Vor 30 Jahren:
Beim Empfang der Staffelläufer aus Chazelles, die die gesamte Distanz aus unserer Partnerstadt ins Unterland zu Fuß zurückgelegt hatten (!), trafen sich Günter Sauter und Karlheinz Koniczek und begannen mit den Planungen für eine Radtour in der entgegengesetzten Richtung. Nach ausgiebigen Trainingsfahrten konnten sich im Mai 1994 zwei Damen und fünfzehn Herren auf die über 800 km lange Strecke begeben. Die Altersspanne reichte von 16 bis 55 Jahre. Über die Etappenorte Obernai (240 km) im Elsass, Villersexel (210 km) bei Belfort und Tournus (200 km) in Burgund erreichten alle gesund und unfallfrei Chazelles-sur-Lyon, wobei der letzte und mit 170 km kürzeste Abschnitt mit dem Aufstieg zum Col des Brosses (867 m) auch der anspruchsvollste war. Auf diesem Teilstück war auch Bürgermeister Haiber zu der Gruppe gestoßen. Im Nachbarort Grézieu-le-Marché holten uns Dutzende von Chazellois, darunter viele Kinder, mit geschmückten Fahrrädern ab, und bis zur Ankunft auf dem Marktplatz standen überall applaudierende Zuschauer am Straßenrand.
Abends gab es ein rauschendes Fest, und vor der Rückfahrt konnten wir eine ansehnliche Spende an ein örtliches Kinderheim überreichen.
Auf der ganzen Strecke hatten uns Inge und Jörn Just sowie Heiner Sack als Verpflegungsteam begleitet. Sie bauten alle 50-80 km eine Station auf, wo wir wieder Kraft tanken konnten, unter anderem durch den Verzehr von rund 2 Zentnern Bananen! Marcel Meyer und Sven Just schirmten mit einem anderen Auto den Peloton nach hinten ab und versorgten uns zwischendurch in bester Tour de France-Manier.
Es war wohl für alle Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis, das sicher auch einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung der Partnerschaft geleistet hat. Vier Jahre später haben wir die Tour übrigens in umgekehrter Richtung und auch mit französischen Teilnehmern wiederholt, diesmal in fünf Etappen und deutlich bergiger durch den Jura und den Südschwarzwald.
Am 1. Mai bei tollem Wetter starteten wir, Bernd und Moni Philipps, mit dem Rad in Untergruppenbach, um in 9 Tagen Chazelles sur Lyon zu erreichen. Unsere Route führte uns entlang den sehr gut ausgebauten Fernradwegen mit einigen Umwegen nach Chazelles. Anfangs querten wir auf dem Eurovelo5 die Vogesen nördlich am Canal de la Marne au Rhin, um weiter der Mosel entlang nach Süden zu fahren. An der Mosel gings auf dem Voie Bleue – Mosselle-Saone nach Süden bis Chalon-sur-Saone. Hier wechseln wir auf den Eurovelo6, auf dem man an der Loire entlang bis an den Atlantik fahren kann. Wir fahren jedoch, als wir die Loire erreicht haben, der Loire entlang nach Süden, um dann am letzten Tag nur noch ein kurzes Stück von Westen nach Chazelles zu kommen.
900 km durch Frankreich, tolle Radwege und vor allem tolle Menschen, so macht das Radfahren auch bei mal nicht so tollem Wetter Spaß. Wir haben in „Chambre d`hotes“, das französische bed&breakfast, übernachtet und wurden entweder von den Gastgebern abends bekocht oder gingen in kleine Restaurants in sehr kleinen Dörfern. Auf diese Weise hatten wir auch schon bei der Anfahrt viele Begegnungen mit der französischen Bevölkerung und durften die Gastfreundschaft erleben. Trotz fehlender Sprachkenntnisse, Bernd spricht kein Französisch, ich sehr wenig, hatten wir lustige Abende und wurden überall sehr herzlich aufgenommen. Auf der Tour hat sich für mich gezeigt, die deutsch-französische Freundschaft lebt, Sprachbarrieren sind kein Problem, viele Franzosen sprechen ein bisschen Englisch und wenn alles nicht hilft, kommt eben Technik (Handyübersetzer) zum Einsatz. Wenn man morgens vom Gastgeber mit einem „A la prochaine“ verabschiedet wird, ist es einfach schön und man kommt gerne wieder.