Treffen mit dem traditionellen deutsch-französischen Abend. Hier gab es zunächst einen Rückblick auf die Anfänge der Partnerschaft, die ihren Ausgangspunkt in der Begegnung eines jungen Franzosen und eines jungen Deutschen vor 50 Jahren in Tübingen hat. Vor rund 35 Jahren mündete dieser erste Kontakt in regelmäßige Besuche zwischen Walheimern und den Bewohnern aus vier französischen Gemeinden. Inzwischen hat eine Gemeindereform aus den ursprünglich vier Dörfern drei Kommunen gemacht. Im Jahr 2000 wurden die bis dato privat unterhaltenen Beziehungen als offizielle Städtepartnerschaft besiegelt. Es gab also ein Jubiläum zu feiern, und dies geschah mit einem ausgiebigen Menü und einem Sich-Austoben auf der Tanzfläche. Die gute Stimmung wie auch die Tatsache, dass viele neue Kontakte geknüpft wurden, haben gezeigt, dass die Partnerschaft trotz der großen Entfernung nach wie vor lebt. Und so wird es auch im nächsten Jahr wieder heißen: „Soyez les bienvenus à Walheim!“ („Herzlich willkommen in Walheim!“)