In der Gemeinderatssitzung vom 22. Mai wurde neben anderen wichtigen Themen (wir berichteten in der letzten Ausgabe) auch der Sachstandsbericht zur örtlichen Pflegesituation im ambulanten Bereich von Frau Lemmle und Frau Kohlroß vorgestellt. Weiterhin stellte Herr Müller als Sprecher der selbstverantworteten Wohngemeinschaft „Mauhecke“, das seit 2016 umgesetzte Konzept vor. Zunächst einige Fakten, dann schließt der Beitrag nicht nur mit dem herzlichen Dank an die Aktiven, sondern auch mit Ideen zur Unterstützung und Fortsetzung der bisherigen Arbeit. Dieser Ausblick scheint uns erforderlich, da die Pflege mit allen Facetten (Kosten, Fachkräfte, Versorgungsmodelle …) in den kommenden Jahren zu einem noch erheblich größeren Thema werden wird und wie viele andere Aufgabenbereiche auch, benötigt es mehr Engagement der breiten Bevölkerung, da zugleich die Finanzmittel knapper werden.
Zur Einordnung des Berichts in das Thema Pflege in der Gesamtgemeinde Mühlhausen: Die ambulante häusliche Pflege wird überwiegend durch die Sozialstation Letzenberg e. V. durchgeführt und ist unter dem Dach der Caritas organisiert. Die Betriebsleitung der Sozialstation erfolgt durch Roswitha Lemmle. Aktuell (April/2025) werden insgesamt rund 746 Patientinnen und Patienten versorgt. Davon werden 334 Bürger und Bürgerinnen aus Mühlhausen ambulant in der Häuslichkeit betreut. Weitere Betreuungsangebote der Sozialstation Letzenberg finden in sieben „Betreuungsgruppen“ und dem „Betreuten Wohnen“ in verschiedenen Ortsteilen sowie in der Tagespflege „Sinnerfüllt“ im Seniorenzentrum statt. Darüber hinaus leistet die Sozialstation als Betreuungsdienst in der Wohngemeinschaft im Seniorenzentrum die „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ für die dort lebenden 12 Bewohnerinnen und Bewohner. Auch die Wohngruppenkoordination wird als Dienstleistung erbracht.
Der Aktionskreis der Sozialstation Letzenberg ist erheblich größer als die Gemeinde Mühlhausen, er versorgt mit 129 Beschäftigten auch die Gemeinden Malsch, Malschenberg, Rauenberg, Rotenberg, Dielheim, Horrenberg, Balzfeld, Oberhof und Unterhof. Frau Lemmle und ihrem Team gilt ein herzlicher Dank für ihre Arbeit!
Der Bericht von Herrn Müller, dem Sprecher der ambulant betreuten, organisatorisch selbstverantworteten Wohngemeinschaft, schloss sich an. Er verwies damit auf eine aus Sicht der SPD besonders interessante Form der Betreuung in Gestalt einer selbstverwalteten Wohngemeinschaft. Sie ist aus unserer Sicht besonders hervorzuheben, da Ältere in diesen Wohn- und Betreuungsformen ihren Alltag weitgehend selbst bestimmen können. Zunächst die Fakten: In der Wohngemeinschaft stehen insgesamt 12 Einzelzimmer mit Gemeinschaftsräumen, wie Küche, Essbereich, Terrasse, Sanitäranlagen zur Verfügung. Die Bewohnerinnen und Bewohner bzw. deren Angehörige oder rechtlichen Vertreter regeln ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich. Dazu zählen im Wesentlichen: die Gestaltung des Alltags, die freie Wahl und Vergabe der Pflege und Unterstützungsleistungen und deren regelmäßige Überprüfung, die Koordination und das Management der Wohngemeinschaft, der Kontakt mit dem Vermieter, die Lebens- und Haushaltsführung. Dazu gehören die Ausstattung der Wohnung, die Gestaltung der Tagesstruktur, die Höhe des Haushaltsgeldes u. a. m. Schließlich entscheiden die Bewohnerinnen und Bewohner auch über die Aufnahme neuer Mieter bzw. Mitglieder.
Die Wohngemeinschaft wird vom Verein WOGE Mühlhausen e. V. unterstützt, der die zeitliche Kontinuität sichert und wertvolle Dienste für das Bewohnergremium und deren Sprecher/in und Vertreter/in zur Verfügung stellt.
Herr Müller machte in seinen Ausführungen deutlich, dass die stetige Auslastung der Wohnkapazität aus Gründen der Kostendeckung besonders wichtig ist. Sobald ein Platz frei wird, entsteht ein Finanzierungsproblem durch fehlende Mieteinnahmen. Trotz grundsätzlich erheblicher Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsplätzen kann eine relativ plötzlich auftretende Vakanz in der Wohngemeinschaft nicht schnell genug öffentlich gemacht und eine Nachfolge gefunden werden. Herrn Müller möchten wir besonders für seinen engagierten Vortrag zur Wohngemeinschaft danken und den Impuls aufgreifen: Damit die kommunale Öffentlichkeit von der aktuellen Situation der Wohngemeinschaft oder von anderen Einrichtungen zur Pflege und Betreuung besser in Kenntnis gesetzt wird, sollte eine Information sowie im Bedarfsfall eine Vermittlung durch die Gemeindeverwaltung als „Relaisstation“ erfolgen. Die organisatorischen Möglichkeiten hierzu sollten – im Gemeinderat und öffentlich – diskutiert werden, Ideen aus der Bevölkerung hierzu sind willkommen. Grundsätzlich gilt für den gesamten Themenbereich Pflege und Betreuung: Die Gemeinde benötigt das Engagement und die Ideen der Bevölkerung, damit Ältere je nach ihren Wünschen und Bedürfnissen eine möglichst passende Versorgung erfahren. Die Bandbreite an Varianten reicht von der selbstorganisierten, gegenseitigen Unterstützung Älterer innerhalb einer Straße oder Wohnbereichs (z. B. abwechselndes Zusammenkommen zum gemeinsamen Mittagessen), über vielfältige Formen der praktischen Nachbarschaftshilfe (z. B. Unterstützung durch Einkauf- oder Fahrdienste), bis zu selbstverwalteten Wohngemeinschaften. An möglichen Varianten und Kombinationen mangelt es nicht, sie sollten ausprobiert werden! Denn eines ist sicher: Nur mit Ideen und dem Engagement der Bevölkerung werden wir gute Lösungen entwickeln und umsetzen können!
Für die SPD: Dr. Michael Mangold (Gemeinderat)