
„Wir sind oft im Wald und finden auch Pilze. Aber dann wissen wir nie, welche wir vielleicht essen könnten“, sagt Steffen Schmid. Sein neunjähriger Sohn Demian war der Motor, nach einer Pilzlehrwanderung zu suchen. Schon im letzten Jahr wollten sich Vater und Sohn aus Bruchsal bei der Tourist Information anmelden, aber die Tour war schon ausgebucht.
Organisatorin Ronja Geissler hat mit dem Pilzsachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie Luca Dudenhöfer einen Experten gefunden, der sein umfangreiches Wissen über Pilze ehrenamtlich gerne weitergibt und sich sogar bereit erklärte, aufgrund der riesigen Nachfrage gleich drei Pilzlehrwanderungen zu begleiten. Zwei dreistündige Touren fanden am vorvergangen Sonntag rund um den Treffpunkt Goldknöpfle statt. Im Museum für Naturkunde in Karlsruhe berät Dudenhöfer montags Sammler in einer Pilzsprechstunde.
20 Teilnehmer, die sogar aus dem hessischen Heppenheim kamen, fanden sich am Morgen bei bestem Wetter wissbegierig ein. Die meisten gaben an, Anfänger zu sein. Einige sammelten zwar schon länger, beschränkten sich aber zumeist auf einige wenige Pilze, die sie genau kennen. „Der Fruchtkörper wird im Herbst gebildet“, sagte Dudenhöfer zur Einführung, der eigentliche Pilz wächst unsichtbar unter der Erde als feines Geflecht aus Fäden, das Myzel genannt wird. „Es gibt so viele Pilze, dass niemand es schaffen wird, alle einmal gesehen zu haben“, erklärte er. Oft sei es schon ein Anhaltspunkt, unter welchem Baum sie wachsen, denn Pilze ginge Symbiosen ein und so wird man einen Lärchenröhrling unter einer Lärche finden. Wichtig sei es im Zweifelsfall, den Pilz so zur Beratung bringen, dass man alle Merkmale erkennen könne.
Interessant war auch, dass man auf den Zustand des Pilzes achten sollte, da auch ein essbarer Pilz, wenn er verdorben ist, zu einer Lebensmittelvergiftung führen kann. Gefährlich war die Annahme einer Frau, die zur Beratungsstelle kam und glaubte, dass es hier keine giftigen Pilze gebe. Auf der anschließenden Suche im Wald konnte auch in Langenbrücken die gesamte Gattung der Knollenblätterpilze ausgemacht werden. Er schmeckt nicht einmal schlecht, aber wirkt tödlich, erklärte der Experte anhand eines grünen Knollenblätterpilzes. Trotz seiner markanten Merkmale wird er immer wieder verwechselt und ist für 90 Prozent aller Pilzvergiftungen verantwortlich. „Es gibt kein allgemeingültiges Merkmal, dass ein Pilz essbar ist“, erklärte Dudenhöfer. Allerdings haben fast alle Lamellen, deshalb sollte man sich als Anfänger an Röhrenpilze halten.
Obwohl es ziemlich viel geregnet hatte, wurde die Gruppe fündig und der Experte konnte viel erklären. Sogar das Prachtexemplar eines Steinpilzes konnte eine stolze Finderin entdecken. Dekorativ waren Fliegenpilze im Moos, einen Pilz, den jeder kennt. Wie im Flug verging die Zeit, und am Goldknöpfle wurden schließlich alle Fundstücke auf Bestimmungstafeln ausgebreitet. Dudenhöder erklärte auch, dass Pilze ausreichend gekocht werden sollten, weil sie bekömmlicher werden.
Bakterien, Parasiten und andere Verunreinigungen werden so abgetötet und einige natürliche Toxine unschädlich gemacht. Auch altes Wissen sollte man immer wieder auffrischen, denn der Kahle Krempling, der in den 70er Jahren noch ein beliebter Speisepilz war, kann nach heutigen Erkenntnissen eine lebensbedrohliche Immunreaktion namens Paxillus-Syndrom auslösen.
Genau erklärte Dudenhöfer auch den Unterschied zwischen dem giftigen Pantherpilz und dem Perlpilz. „Der essbare Perlpilz hat ein rosafarbenes bis rötliches Fleisch, einen deutlich gerieften Stielring und eine rübenförmige Knolle“, zeigte er beim direkten Vergleich.
Glücklich war die siebenjährige Lina, die sich sehr auf die Wanderung gefreut hatte und sich sogar Notizen in einem Schulheft machte. Mit Mama Maike und Papa Benjamin konnte sie den Korb mit Herbsttrompeten füllen. Obwohl der Pilz, wohl aufgrund seiner dunklen Farbe, auch Totentrompete heißt, gilt er als sehr guter Speisepilz. „Die werden wir gleich zu Hause in der Pfanne braten“, freute sich die ganze Familie Kratz. „Vorher beschränkte sich unsere Kenntnis auf 'oh ein Pilz'“, lachte Papa Benjamin. (cm)