Man kann schon fast von einer „unendlichen Geschichte“ sprechen, die der Bebauungsplan „Kirchberg-Mittelweg“ nach dem Aufstellungsbeschluss des Gemeinderats inzwischen zurückgelegt hat. Er ist seit dem 15. Oktober 2015 rechtskräftig und auch die notwendige und schwierige Baulandumlegung ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Wegen des schwierigen Verfahrens und der damit verbundenen Kostenermittlung hat der Gemeinderat, wie berichtet, bereits im Frühjahr das Büro FC-Projektsteuerung GmbH aus Karlsruhe mit der Fortführung des Verfahrens beauftragt.
Zwei Vertreter des Fachbüros erläuterten dem Gemeinderat den Sachstand des Verfahrens. Der Zeitplan sehe noch in diesem Jahr Prüfungen und Gutachten sowie den Beginn der Rodungsarbeiten und die Vergabe von Ingenieurleistungen vor. In 2025 sei dann die Planungsphase und Festlegung der Bauabschnitte vor. Im Jahr 2026 sollen dann die Erschließungsarbeiten des topografisch schwierigen Baugebiets. Die Bauzeit betrage rund zwei Jahre, erst dann könne die Freigabe für die privaten Bauvorhaben erfolgen. Bei alledem sei die bereits vorhandene Bebauung besonders zu berücksichtigen.
Die Grundstückseigentümer werden über den Zeitplan und die Belange des Naturschutzes informiert. Die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen seien bereits zu 85 Prozent ausgeführt. Die Erstbegehung im Frühsommer habe keine Veränderung zu den bisherigen Verhältnissen gezeigt. Die Beauftragung der ökologischen Untersuchung für die Rodungs- und späteren Bauarbeiten sei erfolgt. Die Kampfmitteluntersuchung sei aus dem Jahr 2023 bereits vorhanden. Auch der Grünordnungsplan mit Umweltbericht liege vor.
Das Gesamtgebiet ist in Teilabschnitte eingeteilt. die nacheinander gerodet werden, ansonsten drohe die Gefahr der Verbuschung. Darüber hinaus sei die stückweise Rodung auch für Baufelduntersuchungen und Erkundigungen des Baugrunds notwendig. Bei den Rodungsarbeiten werde durch die externe ökologische Baubegleitung sichergestellt, dass die Arbeiten umweltgerecht durchgeführt werden.
Der erste Bauabschnitt betrifft die neu zu schaffende Straße „Am Petersberg“, die im Westen an den Eisbergweg und im Osten an den Mittelweg anschließt. Alle Büsche und Bäume mit einem Durchmesser bis 25 Zentimeter bei einer Stammhöhe von einem Meter können gerodet werden. Dabei handelt es sich nicht um Habitat-Bäume. Alle weiteren Bäume ab 25 Zentimeter Stammdurchmesser werden gemäß der Prüfung auf Habitate und nach einer eventuellen Umsiedlung gefällt und im Bereich der Ausgleichsflächen gelagert. Diese Fläche werde nach Abschluss der Fällarbeiten von restlichem Material befreit.
Dazu fragte Timo Martin (WBB), ob die Gemeinde das alte Holz für die eigene Holzhackschnitzel-Anlage verwerten könne. Dies hänge davon ab, erwiderte einer der beiden Projektsteuerer, dass der beauftragte Unternehmer das Holz nach der Fällung in seinem Eigentum habe und selbst verwerte. Dies sei im Preis berücksichtigt. Die Projektsteuerung prüfe die berücksichtigte Menge jedoch noch einmal.
Matthias Görner (FDP) erkundigte sich nach den Erschließungskosten für die einzelnen Grundstückseigentümer. Bürgermeister Eric Bänziger erklärte, die damals mitgeteilte Kostenschätzung von 200 Euro pro Quadratmeter rund 14 Jahre zurückliege und deshalb nicht mehr gültig sei. Dazu sagte ein Projektsteuerer, dass die genauen Erschließungskosten noch nicht ermittelt wurden und verwies auf die Firma Allevo, die mit der Berechnung der Erschließungskosten beauftragt sei und diese ermittelt.
Die Gesamtsumme der verauslagten Kosten der Gemeinde wie Gutachten, Honorare, Rodung, Dienstleistungen und mehr liege deutlich über 15 Millionen Euro brutto. Die Kosten für die geplante Brücke als Verbindung zwischen Mittelweg und Eisbergweg sei allerdings nicht umlagefähig. Eine Aufgliederung dieser Schätzungsgrundlage werde der Gemeinderat noch vor der Entscheidung im November erhalten.
Die vermutlichen Erschließungskosten bezeichnete Hans-Martin (WBB) als „ein Fass ohne Boden.“ und als eine naturschutzrechtlich schwierige Situation. Die Projektsteuerung verwies dazu auf die ökologische Baubegleitung. Heinz Hüttner (FDP) meinte, man hätte die Ausschreibung für die Rodung im Ganzen machen sollen und nicht abschnittsweise. Außerdem sei die Rodung ein Jahr zu früh, bei Baubeginn erst 2026. Dazu erklärte die Projektsteuerung, dass die Rodung zwingend notwendig für die Baufelduntersuchung und die Erkundung des Bauuntergrunds sei.
Matthias Görner (FDP) forderte eine Zusammenstellung der bisher angefallenen Kosten seit dem Architektenwettbewerb. Timo Martin (WBB) wollte wissen, wie viele Grundstücke die Gemeinde in dem Baugebiet habe. Der Gemeinderat nahm den aktuellen Sachstand der Erschließung zur Kenntnis. (rof)