Zum ersten Mal leitet eine Dirigentin eine Produktion beim internationalen Belcantofestival Rossini in Wildbad. Claudia Patané hat unter anderem an der renommierten Academia Santa Cecilia Rom studiert und bereits an sieben Theatern Opernproduktionen geleitet, darunter in Deutschland in Erfurt. Auf dem Programm steht am 17. Juli, um 19.30 Uhr, Rossinis Spätwerk „Petite Messe Solenelle“. Solisten auf dem Baumwipfelpfad sind Ellada Koller (Sopran), Verena Kronbichler (Mezzosopran), César Cortes (Tenor) und Dogukan Özkan (Bass-Bariton), der im vergangenen Jahr als Herrscher von Algier begeisterte. Außerdem singt der Chor der Filharmonia Krakowska.
Die „Petite Messe“ ist eines der bedeutendsten Werke der letzten Arbeitsphase Rossinis. Er komponierte sie 1863, 34 Jahre nach seiner letzten Oper "Guillaume Tel". Die erste öffentliche Aufführung erfolgte im Pariser Théâtre-Italien und war ein großer Erfolg. Rossini schreibt dazu: „Lieber Gott. Hier ist sie, die arme kleine Messe. Habe ich nun wirklich heilige Musik (musique sacrée) gemacht, oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“ Die Aufführungsdauer beträgt ca. 85 Minuten. Der Aufbau der Messe folgt der französischen Messtradition, rein instrumental ist das Prélude.
Das Christe eleison stammt übrigens nicht aus der Feder Rossinis. Rossini übernahm eine Komposition seines Freundes, des französischen Komponisten Louis Niedermeyer, in seine Petite Messe. Wie die Herausgeber der neuen Urtextedition der Partitur (September 2010), Patricia B. Brauner und Philipp Gosset beim Verlag Bärenreiter Kassel mitteilen, ist das Christe eleison ein wörtliches Zitat des „Et incarnatus est“ aus der „Messe solennelle“ von Niedermeyer, die anlässlich der Feierlichkeiten zum Cäcilienfest im November 1849 uraufgeführt worden ist. (pm/red)