Redaktion NUSSBAUM
69168 Wiesloch
Familie Carrozzi übernimmt Gaststätte

Restaurant Freihof: Neuer Pächter in historischem Gemäuer

Von São Paulo nach Wiesloch: Familie Carrozzi übernimmt den Freihof und verbindet regionale Brauhausküche mit eigenen kulinarischen Akzenten.
Hat schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel: der Freihof
Hat schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel: der FreihofFoto: sd

Restaurant Freihof: Ehepaar Carrozzi wagt den Sprung in die Selbstständigkeit

Neuer Pächter in historischem Gemäuer. Seit 1. April dieses Jahres hat Hugo Leonardo S. Carrozzi als Geschäftsführer das Sagen, unterstützt von seiner Ehefrau Raquel, die sich um den Service kümmert. Eigentlich hätte das Haus veräußert werden sollen, es fand sich jedoch kein Käufer. Also sprang Carrozzi in die Bresche und dies nicht von ungefähr, hatte er doch über den Zeitraum von zwei Jahren in dem Brauhaus als Koch gearbeitet. „Wir wollen den Charakter des Brauhauses zwar bewahren, aber auch unsere eigenen Ideen in die Speisekarte mit einfließen lassen“, gibt sich Carrozzi zuversichtlich.

Der Weg nach Deutschland war nach Worten Raquels ein notwendiger. Beide sind in Brasilien geboren, sie hat inzwischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft und sie betrieben in São Paulo ein Restaurant. „Als die Kinder auf die Welt kamen, wurde es uns dort zu unsicher wegen der hohen Kriminalität und wir sind nach Deutschland ausgewandert, nachdem sie das Restaurant verkauft hatten. Wir hatten so einige, schlimme Erlebnisse“, blickte die Ehefrau zurück.

Von Brasilien nach Schatthausen

Ihr erstes Ziel war der Wieslocher Stadtteil Schatthausen und dies nicht zufällig. „Meine Schwester wohnt in Gauangelloch und es war am Anfang für uns wichtig, eine vertraute Person in unserer Nähe zu haben“, erzählte die Ehefrau. Ihre erste berufliche Station war das Hotel und Gasthaus „Backmulde“. Dort startete Hugo ebenfalls in der Küche, die Ehefrau arbeitete im Hotel.

Jetzt, nach etwas mehr als einem Monat unter eigener Regie, läuft es ganz gut im Brauhaus. „Für eine erste Bilanz ist es noch zu früh“, kommentierte das Ehepaar. Hugo Carrozzi ist derweilen dabei, eigene Gerichte, vor allem bei den Vorspeisen, in die Karte einzubauen. „Aber natürlich soll die Ausrichtung als Brauhaus nicht aufgegeben werden“, betonte er. So wird es weiter Schnitzel und auch Gulasch geben, eben die Klassiker, die zu einem frisch gezapften Bier passen.

Ein echter Familienbetrieb

Aber auch Tortilla-Gerichte mit dem wohlklingenden Namen „Quesadilla de frango“ werden angeboten. „Wir sehen uns als einen echten Familienbetrieb an und wir wohnen jetzt auch im Gebäude, das uns sehr gut gefällt“, so Raquel Carrozzi. Klar, die Übernahme als Pächter habe man sich gut überlegen müssen. „Da gab es viele Gespräche im Vorfeld, auch mit Steuerberatern“, erzählten die Carrozzis, bevor sie sich in das Abenteuer der Selbstständigkeit stürzten. In Sachen Personal gibt man sich zufrieden. „Wir sind jetzt insgesamt sechs Personen, die das Restaurant in Küche und Service am Laufen halten, also keine Probleme“.

Kontinuität des Angebots

Einen Wechsel gab es dennoch, und zwar im Bereich der Brauerei. Diese haben Alex Schneider und Bernhard Zepf, die Eigentümer des Gebäudes, übernommen und beliefern mit den unterschiedlichen Gerstensäften auch andere Lokale. „Aber selbstredend gibt es Bier für unsere Gäste nach wie vor und es kann auch mitgenommen werden, dies bieten wir weiterhin an“, so Hugo. Den Pachtvertrag haben sie vor Wochen für einige Jahre abgeschlossen, sodass von einer gewissen Kontinuität des Angebots auszugehen ist.

Bezüglich von Veranstaltungen bietet das historische Gemäuer viel Platz. Da sind Räumlichkeiten im ersten Stock vorhanden und wie Raquel betonte, werde dies gut angenommen. Von Vorteil sei natürlich die Tatsache, dass Hugo Carrozzi für viele kein Unbekannter sei und dies wegen seiner zweijährigen Tätigkeit als Koch. Natürlich hat man mit dem großzügigen Freisitz gerade an wärmeren Tagen ein zusätzliches Ass im Ärmel. „Dort fühlen sich viele Gäste sehr wohl, es ist ruhig und wir bieten viel Platz“, so der übereinstimmende Tenor der beiden.

Viele Stammgäste

Apropos Gäste: Viele Stammgäste kommen weiterhin. „Sie sind teilweise schon seit Jahren hier“, sagte Raquel. Sie ist jetzt froh, ihre drei Kinder um sich zu haben. Und Reservierungen seien doch so einige für die nächsten Wochen zu verzeichnen. Und eine weitere Attraktion könnte sich im Verlauf des Jahres ergeben. Denn die Carrozzis haben vor, eventuell die Kellerräumlichkeiten wieder in den laufenden Betrieb zu integrieren. Ein idealer Ort, beispielsweise für private Feiern.

„Jetzt richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Ergänzung unserer Speisekarte mit lateinamerikanischen Gerichten“, kündigte Hugo Carrozzi an und seine Ehefrau ergänzte, man wolle sich in erster Linie auf die Ausrichtung als Restaurant erfolgreich bemühen. Derzeit hat das „Brauhaus Freihof“ – außer montags am Ruhetag – jeden Tag von 17 bis 23 Uhr geöffnet. Man darf gespannt sein, wie die kleinen, kulinarischen Ergänzungen von den Gästen angenommen werden.

Eine der ältesten Gebäuden

Der Freihof zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt Wiesloch. Das im Kern noch mittelalterliche Steinhaus weist charakteristische Staffelgiebel auf. Einst war es ein adliger Herrensitz mit Gütern in Altwiesloch. Der Freihof selbst gehört zu den ältesten Gebäuden in Wiesloch. Gastronomisch genutzt wurde das Haus bereits auf jeden Fall seit Mitte des 19. Jahrhunderts und man betrieb in früheren Zeiten auch eine benachbarte Brauerei nebst Brennerei. Gebraut wird heute noch, nur nicht unter der Regie von Hugo Carrozzi. (sd)

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08.05.2025
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