Steckt in dem Wort „Aventüren“ nicht das englische Wort Adventure, also Abenteuer? So muss die vom Schreiner Geppetto geschnitzte Holzpuppe einige Abenteuer bestehen, um ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut zu werden.
Doch als die Grille (gespielt von Cagla Sahin) ihn in die Schule schicken will, hat Pinocchio (pantomimisch gut gespielt von Paula Dominguez) alles andere im Sinn: Er trifft sich lieber mit den Straßenkindern Fuchs und Kater, die ihn zu unrechtem Unsinn anstiften und ihm dann auch noch sein Geld wegnehmen wollen. Die mahnende Stimme der Grille, die den Kindern die Geschichte erzählt, hat eine schwierige Aufgabe.
Im Original ist die Geschichte von Carlo Collodi über die Holzfigur Pinocchio wenig zimperlich, er geht ins Gefängnis, er lügt, betrügt und stiehlt. Der Autor verarbeitet hier sein Leben in Armut und der erlittenen Korruption und Ungerechtigkeit der Justiz.
Die vom Concierto München und dem Münchner puzzletheater erzählte Version im Rokokotheater am Samstagnachmittag nach Texten von Georg Blüml und illustriert von Cora Dendorfer ist da kindgerechter. So erlebten die kleinen Theaterbesucher und ihre begleitenden Eltern und Großeltern, wie der freche, abenteuerlustige Pinocchio seine Lektionen lernte und ein richtiger Junge wurde.
Ein bisschen Instrumentenlehre war auch gut eingebunden als die Grille die Instrumente des Quintetts erklärte, das die Geschichte mit Musik von Gioachino Rossini begleitete. Carlos Domingues-Nieto, der Concierto gegründet hat, dirigierte nicht nur das Ensemble, sondern spielte den Geigenbauer Geppetto und somit den Schnitzer der Holzfigur. Die hinter der Figur des Fuchs und des Katers eingesetzten Blasinstrumente durch zwei Solistinnen machten diese zu lebendigen Straßenmusikern. Klarinette, Oboe, Englischhorn und Bassklarinette verführten Pinocchio zum Feiern und die Schule sausen zu lassen.
Er machte seine Sache im Puppentheater so gut, dass er zur Belohnung ein Goldstück bekam, das ihm Fuchs und Kater trickreich wieder abluchsten. Eine Fee, die als kleines Licht über die dunkle Bühne wandert, rettete ihn und er flunkerte der Grille vor in der Schule gewesen zu sein. Doch „Wer lügt, dem sieht man es an der Nasenspitze an“ und es wuchs ihm eine lange Nase. Und weil er weiterhin ungehorsam seinen Schabernack trieb, wurde er sogar noch zum Esel mit Ohren und Schwanz.
Der Zauber der Fee entfernte Ohren und Schwanz, doch um die lange Nase zu verlieren musste er erst beweisen, dass sein Herz auf dem rechten Fleck sitzt und er den Vater, der ihn mit einem Boot suchte, aus dem Bauch des Wals rettet. Der Wunsch nach einem Sohn erfüllte sich nun nach ritterlichen Bewährungsproben, die aus dem lebendig gewordenen geschnitzten Holzstück einen ehrlichen und verantwortungsbewussten Jungen aus Fleisch und Blut werden ließ. (aw)