Was haben Wildschweinlebern aus der Pfalz und Muscheln aus der Nordsee gemeinsam? – Sowohl in den Wildschweinlebern als auch in den Muscheln reichern sich PFAS an; insbesondere in den Weichtieren bei den Offshore-Windparks. PFAS sind fluorierte organische Substanzen, die wegen der starken Bindung zwischen den Kohlenstoff- und den Fluoratomen nicht abbaubar sind. Die Ewigkeitschemikalien werden industriell hergestellt und finden sich in vielen Produkten. Es ist unklar, wo und in welcher Menge die inzwischen mehr als 10.000 verschiedenen PFAS vorkommen. Möglicherweise auch in Beschichtungen für Rotorblätter, aber auch in Kabelisolierungen, Schmierstoffen und Fetten, die in Windkraftanlagen (WKAs) eingesetzt werden. Eine Nachweispflicht gibt es nicht. Zwar liegt der Energiesektor nur im Mittelfeld der PFAS-Anwendungen, aber mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien könnte die PFAS-Nutzung im Energiesektor jährlich um 10 % steigen und damit auch die Gefahr für Mensch und Umwelt. PFAS bewirken gesundheitliche Schäden wie Leberschäden, Übergewicht, hormonelle Störungen, schlechtere Immunantwort und Risiken für das Gehirn. Welche Schäden für Mensch und Natur durch die Energiewende entstehen, hängt hauptsächlich von der Art der Entsorgung und Verwertung ab. Da bleibt zu hoffen, dass ausgediente WKAs wirklich fachgerecht entsorgt, und nicht einfach illegal z.B. in Tschechien abgeladen werden (darüber berichteten wir in den Ausgaben am 5. Februar und am 2. April).
2023 haben Fachbehörden aus verschiedenen europäischen Ländern ein Dossier zur Beschränkung aller PFAS bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA eingereicht. Doch Industrieverbände sind gegen ein PFAS-Verbot. Denn ohne PFAS gäbe es keine WKAs, keine Wärmepumpen und keine E-Autos. Auch die CDU/CSU-Fraktion argumentierte in einem Antrag an den Deutschen Bundestag: „Ohne PFAS wäre das ehrgeizige Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein, nicht zu erreichen.“
Quellen: MDR, 03.02.25: tinyurl.com/3zb8ke2j
Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste, 07.02.25: tinyurl.com/2kwc8jp7
Deutscher Bundestag, Drucksache 20/9736
Die „klimafreundliche“ Energiegewinnung ist nicht sauber. Aber für die Erreichung des Klimaziels ist das offenbar nebensächlich – so wie auch die naturbeeinträchtigenden Standorte. Die Rodung unzähliger Bäume und die Verdichtung von Waldflächen für WKAs und Zufahrtstraßen ist ein erheblicher Eingriff, von dem sich unser Wald nie wieder regenerieren wird.
Nächstes Treffen am 08.05.25 um 19.30 Uhr im Neuen Ludwigstal. Kontakt: karin.reinhard12@gmail.com, Spendenkonto: DE96 6709 2300 0033 3033 27
Dr. R. Kraft