Neil Simons Tragikomödie „Der letzte Sommer“ beleuchtet den Sommer und, synonym dazu, Liebesbeziehungen in allen Facetten. Die Kleine Bühne Neckargemünd feierte mit diesem Stück eine überaus gelungene Premiere. Unter der Regie von Matthias Hornung und einer durchweg hervorragenden Besetzung entfaltete sich echter Bühnenzauber – das Publikum wurde mit klugen Pointen, einem Hauch Melancholie und vielen Momenten zum Schmunzeln und Nachdenken belohnt.
In einem Sommerhaus in den Bergen der 1950er Jahre begegnen wir Burt Hines (dargestellt von Dieter Niedermayer), der nach einem Herzinfarkt gezwungen ist, sein Leben neu zu ordnen. Zwar ist er geschieden, jedoch seiner Ex-Frau Annie (Manuela Büch) immer noch zugetan und herzlich verbunden. Ihre angekündigte Ankunft wirft ihn in ein Gefühlschaos und lässt Hoffnung aufkeimen. Niedermayer und Büch agieren so lebendig und feinfühlig, dass ihre Blicke und Gesten das emotionale Band eines gescheiterten, aber liebevollen Ehepaares auf berührende Weise sichtbar werden lassen. Doch gibt es einiges zu verzeihen – denn auch Tochter Josie trägt ihrer Mutter den Weggang nach.
Im Sommerhaus verweben sich die Geschichten der Charaktere zu einem dichten Netz von Erwartungen, Verdrängungen und emotionalen Wiederbegegnungen. Die temperamentvolle Josie (meisterhaft gespielt von Jana Watzelt) versprüht Charme und Energie auf der Bühne, wenn sie mit gekonnter Mundmimik ihre Beziehung zum Rechtsanwalt Kenny (Clemens Hornung) beendet und das Wiederaufkeimen ihrer Gefühle für dessen Freund Ray (Matthias Hornung) erkennen lässt. Ein weiterer Verehrer ist der windige Vinnie Basani (Felix Gaa), der mit viel jugendlichem Schwung als Autohändler, Mafioso und selbsternannter Haijäger für einige Lacher sorgt.
Besonders beeindruckend gestaltet sich das Wiedersehen zwischen Filomena (Brinja Selfrin) und ihrem einst untreuen Ehemann Luciano (Jürgen Hornung), das mit einer Mischung aus Schlagabtausch und zaghafter Annäherung perfekt inszeniert ist. Die beiden agieren so authentisch, dass die Spannung zwischen verletztem Stolz und der Hoffnung auf Verzeihen förmlich greifbar wird. Die naive Samii (Saskia Seufert) und der charmant zaudernde Ray ergänzen die Ensembleleistung ebenso meisterhaft wie Kenny, der sich als einnehmend fairer Verlierer zeigt.
Regisseur Matthias Hornung hat mit feinem Gespür für Timing und Tonalität ein Bühnenwerk geschaffen, das die Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefgang meisterhaft hält. Die Dialoge fließen präzise und kurzweilig, und das Publikum schmunzelt und lacht, genährt von der Erkenntnis, dass Leben und Beziehungen nicht perfekt, aber voller Chancen für Neubeginne sind.
Auch hinter den Kulissen leistete das Team ganze Arbeit: Martina Trefs, Nicole Niedermayer und Tayanee Eigenmann in der Maske, Dieter Kienzler in der Technik sowie Andreas Wirthele und Albrecht Ritzi im Bühnenbild, das die Veranda und den romantischen Garten ohne große Umbauten ideal vereinte.
„Der letzte Sommer“ der Kleinen Bühne Neckargemünd ist ein packendes, humorvolles und zugleich tiefsinniges Stück über Abschied und Neuanfänge, das keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Wer diesen Abend mit den brillanten Schauspielern verpasst, hat noch die Chance, die Aufführungen am 1., 2., 8. und 9. November jeweils um 20 Uhr im Kellertheater der Arche Neckargemünd zu besuchen – ein Theatererlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. (du)