Freundeskreis Königsbach-Steiner Geschichte e.V.
75203 Königsbach-Stein
Dies und das

Recherchen über die Zeit des Zweiten Weltkriegs – Tod eines Zwangsarbeiters

Im Ortsarchiv unter dem Bestand Königsbach, mit der Signatur 294, fanden wir ein Schreiben vom Landrat mit Datum 11. Juli 1946 an die Gemeindeverwaltung...

Im Ortsarchiv unter dem Bestand Königsbach, mit der Signatur 294, fanden wir ein Schreiben vom Landrat mit Datum 11. Juli 1946 an die Gemeindeverwaltung Königsbach.

„Der russische Staatsangehörige Wolodymir Gryniw starb am 27.5.1944 in Königsbach eines gewaltsamen Todes, nachdem er von der Gestapo angeblich wegen Vergewaltigung zum Tode verurteilt worden war.

Bei der Staatsanwaltschaft in Pforzheim sind keine Unterlagen hierüber vorhanden. Zwecks Vorlage an das Such-Buereau der US-Zone ersuche ich um Einsendung eines Berichtes in dreifacher Fertigung, der über folgende Punkte Aufschluss geben soll:

1. Die Ursachen, die zur Verurteilung geführt haben,

2. Die Personen, die über den Fall Auskunft geben können

3. Die Persönlichkeiten, die bei der Erhängung zugegen waren.“

Schon zuvor waren wir im Zusammenhang mit den Flugzeugabstürzen in Stein am Pfingstsamstag 1944, dem o.g. Datum, auf dieses Verbrechen hingewiesen worden. Karl Kälber schrieb in seinen Aufzeichnungen: „Nun hatte an jenem unheilvollen Tag im Königsbacher Steidig eine Exekution stattgefunden, wobei ein junger Pole [richtig: ein Ukrainer], ehemaliger Kriegsgefangener, zum Tode befördert wurde, der ein Mädchen vergewaltigt haben sollte. Der Pole war bei der Königsbacher Familie als Landarbeiter beschäftigt und hatte Familienanschluss. Erst als das Mädchen schwanger war, sagte sie, sie sei vergewaltigt worden. Nun war also danach das Exekutionskommando in Stein im Lamm, als oberster Vollzieher der Kreisleiter der NSDAP Knab. Dorthin brachte man die gefangenen Flieger [vom Absturz des Bombers, sh. Bericht zuvor] zum Verhör. […]“

Ein Königsbacher Zeitzeuge berichtete uns: „Von einer Schwangerschaft ist mir nichts bekannt. Aber dass die zwei etwas miteinander hatten, war vielen bekannt. Das ging einige Zeit lang mit denen. Vielleicht sind sie erwischt worden oder, was wahrscheinlicher ist, man hat sie verraten – so böswillig und verblendet waren einige Leute damals.“

Doch was war passiert? Die Antwort der Gemeindeverwaltung vom 15. Juli 1946 gibt darüber Auskunft: „Der frühere Bürgermeister August Kratt hat sich zu obiger Sache wie folgt geäußert:

Zu a) Die Festnahme des Gryniw erfolgte wegen angeblicher Vergewaltigung der Witwe […] in Königsbach. Das Todesurteil war von einem SS-Gericht ausgesprochen.

Zu b) Die Vernehmungen und Erhebungen wurden damals von der Gendarmeriestation Königsbach, Gendarmeriemeister Herrmann, vorgenommen, der deshalb wohl auch über den Fall Auskunft geben kann. Die Gemeindeverwaltung Königsbach wurde zu dem Verfahren nie gehört und auch nicht über den genauen Sachverhalt informiert.

Zu c) Zur Vollstreckung des Todesurteils durch Erhängen im Wald von Königsbach – Distrikt Steidig – waren von der Geheimen Staatspolizei Karlsruhe ca. sechs Beamte anwesend, darunter vier in Offiziersuniform (SS) und ein Zivilist. Die Namen derselben sind hier nicht bekannt.“ (Forts. folgt)

FKSG | Susanne Kaiser-Asoronye | 06201 843366 oder 0172 9064270 | kontakt@freundeskreis-geschichte.de

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Ausgabe 17/2025

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