Von Jennifer Warzecha
Zwei Damen als Dauergäste im Wartezimmer, ein neuer Arzt, der kein Blut sehen kann und ein Mann, der – vermeintlich – schwanger ist, all das kann man beim Stück dieses Jahr in der Auemer Bühn erleben. „Chaos im Wartezimmer“ heißt es zum 50-jährigen Jubiläum der Bühne. Tatsache ist: Aus dem Lachen kommt man bei dem Stück in drei Akten nicht heraus.
Eigentlich könnte ja alles so einfach sein, denn Dr. Sommer (humorvoll, amüsant und authentisch: Erhard Kleyer) möchte einfach in den Ruhestand gehen. Seine Praxis möchte er an seinen Sohn Michael Sommer (ebenso authentisch und überzeugend: Michael Grau) übergeben. Doch der hat zunächst andere Pläne. Das ändert sich erst, als sich herausstellt, dass einer der beiden Bewerber um die Position keine Approbation oder Medizin studiert hat, sondern stattdessen Friseur ist. Dies kann man beobachtend wahrnehmend vom Zuschauerraum aus auch da schon annehmen, als er vorgibt, an den Stammpatientinnen Ilse Huber (gekonnt, humorvoll und oft zum Totlachen: Irene Jaudes) und Martha Rübler (frech, gediegen humorvoll und authentisch: Anne Hardy) eine Schönheitsoperation durchführen zu wollen. Er schneidet ihnen erst einmal die Haare, was auch auf seinen wirklichen Beruf hindeutet.
Die Damen, gekonnt gespielt von Irene Jaudes und Martha Rübler, fallen immer wieder auf. Mal tragen sie auf einmal bunte Kleider, „geshoppt in Durlach“. Nicht nur der Lokalkolorit ist typisch für das neue Stück der Auemer Bühn. „Das Stück wurde wie jedes Jahr teilweise umgeschrieben von den Familien Zeitler und Endle“, sagt Irene Jaudes. Sie hatte im Oktober 1975 die Theatergruppe des Gesangvereins Durlach-Aue und aus ihr heraus 1999 die Auemer Bühn gegründet. Souffleusen bei diesem Stück sind Petra Houtmann und Angelika Endle. Für die Technik zeichnet sich Steffen Pfeifer verantwortlich. Visagistin ist Silvia Christen-Schäfer. Für das Catering verantwortlich ist Melissa Andres. Zurück zum Stück: Szenen, die für Lacher sorgten, waren zum Beispiel die, als die Stammpatientinnen Ilse Huber und Martha Rübler ihren Aufenthalt im Wartezimmer so genossen, dass sie dort miteinander vesperten.
Eine, die mit ihrem polnischen Akzent, ihrem Feuer und ihrer Leidenschaft auffällt, ist die polnische Narkoseärztin Natalia Kowalski, deren richtiger Name Andrea Pfeifer ist. Sie kümmert sich um einen besonders schweren bzw. ungewöhnlichen Fall. Hubert Hellinger (überzeugend, empathisch und amüsant: Helmut Göring)ist nicht nur ein ewig Kranker und Hypochonder. Durch eine vertauschte Urinprobe glaubt er, schwanger zu sein, hält sich den Bauch und markiert, alle hormonellen Erscheinungen einer Schwangerschaft zu haben. Am Ende stellt sich heraus, dass die Partnerin des Arztsohnes in Wirklichkeit schwanger ist. Zwischendurch kommen sich Arzt und Arztsohn näher, als dieser letztendlich doch als Arzt wirkt. Er rettet Franz, den Chef des Bauhofes und auch besten Freund des Arztsohnes Michael (ebenso überzeugend: Christian Houtmann). Franz wird dabei immer wieder unterstützt durch seine Arbeitskollegin Gerda Obermüller (sympathisch und authentisch: Helga Kärcher).Arztsohn Michael Sommer entlarvt schließlich den falschen Arzt und zweiten Bewerber als Nachfolger des Vaters, Jean-Pierre Lacoste (authentisch, eloquent, teilweise nahezu verführerisch:David Vitt), während einer notwendigen ärztlichen Behandlung. Die polnische Narkoseärztin Natalia Kowalski führt ihn mit dem gewohnten Temperament ins Gefängnis ab. Auch den nicht mehr bzw. überhaupt nicht schwangeren Hubert Hellinger belehrt sie nicht nur durch eine erneute, rigoros herbeigeführte Urinprobe, sondern auch durch tatkräftige Verführung auf dem Tisch.
Immer wieder sorgt Ina, die Sprechstundenhilfe (mit frischem Esprit für Abwechslung sorgend: Kira Houtmann), die sich durch Yoga-Einlagen immer wieder Erleichterung verschafft, dafür, einen anderen Blick auf die Tatsachen zu bekommen. Nicht nur durch die Totenstellung im Yoga sorgt sie dafür, dass sich auch der Bestatter Georg Maier (ebenso überzeugend: Michael Endle), der immer wieder auf der Suche nach Kundschaft ist, ständig dazwischen mischt.
Näheres soll hier nicht verraten werden. Inzwischen sind alle 14 Vorstellungen restlos ausverkauft. Man darf sich schon auf die Vorstellungen im nächsten Jahr freuen. Wie immer werden während der Spielzeit Spenden für gemeinnützige Zwecke gesammelt. Laut Irene Jaudes betrug die letztjährige Spendensumme 6.670 Euro. Diese gingen an den Verein für Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland e.V. Die diesjährige Spendensumme wird nach Ende der Spielzeit ermittelt werden.