Präsentation der Blaugelben Brennnessel 2024

Ein Preis aus etwas Blattgold und viel Herzblut Hemsbach rüstet sich für den Besuch von Filmschauspielerin Iris Berben. Die Künstlerin wird am morgigen...
(V. l.) Alfred Speiser, Martin Hintenlang und Dominic Speiser präsentierten die diesjährige Blaugelbe Brennnessel, die morgen an Iris Berben verliehen wird.
(V. l.) Alfred Speiser, Martin Hintenlang und Dominic Speiser präsentierten die diesjährige Blaugelbe Brennnessel, die morgen an Iris Berben verliehen wird.Foto: cs

Ein Preis aus etwas Blattgold und viel Herzblut

Hemsbach rüstet sich für den Besuch von Filmschauspielerin Iris Berben. Die Künstlerin wird am morgigen Samstagabend im Programmkino Brennnessel die Blaugelbe Brennnessel entgegennehmen. Die Skulptur wurde erstmals von dem Abtsteinacher Bildhauer Martin Hintenlang erstellt. Am Dienstag wurde sie präsentiert.

Das Pariser Blau des Sockels leuchtete. Ein Hauch davon fand sich auch auf den Blättern, die sich fein aus dem Filmband streckten. Das war zwar nicht das Filmband in Gold, wie es bis 1998 im Rahmen des Deutschen Filmpreises verliehen wurde – doch die Blaugelbe Brennnessel, sie glänzt in diesem Jahr besonders golden. Nicht verwunderlich, schließlich hat Martin Hintenlang neben Blattmetall auch zu 24-karätigem Blattgold gegriffen, um die Skulptur, deren Korpus aus Lindenholz besteht, im Außen zu veredeln. Echte Handarbeit paart sich dabei mit Kunst aus dem Computer. Der Holzkorpus war kein Problem. Auch nicht dessen Glätten, Schellackanstrich oder das Aufsetzen des Blattmetalls. Aber die Blätter … „Die wären sofort gebrochen“, sagte der Künstler mit Blick auf deren Feinheit. Daher war Kreativität gefragt – und die Kooperation mit Martin Siekmann. Der Optiker aus Lorsch hatte, was Hintenlang brauchte: einen 3D-Drucker. Der wurde mit Daten und Kunststoff gefüttert, um die filigranen, mit Maserung versehenen Blätter herzustellen. Ein Verfahren, das der Bildhauer bis dato weder liebte noch verwendete. „Bisher habe ich mich geweigert“, machte er klar, fand nun aber durchaus Gefallen an der Kombination.

Der Preis als Zeichen

Gefallen hat ihm auch, dass er gänzlich frei war in der Ausgestaltung des Preises. „Das ist ein großer Vertrauensvorschuss“, freute er sich. Vorgegeben war ihm einzig die Farbkombination Blaugelb. Die trägt der Preis bereits zum wiederholten Mal. Es ist für Kinochef Alfred Speiser ein wichtiger Ausdruck der Solidarität mit der Ukraine. „Wir möchten erinnern an die, die Aggression erfahren und zeigen, dass man sie nicht alleine lässt“, sagte Speiser. Für ihn war es auch ein Zeichen der Freiheit. Zugleich hoffte er, dass der Preis in absehbarer Zeit zu seiner eigentlichen Farbgebung zurückkehren kann. Schließlich war er 2020 als Bronzene Brennnessel aus der Taufe gehoben worden, als ersten Preisträger hatten die Verantwortlichen Regisseur Michael Verhoeven erkoren. Damals habe man viel Lob dafür bekommen, dass man mitten in der Pandemiezeit, in der Kinos geschlossen waren und um ihr Überleben bangten, einen neuen Filmpreis auflegte. „Wir haben daran geglaubt, dass es weitergeht“, begründete Speiser die damalige Entscheidung. Der Preis war für ihn aber auch eine Parallele zum Kino: Man müsse beides immer wieder neu erfinden, so Alfred Speiser. Das galt natürlich insbesondere 2020 – aber auch heute, da Streaminganbieter sich ihren Weg bahnen.

Premiere für Hintenlang

In diesem Jahr lag die Aufgabe der Neuerfindung des Preises nun erstmals in den Händen von Martin Hintenlang. Eine durchaus reizvolle Aufgabe, wie er sagte, denn „ich habe noch nie einen Filmpreis entworfen“. Für eine Kinokette hätte er es auch nicht gemacht. „In Weinheim und in Hemsbach wird Kino mit so viel Herzblut gemacht, da habe ich es gerne unterstützt“, verdeutlichte der Bildhauer seine Motivation. Die Arbeitsstunden? Hintenlang winkte ab. „Ich sponsor quasi mein eigenes Werk“, grinste er. So floss Herzblut von sowohl Kino- wie Künstlerseite. Aber da ist ja auch noch das Zeichen der Solidarität mit der Ukraine – und die Preisträgerin Iris Berben. „Eine tolle Schauspielerin und sympathische Frau“, bekannte Martin Hintenlang, dem es offensichtlich immer besser gefiel, dass er den Preis in diesem Jahr beisteuerte. Einziger Wermutstropfen: Die Übergabe am Samstagabend wird er nicht miterleben.

Verleihungsabend

Allen anderen Beteiligten stand derweil die Vorfreude ins Gesicht geschrieben, eine der besten deutschen Schauspielerinnen demnächst in der Region zu begrüßen. Iris Berben erhält den Preis für ihre außerordentlichen Verdienste um das Arthouse-Kino. Übergeben wird die Blaugelbe Brennnessel durch Bürgermeister Jürgen Kirchner. Die Laudatio hält Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, da sich Iris Berben „neben ihrer verdienstvollen Arbeit als Schauspielerin auch in eindrucksvoller Weise gegen die Ausgrenzung von Minderheiten einsetzt“, wie es in der Ankündigung des Programmkinos heißt. Die Veranstaltung, in deren Rahmen der Dokumentarfilm „Kreis der Wahrheit“ gezeigt wird, ist ausverkauft.

Kinomatinee in Weinheim

Karten gibt es aber noch für eine Kinomatinee am Sonntag, 10. November, 11 Uhr, im Schwesterkino „Modernes Theater“ in Weinheim. Das feiert an diesem Tag seinen 100. Geburtstag – und auch hier wird Iris Berben zu Gast sein. Gezeigt wird dann der Film „791 km“. Karten sind zu haben auf der Homepage des Kinos unter shop.brennessel-kino.de. (cs)

Die goldglänzende Skulptur zeigt ein Filmband, aus dem sich Brennnesselblätter strecken.
Die goldglänzende Skulptur zeigt ein Filmband, aus dem sich Brennnesselblätter strecken.
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