
Derzeit zeigt das Sudetendeutsche Museum in München eine Sonderausstellung über die Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren. Da zu diesen Pionieren auch der berühmte Autobauer Ferdinand Porsche zählt, hatte sich eine Gruppe der Union der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten (UdVA) Baden-Württemberg und der Sudetendeutschen Landsmannschaft Stuttgart auf den Weg in die bayerische Landeshauptstadt gemacht, um diese Ausstellung zu besuchen.
Begrüßt vom UdVA-Landesvorsitzenden Christoph Zalder und der Kreisobfrau der Sudetendeutschen Landsmannschaft Stuttgart, Waltraud Illner, erfuhren die Besucherinnen und Besucher unter der fachkundigen Führung von Verena Lutz aus München, interessante Geschichten über die Entwicklung der Beweglichkeit der Menschen in Böhmen und Mähren und der damit verbundene Ausbau derer Fortbewegungsmittel.
War es zu Beginn die Pferdekraft, die, geplant von Franz Anton von Gerstner (1796-1840), von 1832 bis 1872 in Form einer Pferdeeisenbahn auf der Strecke zwischen Linz und Budweis die Menschen fortbewegte, entwickelte sich daraus dann die Dampfeisenbahn, die 1839 zwischen Wien und Breslau verkehrte. 1892 kam dann schließlich das Fahrrad hinzu, das von der englischen Firma Premier nach Böhmen und Mähren seinen Weg fand. Doch die englische Firma bekam Konkurrenz, gründeten Vaclav Klement (1868-1938) und Vaclav Laurin (1895-1930) im Jahr 1895 die Fahrradmanufaktur „Laurin & Klement“ in der böhmischen Stadt Jungbunzlau, die erfolgreich das Fahrrad „Slavia“ unters Volk brachte. Dem Fahrrad folgte schließlich das Motorrad, dessen geschichtliche Entwicklung in der Sonderausstellung mit einem „Böhmerland-Motorrad“ des Erfinders Albin Hugo Liebisch (1888-1965) aus dem Jahr 1938 beeindruckend dargestellt wird. Und dann kam auch schon das Auto und damit auch dessen bekanntester Pionier Ferdinand Porsche (1875-1951) zur Sprache. Der Automobilkonstrukteur aus Maffersdorf, einem Ortsteil der nordböhmischen Stadt Reichenberg, gründete im Jahre 1930 in Stuttgart die Firma Porsche und wurde durch den Bau von Rennwagen und dem Volkswagen berühmt. Doch verriet Verena Lutz bei ihrer Führung durch die Ausstellung auch, dass es nicht Ferdinand Porsche war, der den Volkswagen erfand, sondern Willibald Gatter (1896-1973) aus dem böhmischen Hühnerwasser, der bereits zwischen 1930 und 1936 das „Gatter-Auto“ als Volksauto produzierte, wovon ein Exemplar in der Sonderausstellung bewundert werden kann. Nicht vergessen sind natürlich auch der österreichisch-deutsche Automobilkonstrukteur Hans Ledwinka (1878-1967), der 1921 Direktor der Nesselsdorfer-Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft wurde und dort den berühmten Kleinwagen „Tatra“ konstruierte und Emil von Skoda (1839-1900), dessen Firma „Skoda Auto“ als Fahrradhersteller 1895 von der Firma „Laurin & Klement“ übernommen wurde und 1905 mit dem Automobilbau begann. Nach soviel Geschichte um die Mobilitätsentwicklung, ließ die Stuttgarter Reisegruppe ihren Besuch im Sudetendeutschen Museum schließlich im tschechischen Restaurant „Bohemia“ bei Rindergulasch mit Semmelknödel und einem Glas Budweiser Bier gemütlich ausklingen.
Helmut Heisig
-UdVA Baden-Württemberg/Sudetendeutsche Landsmannschaft-


