NUSSBAUM+
Kirche & Religion

Paul Eisenhardt

Menschen … die Spuren hinterlassen haben Paul Eisenhardt – genannt auch Schmied Paul Paul Eisenhardt wurde im Jahr 1900 in Rutesheim geboren....
Paul und Ida Eisenhardt
Paul und Ida EisenhardtFoto: Martin Schaber

Menschen … die Spuren hinterlassen haben

Paul Eisenhardt – genannt auch Schmied Paul

Paul Eisenhardt wurde im Jahr 1900 in Rutesheim geboren. Über drei Generationen hinweg prägte er das kirchliche Leben und den CVJM in Rutesheim.

Er war Geschäftsmann mit einer Schmiede- und Schlosserwerkstatt. Seine Frau Ida, geb. Vincon, stammte aus Perouse. Sie war mitprägend und positiv einflussreich. Die Kinder Gretel und Hans waren Zwillinge und immer voll in Verein und Kirchengemeinde integriert. Wohnung und Werkstatt waren im Haus Moltkestraße 1, heute befindet sich hier der Buchladen One. Das Geschäft hatte sein Vater Jakob Eisenhardt angefangen. Paul hat es dann verantwortlich, zusammen mit seinem Bruder Erwin, weitergeführt und erweitert. Sie hatten immer mehrere Mitarbeiter. Auch Lehrlinge wurden ausgebildet. Neben den üblichen Schlosser- und Schmiedearbeiten wurden hier viele Geräte und Maschinen gehandelt und repariert. Es gab noch keine Großhändler wie z. B. die WLZ. Also kaufte man alles, was man in der Landwirtschaft benötigte, in diesem Geschäft. Sogar die ersten Bulldoge im Dorf wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von hier geliefert. Auf dem freien Platz vor dem Haus waren oft die neuesten Ackergeräte zu bestaunen. Ein gefragtes Produkt aus dieser Werkstatt war nach dem Krieg das Leiterwägele. Zusammen mit der Schreinerei Gotthilf Eisenhardt, die die verschiedenen Holzteile vorfertigten, war das ein gelungenes Gemeinschaftsprodukt. Bald waren in jedem Haushalt diese hilfreichen Hand-Lastwägele im Einsatz. Man findet sie vereinzelt heute noch.

Das war die eine Seite von Paul. Wichtig, um zu ermessen, wie die freie Zeit geprägt war. Paul wollte kein öffentliches Amt und war deshalb nie Kirchengemeinderat oder Gemeinderat. Für die CDU war er zeitweise gewähltes Kreistagsmitglied in Leonberg.

Seinen Dienst und Auftrag sah er im Jünglingsverein, heute CVJM, und in der Kirchengemeinde. Schon mit 20 Jahren wurde er Vorstand im Verein und blieb das bis 1960. Auch in der Kinderkirche, dem „Sonndichschiale“, war er viele Jahre Kinderkirchhelfer und mitverantwortlich. Unvergesslich ist mir eine laute Aussage von Paul in der Kirche in meinen Kinderjahren, vielleicht eine der ersten Äußerungen, die ich von ihm überhaupt vernahm: „Wir sind in der Kirche“. Vom Altarraum aus mahnte er die große Schar zur Ruhe.

Wichtig war für Paul der Posaunenchor. Zum Lob Gottes zu spielen, war ihm sehr wichtig und er hat selten bei Proben und Einsätzen gefehlt. 50 Jahre lang war er aktiv, das war damals rekordverdächtig.

Ein weiteres Kind seiner Aktivitäten war der Forchenwald. Bei einem Spaziergang im Jahr 1929 mit Vereinskameraden kamen sie am Steinbruch und einer kleinen Freifläche vorbei. Der Vorstand hatte bald die Vorstellung, dort einen Spielplatz und Vereinsgarten herzurichten. Der Plan wurde umgesetzt und mit vielen Helfern und damaligen Hilfsmitteln wurde der Platz aufwändig geebnet, vergrößert und schön gerichtet. In den Vorkriegsjahren wurde der Forchenwald zwangsweise nochmals Steinbruch, weil Schotter benötigt wurde. Vieles von dem, was entstanden war, wurde so wieder zerstört. Nach dem Krieg wurde er wieder mit viel Aufwand zu dem Platz, wie er heute besteht. Im Jahr 1953 wurde auch das erste Fowa-Häusle gebaut, davor stand hier eine Schutz- und Gerätehütte.

Die Hauptsache im „Jinglingsvorei“ aber war der „Voreisobed“, am Sonntag im alten Gemeinschaftshaus in der Pfarrstraße. Da trafen sich die Mitglieder – junge und ältere zum Bibelabend. Begonnen haben die Abende zuvor meist mit Schenkelbatscherle, freiwillig aber mit viel Teilnahme. Bei manchen war das Sitzen danach oft „brennend“.

Man muss nicht lange raten, wer den Abend geleitet und die Bibelarbeit gehalten hat. Paul war ein leidenschaftlicher Alttestamentler und überzeugter Christ.

Ich will hier mal zusammenfassen, wie ein Wochenende bei unserem Vorstand Paul in der Regel so abgelaufen ist. Früher zählte der Samstagvormittag noch zur Arbeitswoche, also Werkstatt oder Geschäft. Im Sommer bei schönem Wetter und Bedarf oft Arbeit im Forchenwald. Am Samstagabend war immer Musikstunde und Posaunenchor. Wichtig war der Sonntag. Jeder Gottesdienstbesuch war selbstverständlich, oft auch vom Posaunenchor mitgestaltet. Die anschließende Kinderkirche war für Paul ein großes Anliegen. Er erzählte immer der ältesten Bubengruppe. Je nach Jahreszeit und Wetterlage war man am Mittag im Forchenwald und auf jeden Fall am Abend im „Vorei“.

Wichtig und dankbar zu erwähnen ist, dass Paul kein Solo-Vorstand war. Es gab den Vereinsausschuss und viele oft helfende Hände, denen auch viel zu verdanken ist. So gab es ab 1947 die erste Buben-Jungschargruppe mit Wilhelm Duppel, unserem „Jungschar-Wilhelm“, und im Jahr 1951 begann Werner Brodmann mit der Jungenschaft. Später kamen Jugendkreise, Familienkreise und die Sportgruppe dazu.

Ein sichtbares Zeichen aus der Werkstatt von Paul ist das große schmiedeeiserne Kreuz auf der Spitze unseres Kirchturms, das unübersehbar zum Himmel ragt.

Nach seiner aktiven Zeit im CVJM besuchte Paul die Altpietistische Gemeinschaft in Rutesheim, die er dann in den Jahren 1974 bis 1980 auch geleitet hat.

Im Jahr 1990 ist Paul im Alter von 90 Jahren verstorben.

Martin Schaber

Erscheinung
Stadtnachrichten – Amtsblatt der Stadt Rutesheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 26/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Rutesheim
Kategorien
Kirche & Religion
Panorama
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto