Kommunalpolitik

Pflanzenkohle – eine Chance für die Biogas-Anlage

Manchmal kommt es tatsächlich vor, dass man seiner Zeit voraus ist. Es war im Jahr 2019, als unsere noch junge Fraktion den Antrag einbrachte, darzustellen,...

Manchmal kommt es tatsächlich vor, dass man seiner Zeit voraus ist. Es war im Jahr 2019, als unsere noch junge Fraktion den Antrag einbrachte, darzustellen, inwieweit Pflanzenkohle für die Biogas-Anlage in Echterdingen genutzt werden könne und ob sie grundsätzlich in einer Form in unserer Stadt zur Energiegewinnung einsetzbar sei. Zugegeben: Wir erinnern uns nicht mehr explizit an die Antwort, auch in den Akten haben wir nicht danach gestöbert – aber sie ist sicher nicht übermäßig umfassend und detailliert ausgefallen, sodass das Thema bei der Fraktion L.E.Bürger/DIB wieder in Vergessenheit geraten ist.

Nun hat die Pflanzenkohle uns alle in Leinfelden-Echterdingen wieder eingeholt. Im Gemeinderat hat der Unternehmer Thorsten Alxneit sein Start-up SCS GmbH (Sustainable Century Stuttgart) vorgestellt: Seine Firma stellt Pflanzenkohle her aus Holzhackschnitzeln, Pflanzen, Büschen und Weinreben, für die es keine weitere Verwendung gibt. Im sogenannten Pyrolyseprozess wird die Biomasse in einem abgeschlossenen Raum auf 550 bis 750 Grad erhitzt, dabei wird mehr Energie erzeugt, als für den Prozess benötigt wird. Heißt: Mit der Pflanzenkohle entstehen Strom und Wärme. Pflanzenkohle kann schließlich als Wasserspeicher für Stadtbäume, im Straßenbelag oder in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Gleichzeitig bindet sie Kohlendioxid und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Der Unternehmer wird im November seine Pyrolyse-Anlage neben der Biogas-Anlage aufstellen – auf 250 Quadratmetern wird das Unternehmen Pflanzenkohle produzieren. Dabei will Thorsten Alxneit testen, ob Biogas- und Pyrolyse-Anlage kompatibel sind – also ob das Gas, das bei der Herstellung der Pflanzenkohle entsteht, in die Biogas-Anlage eingespeist werden kann. Das wäre ein Gewinn für beide Seiten, denn die Biogas-Anlage wird nicht mehr rentabel arbeiten, wenn 2028 die EEG-Förderung ausläuft. Sie müsste abgerissen werden, wenn sie keinem anderen Zweck zugeführt werden kann.

Unsere Fraktion freut sich über Dreierlei. Erstens, dass mit der Herstellung der Pflanzenkohle klimaunschädlich Strom und Wärme in Echterdingen produziert wird. Zweitens, dass vielleicht die Chance besteht, die Biogas-Anlage über 2028 hinaus zu betreiben. Und drittens, dass wir schon vor mehr als fünf Jahren in Pflanzenkohle ein Energiepotenzial für die Zukunft gesehen haben. Deshalb freuen wir uns auf die Ansiedlung der Pyrolyse-Anlage und hoffen, dass das positive Auswirkungen auf den Betrieb der Biogas-Anlage haben wird.

Erscheinung
Amtsblatt – Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen
Ausgabe 42/2025
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