Nussbaum-Logo
NUSSBAUM+

Projekt „Miteinander reden“: Verleihung der „Tafel der Menschenrechte“ an VHS Hemsbach

Für ihr Demokratieprojekt „Miteinander reden“ ist die VHS-Außenstelle Hemsbach mit der Menschenrechtstafel der Soroptimistinnen ausgezeichnet worden....
Fünf Erwachsene stehen in einem hellen Innenraum nebeneinander und lächeln in die Kamera. Zwei Frauen in der Mitte halten gemeinsam eine transparente Glas- oder Acryltafel mit der Aufschrift „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Im Hintergrund ist ein Roll-up der Volkshochschule Badische Bergstraße zu sehen, außerdem Säulen und helle Wände. Die Gruppe wirkt feierlich und präsentiert die Tafel gemeinsam.
Dr. Ute Grünhagen, Marion Kuchenny, Dr. Sabina Toldo, Dr. Cristina Ricca und Bürgermeister Jürgen Kirchner (von links nach rechts).Foto: kis

Für ihr Demokratieprojekt „Miteinander reden“ ist die VHS-Außenstelle Hemsbach mit der Menschenrechtstafel der Soroptimistinnen ausgezeichnet worden. Die Ehrung würdigt ein Projekt, das Menschen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe ins Gespräch gebracht hat.

Weihnachten 2024: Die Leitung der VHS-Außenstelle Dr. Sabina Toldo und Dr. Cristina Ricca, Leiterin der Volkshochschule Badische Bergstraße, sitzen zusammen und plaudern über das Programm fürs nächste Jahr. Als Frauen mit „Migrationsvordergrund“, wie sie sagen, wollen sie verschiedenste Menschen zusammenbringen – das Projekt „Miteinander reden“ wird als Idee aufgegriffen. Und wie man nun sehen kann, mit Erfolg.

Der Soroptimistinnen Club Weinheim/Bergstraße ist Teil eines der weltweit größten Netzwerke für berufstätige Frauen. Anlässlich des internationalen „Tages der Menschenrechte“ verleihen die Soroptimistinnen seit zehn Jahren immer am 10. Dezember die Menschenrechtstafel an Schulen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an die Außenstelle Hemsbach der Volkshochschule Badische Bergstraße (VHS) für ein herausragendes Engagement in der lokalen Demokratiearbeit aus. Grund der Ehrung ist das Demokratieprojekt „Miteinander reden“, das Dr. Sabina Toldo und Dr. Cristina Ricca zusammen umgesetzt hatten.

„Weltoffenheit und Wertgebundenheit“

Im Rahmen des Programms „Miteinander reden“ der Bundeszentrale für politische Bildung hatten die VHS-Leiterinnen über verschiedene Unterthemen nachgedacht. Von März bis August wurden Begegnungen ermöglicht und auch Vorurteile abgebaut. Für die Hemsbacher und auch die Teilnehmer ein Einblick in „fremde Welten“, eigene Gefühle und Gedanken. Dies traf vor allem auf das erste Projekt, die Kunstausstellung, zu. Diese war acht Wochen in der Synagoge ausgestellt. In einem bewegenden Redebeitrag beschreibt der Künstler Sarjo Sanneh aus Gambia, der jetzt in Laudenbach wohnt, seine verschlungenen, durcheinandergewirbelten Wege und Gefühle; alles was passiert ist in seinem Leben. Und, „dass am Ende alles gut wird“.

An Projekt Nummer zwei nahmen Schülerinnen und Schüler der 8.-11. Klasse teil. Jana Grünewald, Jugendgemeinderätin, erläutert die an den Wänden hängenden Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit. Dabei wurde diskutiert, Meinungsfreiheit geübt und Überlegungen für die Zukunft angestellt: „Wie sieht meine Stadt in 10 Jahren aus?“

Senioren und Grundschulkinder zusammenbringen, ein Dialog mit einem Altersunterschied von über 70 Jahren – damit beschäftigte sich Projekt drei. „Alles Damen, ich als einziger Mann“, erzählt Karl-Heinz Arnold, 1. Sprecher des Seniorenrats. „Es hat allen so viel Spaß gemacht, obwohl viele am Anfang dachten, was soll das nur werden?“, bestätigt Christa Hohenadel, zweite Sprecherin des Seniorenrats. Über einen Alltagsgegenstand, den jeder, auch die Kinder, mitbringen sollte, kam man ins Gespräch. „Das Projekt soll langfristig fortgeführt werden“, so Arnold.

Auf dem Alla-Hopp-Gelände fand dann das vierte Projekt statt. Der Einzelhandel beschäftigte sich mit Artikel 17 der Menschenrechte: Jeder hat das Recht auf Eigentum. Das Ehrenamt war Thema, ohne das auch in Hemsbach „nichts laufen würde“. Und Migration mit Artikel 5: Niemand darf gefoltert werden, alles rund um das Asylrecht wurde besprochen. Moderiert wurden diese Themen von der Journalistin Marion Kuchenny. „Das gegenseitige Verstehen ist die Essenz eines guten Dialogs, Kompromiss ist kein Scheitern“, bringt sie unter anderem mit in die Vorstellungsrunde in der Synagoge.

Bildung als Menschenrecht

Ricca betont, eine Schule trägt zur Bildung bei, aber „Bildung prägt und stärkt unser gemeinsames Menschsein. Sie ist weit mehr als Wissenssammlung – sie ist der Schlüssel zu Freiheit, Selbstbestimmung und sozialem Zusammenhalt.“ Lernen als lebenslanger Prozess. Hierfür müssen Einrichtungen auch finanziell abgesichert werden, auch in Hemsbach. Toldo stellt fest: „Durch dieses Projekt haben wir verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammengebracht und viele Formen der Interaktion ermöglicht.“ Der Dank gehe an alle, die mitgemacht haben, und die mit Rat und Tat unterstützt haben.

Bürgermeister Jürgen Kirchner würdigte das Engagement der VHS als wichtigen Beitrag zur lokalen Demokratiearbeit. „Die Auszeichnung ist mehr als verdient!“ Die Übergabe der Tafel in der Synagoge sei genau richtig, „an einem Ort, der wie kein anderer für Demokratie, Mitmenschlichkeit und Erinnerung steht“. Die Würdigung durch die Soroptimistinnen stärke die Kräfte, „die unsere Gesellschaft ausmachen". Diese Vielfalt ist ein großer Schatz, aber kein Selbstläufer. Sie braucht Räume der Begegnung. Dieses Projekt hat gezeigt, wie Menschen zusammenfinden, wenn man ihnen solche Räume bietet. „Ein mutiges, offenes und lebendiges Hemsbach“, wünscht sich Kirchner am Ende seiner Rede.

Dr. Ute Grünhagen übernimmt die Ehrung

Die Präsidentin des Soroptimistinnen Clubs Weinheim/Bergstraße verleiht ihrer Freude für die fantastische Umsetzung des Projekts Ausdruck, „wir möchten sichtbar machen, was im pädagogischen und sozialen Umfeld hier geleistet wird. Das Einstehen für die Menschenrechte verdient Wertschätzung und Aufmerksamkeit.“ Auf dieser gläsernen Tafel sind die ersten drei Artikel des Grundgesetzes eingraviert.

Die vollbesetzte Synagoge freute sich mit den Geehrten, und sind sicher gespannt, wo die Tafel am Ende hängen wird. Anschließend kam man noch mit einem kleinen Sektempfang, um den Abend fröhlich ausklingen zu lassen. Und natürlich, um miteinander zu reden. (kis)

Eine gläserne Tafel mit den ersten Artikeln des Grundgesetzes.
Die Tafel der Menschenrechte zeigt einen Auszug der ersten drei Artikel des Grundgesetzes.Foto: kis
Erscheinung
Hemsbacher Woche
NUSSBAUM+
Ausgabe 51/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
18.12.2025
Orte
Hemsbach