„Diese Birne ist aus Birne. Früher war sie aus Lindenholz.“ Rolf Suter weist auf die rätselhaft teilverhüllte Trophäe aus der Sägewerkstatt von Guntram Prohaska hin. Gleich werden sich im Bürgersaal des Grötzinger Rathauses die Slam-Poetinnen und Poeten ihrem Publikum und dessen Urteil stellen. „Sehr passend zu diesem Ambiente, in dem Werke der Grötzinger Künstlerinnen und Künstler dominieren“, sagt Ortsvorsteherin Karen Eßrich. Für die ersten Künstlerinnen und Künstler, welche sich im Schloss niederließen, um zu wohnen, zu arbeiten und gemeinsam zu feiern, war es Tradition, an Gesellschaftsabenden zu dichten, zu musizieren und vorzutragen. „Heute begrüße ich Slammaster Rolf Suter zum zweiten Mal im Bürgersaal im Rathaus Grötzingen zum insgesamt elften Poetry Slam“. Zwei Männer und fünf Frauen traten in den Wettbewerb um den Grötzinger Holzkopf:
Hope aus Mauer, Thomas Ring aus Stuttgart, Georg Felsberg aus Karlsruhe, Nadja Ksiazek, Sarah Reinholz, Christiane Stork aus Grötzingen und Semolina aus Landau. Kreativität war gefragt und das Publikum gefordert. Nicht nur mit Applaus, Trampeln und Johlen in Abstufungen sollte es seine Anerkennung dokumentieren. Die Demokratisierung des Publikums machte Fortschritte, denn es gab auch eine Zehnerliste, nach der es gleich die Jury im Eiskunstlauf bewerten musste.
Die Themen waren vielfältig. Die Vortragsweisen auch. Mal ging es um das Dichten aus Eigennutz, Vorfälle auf der Tankstellentoilette, dann wieder kamen sprachphilosophische Fragen auf. Die Frage „Wie geht (L)leben?“ kann nicht generell beantwortet werden, die Erinnerung an das Kindesalter und der Marsch durch die vergangenen Jahrzehnte mit ihren Idolen und Tendenzen wurden wach gerufen. Sehr nachdenklich machte „ich bin dann mal weg“, zum Thema Demenz. Der SUV reizte den Nerv der Zeit, und der Freie Wille wurde in der Straßenbahn entdeckt. Die Vorträge ohne Sprechgesang, Requisiten und Kostüme erinnerten an die Wurzeln des Poetry Slams: Performances, Dada, Break-Dance, Rap. Manchmal blitzte Kabarett-Ähnliches auf.
Georg Felsberg, Sarah Reinhold und Christiane Stork traten im Dreikampf der höchst Dotierten gegeneinander an. Bis die glückliche Siegerin den Poeten-Holzkopf aus den Händen der Ortsvorsteherin in Empfang nehmen konnte.
StS