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Zwischen Eistheke, Familie und Hip-Hop

Rappender Eisdieleninhaber BINHO veröffentlicht „Vacanza“

Tagsüber verkauft er Eis, nachts macht er Rap. BINHO alias Robin Pandolfo meldet sich mit seiner neuen EP „Vacanza“ zurück.
Person steht in einer Eisdiele vor der Theke und hält ein Eishörnchen mit einer Kugel Eis. Im Hintergrund sind gestapelte Pappbecher, Schilder mit der Aufschrift ‚Cash Only‘ sowie eine Speisekarte sichtbar. Die Einrichtung wirkt gemütlich mit warmen Wandfarben und dekorativen Elementen.
BINHO veröffentlicht seine neue EP "Vacanza" am 14. November.Foto: km

Die „Gelateria Pandolfo“ am Weinheimer Marktplatz wirkt unscheinbar. Sie befindet sich zwar in zentraler Lage, ist aber klein, bisschen versteckt hinter den großen Schirmen am Außenbereich. Dass hier jemand hinter der Theke steht, der früher bundesweit Bühnen bespielt hat, wissen die Wenigsten.

Wir sind zu einem Interview verabredet, obwohl er die eigentlich gar nicht so gern hat. Trotzdem begrüßt er uns herzlich, lädt uns ein, fragt, ob wir was zu trinken wollen – und das gastfreundlich, zuvorkommend, mit ausgestrecktem Arm, lächelnd. Er sei „ein offenes Buch“, wie er später sagen wird. Die Aussage bestätigt sich sofort.

Auf seiner Kappe steht „Eisdealer“ – eine Andeutung an seine Wurzeln im Hip-Hop. Nach drei Jahren „Funkstille“, drei Jahren ohne Musik, drei Jahren Eisdiele hat Langfinger BINHO jetzt wieder „was zu sagen“, wie er in einem Instagram-Reel mitteilt. Seine neue EP „Vacanza“ droppt am 14. November.

Ein Rapper in einer Eisdiele?

Gute Frage. Die haben wir auch gestellt. BINHO, der mit bürgerlichem Namen Robin Pandolfo heißt, erklärt: „Anfang 2021 kam die Nachricht, dass meine Frau ein Kind erwartet“ – und das während der Pandemie, die das Live-Geschäft sowieso nahezu komplett lahmlegte.

BINHO - Antarktika (Youtube)

„Wenn du ein Kind hast, dann ist deine oberste Priorität […], dass dein Kind glücklich ist“, betont Pandolfo im Gespräch. Von heute auf morgen hat er dann bei seinem Schwiegervater im Familienbetrieb seine schwangere Frau vertreten und Eis verkauft. Inzwischen hat er sein eigenes Geschäft in Leutershausen.

Mannheimer Wurzeln

Bekannt wurde Langfinger BINHO aber durch Hip-Hop. Schon als Teenager in der Mannheimer Neckarstadt, wo er bei seinen Großeltern aufgewachsen ist, hat er mit seinen Freunden gerappt. Anstatt auf Partys zu gehen, nannten sie sich damals „ZonkeyMobb“, haben sich im Keller eingeschlossen und Musik gemacht.

In seinem ersten Release „Keine Zeit“ rappt Pandolfo noch davon, „keine Zeit für die Arbeit“ zu haben – in seinem neuesten Track „Antarktika“ hat er „keine Zeit, zu viel Arbeit“. Seine Lebensumstände und seine Einstellungen haben sich seit seinen Anfängen stark verändert.

„Schlafen kann man, wenn man tot ist!“

Sein Beruf macht ihm Spaß, trotzdem hat er den Hip-Hop vermisst. Während der ganzen Zeit hat er für sich selbst Musik gemacht, teilweise bis spät in die Nacht Demos aufgenommen. „Schlafen kann man, wenn man tot ist“, sagt er und lacht.

Die Eisdiele allein würde ihn nicht erfüllen. „Ich habe mit mir oder mit meinem Innenleben vor, etwas Größeres zu erschaffen, was hundertprozentig von mir kommt“, erklärt er. Aus dieser Motivation heraus ist dann „Vacanza“ entstanden.

„Warum bin ich, wie ich bin?“

BINHO steckt zwischen Eisverkaufen am Tag und Musik machen in der Nacht, zwischen Verantwortung in Deutschland und Entspannung im jährlichen Italien-Urlaub. Diese Dichotomien, diese Dramaturgie sollen alle fünf Songs der neuen EP prägen. Auch CDs soll es für Sammler geben.

Produziert hat das Ganze der Schweizer Produzent „Classic, der Dicke“. Sie hätten viel gemeinsam, meint Pandolfo, haben beide Bezüge zu Italien, sind beide Vater eines Kindes. Die Beats passen in das Schema von früher: sample-lastig, „leicht körnig, filmisch“, irgendwo zwischen Boombap und Trap, J Dilla und Sido. „Das ist ja auch, wo ich meine Liebe für Hip-Hop entdeckt habe“, erklärt er.

Features gibt es keine, das Projekt sei zu persönlich. „Vacanza ist wie ein Jahr aus meinem Leben“, betont Pandolfo. Im Sommer sei alles „so schnell, dass alles aus dem Ruder läuft und nichts mehr unter Kontrolle ist und hundert Sachen gleichzeitig. Und im Winter ist es dann das genaue Gegenstück.“ „Vacanza“ sei sein „Warum“: „Warum bin ich, wie ich bin?“

Keine Zeit verschwenden

Nächstes Jahr würden noch weitere Sachen kommen, Live-Auftritte würde er auch gerne wieder machen. Pandolfo muss aktiv bleiben: „Ich stehe nicht so auf Zeitverschwendung“, erzählt er. Er möchte produktiv sein, sich nützlich fühlen, nicht auf dem Sofa „chillen und Fernsehen schauen“.

Dieser Tatendrang hat auch einen Kurzfilm hervorgebracht, der kurze Zeit nach dem Album erscheinen soll. Gedreht wurde er in Italien und Deutschland und soll die Handlung der EP umrahmen. Wichtigste Maxim dabei: Authentizität.

Erfolg ist ihm egal

Robin Pandolfo verdient sein Geld durch Eis und investiert es in Musik. Ob er damit Profit macht, sei ihm „auf gut Deutsch einfach Latte“, beteuert er. „Ich will das machen, was ich will.“

Kein Erfolgsdrang, kein Glamour, kein Gangster-Lifestyle – BINHO setzt voll und ganz auf Authentizität. Er möchte von Überforderung, Verantwortung sowie der „Sehnsucht nach einem einfacheren Leben“ erzählen – von der „Vacanza“, nach der er sich sehnt.

Erscheinung
exklusiv online
von jay/km
13.11.2025
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Bammental
Kategorien
Kultur
Musik
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