Mit der Jahreslosung für 2025 grüße ich Sie herzlich zum neuen Jahr! Vor etwa 2000 Jahren schrieb der Apostel Paulus diese Worte an die Gemeinde in Thessaloniki. Auch für uns sollen sie in diesem Jahr Wegweisung und Stärkung sein.
„Prüft!“ In dieser Aufforderung steckt eine ganze Lebenshaltung, die uns Paulus hier ans Herz legt: Seid wache und aufmerksame Zeitgenossen! Seid selbstkritisch und auch kritisch gegenüber anderen Meinungen und Positionen! Bemüht euch um Offenherzigkeit und Unvoreingenommenheit! Lasst auch mal eine andere Meinung gelten!
Es fällt auf, dass Paulus schreibt: Prüft alles! Und nicht: Prüft alle! Das ist ein wichtiger Unterschied. Es geht nicht darum, ob mir andere Personen mehr oder weniger sympathisch sind, sondern um die Sache. Manchmal wehren wir Argumente vorschnell ab, weil wir Vorbehalte gegenüber der Person haben, die sie äußert. Wenn wir jedoch Person und Position unterscheiden, sind wir offener für das, was gesagt wird.
„Behaltet das Gute!“ Was ist das Gute? Mit der Diskussion dieser Frage lassen sich ganze philosophische Bibliotheken füllen. Als Christinnen und Christen haben wir die Bibel als Leitfaden für das Gute an der Hand. Die Zehn Gebote zum Beispiel geben uns eine klare Orientierung, was gut ist, oder zumindest: Was auf keinen Fall gut ist.
Der Prophet Micha löste die Frage nach dem Guten einmal so, dass er zwei klare Handlungsempfehlungen gab: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Mi 6,8). Wir sollen Liebe üben, d.h. andere einfühlsam und respektvoll behandeln. Und wir sollen demütig sein vor Gott: Wir sollen fragen, was Gott von uns will, und ihn ehren. Das ist der zentrale Maßstab. Was das ganz konkret für unser Handeln bedeutet, führen weder Micha noch Paulus aus. Das ist unsere Aufgabe und Verantwortung, das herauszufinden und immer wieder miteinander auszuhandeln.
Schließlich ermutigt uns die Jahreslosung auch zum Loslassen: Behaltet das Gute! Das heißt ja umgekehrt: Das andere dürfen wir loslassen. Gott ist barmherzig. Wir dürfen um Vergebung bitten und neu anfangen. Wo andere uns verletzt haben, müssen wir ihnen das nicht länger nachtragen. Wo wir selbst daneben lagen, müssen wir uns das nicht immer wieder vorwerfen. Wir haben alle unsere Lasten zu tragen. Wenn wir anderen vergeben und auch uns selbst vergeben, werden unsere Schultern leichter.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gottes Segen und Geleit und gute Erfahrungen, damit, wie das ist, mit Liebe und Weisheit zu prüfen und das Gute festzuhalten.
Herzlich grüßt Sie Ihre Pfarrerin Carmen Stamer