Radschnellwegbrücke eingeweiht

Radverkehr wird über die Panzerstraße geleitet

„Maximale Sicherheit für Radfahrer erreicht“
Radschnellwegbrücke Böblingen
Am 22. Juli 2025 wurde eine neue, geschwungene Radbrücke über die stark befahrene Panzerstraße bei Böblingen eröffnet – ein wichtiger Lückenschluss des Radschnellwegs RS 1 zwischen Stuttgart und Böblingen.Foto: Landratsamt Böblingen

Seit 2019 gibt es den ersten Radschnellweg Baden-Württembergs, der von Stuttgart nach Böblingen führt; daher auch seine Bezeichnung RS 1. Bis heute wurden rund 1,5 Mio. Fahrradfahrten auf dieser Route gezählt. Doch bislang endete die schnelle Fahrt an der Kreisstraße 1057 – der als Panzerstraße bekannten Ostumfahrung von Böblingen. Diese zählt mit rund 20.000 Fahrzeugen täglich zu den meistbefahrenen Kreisstraßen des Landkreises. Mit dem neuen Einkaufszentrum auf dem Gelände der Panzerkaserne wird die Verkehrsbelastung künftig weiter steigen. Schon heute finden Radfahrerinnen und Radfahrer im dichten Berufsverkehr kaum eine Lücke im Autoverkehr, um die Straße sicher zu queren.

Ab sofort ist die Gefahr gebannt, denn eine der ersten Brücken, die in Baden-Württemberg im Zuge eines Radschnellwegs neu gebaut worden ist, wurde am heutigen Dienstag (22.7.) feierlich eingeweiht. Sie führt den Radverkehr in elegantem Schwung und mit geringer Steigung sicher über die Panzerstraße. Bauherr der Brücke ist der Landkreis Böblingen. Landrat Roland Bernhard zeigte sich erfreut: „Wer Radschnellwege ernst nimmt und den Menschen eine attraktive Radinfrastruktur bieten will, darf nicht an der ersten Kreuzung den Autoverkehr wieder bevorzugen. Wir haben daher eine hochwertige Radbrücke gebaut. Sie ermöglicht Radfahrerinnen und Radfahrern, sicher und komfortabel zu fahren.“ Der Landrat dankte Land und Bund für die großzügige Förderung des Bauprojekts sowie den Kreisräten und der Stadt Böblingen für ihre Unterstützung.

Baden-Württemberg baut die Radinfrastruktur kräftig aus, vor allem den Radschnellwegen kommen im RadNETZ eine hohe Bedeutung zu. Die Initiative RadKULTUR hat die Eröffnung kommunikativ begleitet. Minister Winfried Hermann betonte: „Die neue Brücke ist ein wichtiger Bestandteil des Radschnellwegs RS 1 und schafft eine direkte, kreuzungsfreie Verbindung über die stark befahrende Kreisstraße. Radfahrende können hier künftig nicht nur komfortabler, sondern vor allem auch sicherer unterwegs sein. Unser Ziel ist es, dass Menschen gerne und mit einem guten Gefühl aufs Fahrrad steigen – auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder in der Freizeit. Mit der neuen Brücke wird eine gefährliche und ärgerliche Kreuzung elegant überwunden. Die hohen Qualitätsstandards von Radschnellwegen machen das Fahrrad im Alltag zu einer echten Alternative zum Auto.“

Die Baukosten belaufen sich auf rund 5,8 Mio. Euro. Über das LGVFG-Förderprogramm erhält der Landkreis voraussichtlich einen Zuschuss in Höhe von rund 3,83 Mio. Euro vom Land und weitere rund 767.000 Euro vom Bund. Für die Planungsphase wurden Fördermittel in Höhe von jeweils rund 250.000 Euro von Land und Bund bereitgestellt.

Heiko Engelhard, Abteilungsleiter Mobilität, Verkehr, Straßen im Regierungspräsidium Stuttgart erklärte: „Durch die Förderung des Landes konnte im Verlauf des RS 1 eine bestmögliche Lösung sowohl für den Radverkehr als auch für den Autoverkehr umgesetzt werden. Die Brücke erhöht die Verkehrssicherheit aller – egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto. Durch den hohen Komfort für den Rad- und Fußverkehr wird ein weiterer positiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet.“

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz erklärte, dass eine attraktive Fahrradroute durch die Stadt eine Daueraufgabe sei: „Für die innerörtliche Durchbindung hat die Stadt Böblingen mit dem Umbau der Herrenberger Straße und des Elbenplatzes bereits viel erreicht. Weitere Ausbaumaßnahmen müssen wir jetzt gemeinsam ausarbeiten, wie beispielsweise das Radschnellweg-Kreuz auf der Hulb oder die Weiterführung des Radschnellwegs zum A81-Deckel.“

Die Planung der Radschnellwegbrücke begann im Frühjahr 2021. Aufgrund der topografischen Lage des Verkehrsknotens auf einem Hochpunkt im Gelände, musste eine Lösung gefunden werden, die mit möglichst wenigen zusätzlichen Höhenmetern auskommt. Eine zentrale Planungsvorgabe war zudem, die Brücke mit einer maximalen Steigung von 5 Prozent auszuführen, um auch ohne elektrische Unterstützung eine durchgängig komfortable Querung zu gewährleisten. Außerdem sollte der Eingriff in die umliegenden Waldflächen möglichst gering ausfallen. Aus diesen Rahmenbedingungen ergaben sich verschiedene Varianten für den Brückenverlauf. Als beste Lösung hat sich eine geschwungene Linienführung herausgestellt, da sich die topographische Situation der in Nordrichtung abfallenden Kreisstraße durch Verschiebung der Überquerung in Gefällerichtung dieser Straße optimal nutzen lässt. Zusammengefasst ergeben sich kürzere Rampenlängen, geringere Höhenunterschiede und ein wesentlich interessanterer Grundrissverlauf gegenüber den untersuchten alternativen Varianten.

Der Verkehrsraum auf der Brücke ist fünf Meter breit. Mit Zufahrtsrampen beträgt die Gesamtlänge rund 200 Meter. In den Handlauf der Brücke ist eine sensorgesteuerte LED-Beleuchtung integriert. Die Brücke ist für eine Mischnutzung durch Rad- und Fußverkehr ausgelegt, da zu den Pendlertageszeiten bisher kein regelmäßiger Fußverkehr festgestellt wurde und zukünftig auch nicht zu erwarten ist. Des Weiteren berücksichtigt die Planung auch Belange von mobilitätseingeschränkten Personen. Die Wegführung mit max. 5 Prozent Steigung nimmt die Umgebungssteigung auf. Sicherheitsausstattungen wie Radabweiser, Handläufe und eine Absturzsicherung ergänzen das Konzept.

Die Brücke fügt sich mit ihrer geschwungenen Linienführung harmonisch in das Gelände ein. Überbau und Stützen des Bauwerks sind als monolithische, fugenlose Stahlkonstruktion mit gelenkiger Lagerung an den Stützenfußpunkten gebaut. Der Hauptträger des Überbaus besteht aus einem filigranen Stahlholkasten mit seitlich auskragenden Konsolen. Die Hauptspannweite über die Panzerstraße beträgt 40 Meter, wobei der Stahlhohlkasten durch einen außenseitig angeordneten Stahlbogen unterstützt wird, der mit dem Überbau durch rippenartige Stahlschwerter verbunden ist und die geschwungene Linienführung aus allen Perspektiven begleitet. Der Brückenunterbau besteht aus schmalen und in Brückenlängsrichtung orientierten Stahlbetonwiederlagern, die den Verlauf des Haupttragwerks optisch aufnehmen sowie aus 3 schlanken Stahlstützen. Im Untergrund sorgen insgesamt 24 Großbohrpfähle für eine stabile Verankerung im schwierigen Baugrund.

Dank der semi-integralen Bauweise ohne Dehnfugen oder wartungsintensive Lager, werden Erhaltungsaufwand und Betriebskosten minimiert. Durch die spezielle Konstruktion konnten ebenso die Materialaufwendungen minimiert werden. Die Stahlkonstruktion ist langlebig und korrosionsbeständig. Damit konnte ein robustes, ansehnliches und nachhaltiges Bauwerk mit moderaten Folgekosten geschaffen werden.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
23.07.2025
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