Redaktion NUSSBAUM
76703 Kraichtal

Premiere des Kraichtaler „Bürgermeisterwanderns“ fand großen Anklang

„Mein Vater war ein Wandersmann“ Kraichtal-Gochsheim ... von Hans-Joachim Of „ Wer recht in Freuden wandern will, der geht der Sonn' entgegen“,...
Mitten im Grün
Mitten im GrünFoto: of

„Mein Vater war ein Wandersmann“

Kraichtal-Gochsheim ... von Hans-Joachim Of

Wer recht in Freuden wandern will, der geht der Sonn' entgegen“, heißt ein altes, von Emanuel Geibel bereits 1939 getextetes, Volkslied. Auch den Vers „Mein Vater war ein Wandersmann“ oder „Das Wandern ist des Müllers Lust“ dürften zumindest die älteren Mitmenschen, die sich beim Event „Kraichtal wandert“ bei traumhaftem Herbstwetter auf den Weg zwischen Gochsheim und Oberderdingen machten, kennen. Start war der Hofbereich des Graf-Eberstein-Schlosses, wo sich die rund 40 Wanderfreunde mit Fruchtsaft, Äpfeln oder Snacks stärken konnten und von Gästeführer Willi Dehn, einem echten, sachkundigen Gochsheimer, begrüßt wurden.

Kraichtals Stadtoberhaupt Tobias Borho hatte am Morgen noch am Jubiläumsgottesdienst „50 Jahre Feuerwehr Kraichtal“ in der Evangelischen Kirche Unteröwisheim teilgenommen und fand sich pünktlich mit Rucksack und Hut zum Start des ausgeschriebenen „Bürgermeisterwanderns“ ein – nicht zuletzt, weil er sich im Auto umgezogen und dem Motto entsprechend gekleidet hatte.

„Ich werde mit Ihnen auf einem Teilstück des Hugenottenweges wandern, wobei Sie auf der Strecke zwischen Gochsheim und Flehingen einiges über die Historie der Stadt erfahren“, so Dehn, der gleich die Werbetrommel rührte und die Gäste, darunter über die Hälfte aus Ortschaften außerhalb Kraichtals, auf die einheimischen Sehenswürdigkeiten wie Zuckerbäcker- und Bäckerei-Museum, Scharfrichterhaus oder Gochsheimer Stadtmauer, mitten im „Land der 1.000 Hügel“, hinwies.

„Bei einem nächsten Aufenthalt im Rothenburg des Kraichgau lohnt sicher auch ein ausgiebiger Besuch unseres Schlosses, wobei eine Einkehr in das sehenswerte Schloss-Café nicht fehlen sollte“, informierte Dehn. Dann wurde losmarschiert und über die „Scharfraintreppe“ stieg man steil abwärts und befand sich im Nu auf dem Europäischen Fernwanderweg E1. Ganz so weit ist der 1.200 durch Deutschland führende Hugenottenpfad, den man auf der Beschilderung an der blauen Scheibe und einer grünen Linie erkennt, nicht. „Das Symbol der 'Blauen Scheibe' war auch das Erkennungszeichen der Hugenotten, den französischen Protestanten, zu ihren geheimen Gottesdiensten“, teilte Willi Dehn mit. „Im Jahre 1698 kamen zahlreiche Glaubensflüchtlinge auch nach Gochsheim, wo ihnen der württembergische Herzog Friedrich-August in der sogenannten Augusti-Stadt die Ansiedlung gestattete“, erfuhr die Gästeschar, zu denen auch Jaqueline Huggenberger vom Kraichtaler Stadtmarketing und Touristikleiterin Ellen von der Krone, zählte. Vorbei an der Info-Tafel zum Kraichradweg ging es entlang des Kraichbach und Willi Dehn zeigte den neugierigen Gästen die „Schokoladenseite Gochheims“ mit der eindrucksvollen Schloss-Silhouette, Eckturm, Stadtmauer, Zehntscheune und Sträflingsacker sowie in der Folge die für den Kraichgau typischen Hohlwege und Streuobstwiesen. Nächster Halt war der Jüdische Friedhof, der sich bereits auf Flehinger Gemarkung befindet und ein geschütztes Kulturdenkmal darstellt. „Der 1688 angelegte Friedhof weist 294 Grabsteine auf“, hieß es. Schließlich wanderte der Tross auf dem insgesamt rund 5 Kilometer langen Weg auch zum besonderen „Naturdenkmal Tauchstein“. Dabei handelt es sich um eine Quelle, reich an kohlesaurem Kalk, der sich im Laufe von mehreren Tausend Jahren ablagerte und einen Sinterkalkfelsen von vier Metern Höhe entstehen ließ. „Vermutlich hat die vor mehr als 70 Jahren gebaute Straße zwischen Flehingen und Gochsheim das Quellwasser abgelenkt“, unterstrich Dehn, der zudem darauf hinwies, dass auf der früheren Landesstraße L 554 insgesamt sieben Radwege angezeigt sind. Darunter den Badischen Weinradweg, der auf 460 Kilometer von Basel bis nach Weinheim führt. Wer gerne radelt, kann sich, frei nach dem Motto „Warum denn in die Ferne reisen, wenn das Gute so nahe liegt“, auch auf die 120 Kilometer lange Öko-Regio-Tour oder den 65 Kilometer langen Kraichradweg, der von Sternenfels bis zum Rhein führt, aufmachen. In Flehingen waren die wanderlustigen Menschen aus Gochsheim beim dortigen Wasserschloss mit denen, die parallel in Oberderdingen gestartet waren, zusammengetroffen und von Bürgermeister Thomas Nowitzki empfangen worden. Im Anschluss wanderte die „Gochsheimer Gruppe“ weiter nach Oberderdingen und die „Flehinger Gruppe“ nach Gochsheim. Wer den Hin- und Rückweg nicht auf sich nehmen wollte oder konnte, hatte die Möglichkeit, mit dem kostenlosen Bus-Shuttle an den Ausgangspunkt zu kommen – und sich im Gochsheimer Schloss-Café an kulinarischen Köstlichkeiten zu laben und den abgesunkenen Kalorienpegel wieder anzuheben. Ellen von der Krone, die Willi Dehn für seine kompetente Gästeführung ausdrücklich lobte, am Ende: „Die Resonanz war bei allen Beteiligten überaus positiv und die kommunale Partnerschaft mit dem Austausch zwischen den beteiligten Kommunen hat bestens funktioniert“. Am Ende des Tages waren sich alle am „Bürgermeisterwandern“ Beteiligten einig: „So etwas sollte man öfter machen“.


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Kraichtalbote
Ausgabe 41/2024

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Kraichtal
von Redaktion Nussbaum
09.10.2024
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