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Rathausneubau

Vor 50 Jahren - Spatenstich für das „Haus des Bürgers“ Am 21. Juli 1975 fand der Spatenstich am Neubau des Neuen Rathauses statt. Groß...
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Ortsmitte 1975 - hier wird bald gebaut. Der See musste schon für den Omnibusverkehr weichen.Foto: Stadt Rutesheim

Vor 50 Jahren - Spatenstich für das „Haus des Bürgers“

Am 21. Juli 1975 fand der Spatenstich am Neubau des Neuen Rathauses statt.

Groß wurde darüber im damaligen Mitteilungsblatt berichtet.

Aufgrund dieses besonderen Jubiläums wollen auch wir noch einmal in die interessante Geschichte zu diesem wichtigen Gebäude im Ort zurückblicken.

Zuvor aber eine Rückschau auf das Alte Rathaus und warum ein Neubau erforderlich wurde.

Das Alte Rathaus

Das Alte Rathaus stand schon immer an dieser Stelle in der Kirchstraße / Ecke Flachter Straße. Es wird erstmals im Zusammenhang mit den Unruhen des Armen Konrad 1514 erwähnt, dürfte aber schon viel früher erbaut worden sein. Auf der ältesten Abbildung Rutesheims, entstanden zwischen 1466 und 1481, kann man es zuordnen. Auf der Kieser‘schen Ortsansicht von 1682 erscheint es ähnlich dem späteren Nachbau. Durch den großen Ortsbrand im Jahre 1837 wurden neben dem hier schon historischen Gebäude auch alle Akten, Pläne usw. vernichtet.

Im Jahr 1838 wurde an derselben Stelle ein (damals) neues Rathaus erbaut, jedoch lediglich im ersten Stock ausgebaut. Vorhanden sind aus dieser Zeit eine Grundkonzeption sowie ein Kostenvoranschlag. Rechts und links der Rathaustreppe waren zwei große hölzerne Tor, die sich weit öffnen ließen. Dahinter befand sich die Mosterei. Später wurde dies das Spritzenlokal für die 1879 gegründete Feuerwehr. In den vergangenen 187 Jahren gab es viele Umbauarbeiten an diesem heute noch besonders ortsbildprägenden Gebäude. 1953/54 erfolgte eine generelle Umgestaltung. Das Erdgeschoss wurde für die Gemeindekasse, das Bauamt und den Polizeiposten (mit Arrestzelle) ausgebaut. Das Dachgeschoss wurde umgestaltet, die Vorderseite des Gebäudes erhöht. Damals hatte man 3.200 Einwohner und ging davon aus, dass die Räumlichkeiten noch viele Jahre für die vielfältigen Aufgaben der Gemeinde ausreichen würden. Durch die Übernahme neuer Aufgaben, z.B. der Baurechtszuständigkeit mit der Einrichtung eines Planungs-, Hochbau- und Tiefbauamtes sowie der steigenden Einwohnerzahl durch viele Heimatvertriebene wurde es jedoch immer enger. So war für die Sitzungen des Gemeinderats kein Platz mehr, so tagte man seit dem 3. Dezember 1965 im Feuerwehrhaus. Anfang der 70er Jahre musste auch die Finanzverwaltung ausgelagert werden.

Beschluss für den Bau eines Neuen Rathauses – und seinen Standort

Am 4. Mai 1970 wurde aus diesen Gründen durch den Gemeinderat ein Grundsatzbeschluss für den Bau eines neuen Rathauses gefasst. Die Gemeindeverwaltung wurde beauftragt, ein Raumprogramm zu erstellen, um den Raum- und Platzbedarf zu ermitteln. Der Gemeinderat war überwiegend der Meinung, dass der Neubau am alten historischen Standort erfolgen soll. Rund 18 Monate lang führte man Grundstücksverhandlungen mit den Anliegern an der Flachter- und Kirchstraße. Letztlich ohne Erfolg, man gab diesen Standort aus finanzwirtschaftlichen Gründen auf. In den Fokus kam nun eine Fläche im Gewann Kalk, gegenüber der Johanneskirche. Hier konnte die Grundstücksfrage rasch gelöst werden. Man startete am 16. Oktober 1972 einen Wettbewerb für dieses Gebiet, bei dem die Anbindung an das Zentrum in Verbindung mit dem Kirchplatz mit zum Auftrag gehörte. Beim Raumproramm ging man von einem angenommenen Bevölkerungswachstum von 3 % p.a. aus, für das Jahr 2000 rechnete man mit einer Zahl von 15.000 Einwohnern.

Verwaltung und Gemeinderat besichtigten mehrere Rathäuser mit einer ähnlichen erwarteten Größenordnung wie Rutesheim. Für den Wettbewerb wurde als Vorgabe eine Flächenverhältnis von Nutzfläche zu Verkehrsfläche von 70 % : 30 % verlangt. Bei der Planung waren auch Räume für die Polizei und einen Notar vorgesehen.

Im April 1973 war es so weit: Ein eingesetztes Preisgericht aus Vertretern freier Architekten, der Verwaltung und des Gemeinderats empfahl einstimmig, die Arbeit mit dem 1. Preisträger – Dipl.-Ing. Grohe aus Stuttgart – zur Grundlage für die weiteren Planungen zu wählen. Allerdings fand nach Abschluss des aufwändigen Wettbewerbs zunächst einmal eine Verschnaufpause statt. Ein Lern- und Denkprozess begann, bei dem immer wieder auch die Standortfrage diskutiert wurde. Mit der Lage im Gewann Kalk, südlich der Pforzheimer Straße, war man nie so richtig glücklich. In dieser Phase kam erstmals ein möglicher Standort an der Leonberger Straße am See und beim Omnibusbahnhof in die Überlegungen.

Nach erfolgreichen Grundstücksverhandlungen erfolgte schließlich eine Verlegung der weiteren Planungen „vom Kalk zum See“. Dabei wurde das Rathaus in seiner Wettbewerbs-Konzeption kaum verändert. Viele Details waren nun weiter zu entscheiden, wobei vor allem die Außenfassade eine der wichtigsten war. Es brauchte viel Überzeugungskraft des Architekten, den Gemeinderat für die „fremdartige Bauweise in Klinker“ mitzunehmen. Als Kostenlimit wurden 7,2 Millionen DM festgelegt – dieser Betrag wurde am Ende kaum überschritten.

Der Spatenstich im Juli 1975 - Auszüge aus dem Bericht im Mitteilungsblatt

Zum Spatenstich am 21. Juli 1975 versammelten sich zahlreiche Rutesheimer Bürger vor der Baustelle. Auch eine Delegation aus der Partnerstadt Scheibbs war extra zu diesem Anlass angereist. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Rutesheimer Musikverein. Bürgermeister Schaible begrüßte die zahlreichen Ehrengäste und Besucher zu diesem „historischen“ Tag und machte Ausführungen zu den umfangreichen Planungen. „Das Rathaus würde nicht gebaut für die, die drinnen arbeiten, sondern für die, für die drinnen gearbeitet wird. Es sei ein Haus des Bürgers.“ Im Anschluss kamen die Spaten für den symbolischen Spatenstich zum Einsatz.

Nach einem Grußwort von Bürgermeister Derfler aus Scheibbs ergriff Landrat Dr. Heeb das Wort. In einem eigenen Gedicht fasste er das besondere Ereignis mit guten Wünschen zusammen. Weitere Redner folgten mit MdB Hans Geiger, Architekt Grohe und Pfarrer Simen.

Nun folgten knapp zwei Jahre Bauzeit. Auch in dieser Zeit waren viele Entscheidungen hinsichtlich der Baustoffe und Einrichtung zu treffen. Am 25. Juni 1977 fand schließlich die Einweihung des Neuen Rathauses statt.

Bis heute hat sich das Erscheinungsbild des Rathauses kaum verändert und man kann positiv auf die damaligen Entscheidungen zurückblicken, sowohl hinsichtlich des Gebäudes wie auch dem neu gewählten Standort. Und - auch heute ist das Rathaus vor allem ein Haus des Bürgers.

Harald Schaber

Erscheinung
Stadtnachrichten – Amtsblatt der Stadt Rutesheim
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Ausgabe 29/2025
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