Seit letzter Woche arbeitet das Team um Stuckateur Markus Gräb aus Neckargröningen intensiv an der Fassade der ehemaligen Synagoge in Hochberg. Die Fassade wurde gereinigt, der Putz wurde ausgebessert und an West-, Nord- und Ostseite des Gebäudes wurden schon Malerarbeiten durchgeführt. Zum Schluss kommt die Südseite dran, weil hier der Fußgängerweg kurzfristig durch das Gerüst beeinträchtigt wird.
Durch das Gerüst konnte auf der Westseite erstmals der Bereich über der Tür im Eingangsportal zwischen den Wandpfeilern (Pilastern) genau in Augenschein genommen werden. Auf der Verdachung über der Tür haben sich keine Spuren von Inschriften nachweisen lassen. Allerdings befindet sich zwischen den Kapitellen der Pilaster über der Tür ein offensichtlich nachträglich angebrachter Stein, der den gesamten Zwischenraum und damit die gesamte Türbreite einnimmt. Aus dem rechten Kapitell wurde ein Stück herausgeschlagen, um diesen Stein anzubringen. Anschließend wurde die Stelle verputzt. Die Vermutung liegt nahe, dass sich auf diesem Stein einst die hebräische Portalinschrift der Synagoge befand, die nach der Umnutzung des Gebäudes zur Kirche der evangelisch-methodistischen Gemeinde nach 1914 entfernt wurde. Im besten Fall wurde der Stein mit der Inschrift herausgenommen und gewendet wieder eingemauert, sodass sich die ursprüngliche Inschrift auf der Rückseite finden würde. Um hier Klarheit zu bekommen, wollen wir aber zunächst gründlich in den Archiven forschen: Erst seit letztem Jahr wissen wir durch den Fund eines Zeitungsartikels im Schwäbischen Merkur von 1829, dass die Synagoge 1828/29 vom Ludwigsburger Architekten Ludwig Gottlieb Abel (1782-1852) erbaut wurde. Der Vater des späteren Ludwigsburger Oberbürgermeisters Heinrich von Abel führte den klassizistischen Stil in der Barockstadt Ludwigsburg ein und gestaltete auch die Hochberger Synagoge in diesem Baustil. Möglicherweise finden sich in Archivalien zum Architekten genauere Informationen zur Fassade der Synagoge. Fotos oder Zeichnungen des Gebäudes aus der Synagogenzeit haben sich bisher noch nicht gefunden. Das älteste bisher bekannte Foto, auf der die Westfassade der ehemaligen Synagoge zu erkennen ist, stammt aus dem Jahr 1920.
Kai Buschmann
Beth Shalom – Haus des Friedens. Verein für Erinnerungs- und Friedensarbeit in Remseck e.V., www.bethshalom-remseck.de, info@bethshalom-remseck.de