Rettungsaktion mit Happy End

Nach den verheerenden Regengüssen ereignete sich am vergangenen Freitag auf dem Golfplatz von Bad Herrenalb eine außergewöhnliche Rettungsaktion. Die Greenkeeper Avdo Memic und Haris Omeragic waren auf dem Golfplatz zu Mäharbeiten unterwegs, als Haris Omeragic ein kleines Reh im Gras entdeckte. „Das hat sich überhaupt nicht bewegt“, so der Tierfreund, der umgehende Rettungsmaßnahmen einleitete. Es ist eine Seltenheit, dass sich ein Rehkitz auf die gepflegten Sportflächen verirrt, zumal der Golfplatz seit einiger Zeit eingezäunt ist, um sich vor Wildschweinen zu schützen. Diese hatten vor einigen Jahren die Grünflächen nach Engerlingen umgepflügt.

Das kleine Reh, das in einem kleinen Wäldchen auf dem Golfplatz nahe Abschlag von Loch Nummer 5 gefunden wurde, rührte sich nicht, was die Greenkeeper, beunruhigte. Mit einem Anruf bei Schwarzwaldguide Sabine Zoller, die wiederum über den Forst den Jagdpächter informierte, startete die Rettungsaktion.

Jagdpächter Roman Rossel aus Bernbach war schnell zur Stelle und vorsichtig näherten sich die Retter dem kleinen Tier, das sich geschickt versteckt neben einem großen Baum im Dickicht duckte. Nach gründlicher Überprüfung des Geländes stellte Rossel fest, dass keine Ricke (Rehmutter) in der Nähe war. „Der Zaun ist intakt, was darauf hindeutet, dass das Kitz möglicherweise bei den starken Regenfällen am Donnerstag durch den Zaun gekrabbelt und sich dann im hohen Gras versteckt hat.“ Das Kitz mit dem gepunkteten Fell liegt fast regungslos und nur die die großen schwarzen Augen starren den Menschen mit bebenden Nüstern an. „Das Rehkitz ist noch so jung, dass es keine Witterung abgibt. Das ist phänomenal; weder Hunde noch Füchse können es wittern. Es liegt still und hofft auf die Tarnung oder die Rückkehr der Mutter.“ Da aber die Ricke nicht in der Nähe sein konnte, gab es nur eine Lösung zur Rettung des Tieres. Der Jagdpächter zog seine Jacke aus und schob diese vorsichtig über das Kitz. „Das ist so klein, dass es noch nicht einmal fiept oder aufspringt“, so Rossel, der beruhigend feststellt: „Es ist noch warm, also noch nicht ausgekühlt und kann nun aufgepäppelt werden.“

Er greift zum Handy und informiert seine Frau. Ein Telefonat, das zeigte, dass er bereits Erfahrung mit Rehkitzen hat. „Wir haben bereits im Vorjahr ein Kitz mit Ziegenmilch großgezogen“, erzählte er. „Meine Frau machte sich umgehend auf den Weg, um Ziegenmilch zu besorgen, da das kleine Rehkitz nun alle drei Stunden gefüttert werden muss – und das auch nachts.“

Das Ziel ist es, das Rehkitz in eine Auffangstation zu bringen, wo es weiter versorgt und später ausgewildert werden kann. „In Memmingen gibt es eine Organisation, die päppelt Kitze auf und setzt sie dann in einem großen Gehege aus, nachdem sie gechippt wurden. Und das Schöne daran ist, dass diese Tiere dann nicht mehr bejagt werden“, erläutert Rossel.

Dank der schnellen und umsichtigen Reaktion der Greenkeeper und der Unterstützung von Sabine Zoller und Roman Rossel hat das Rehkitz nun eine Chance auf ein gutes Leben in der Freiheit. Eine herzerwärmende Rettungsaktion, die zeigt, wie wichtig der Schutz unserer Wildtiere ist.

Verhalten bei der Begegnung mit einem Rehkitz

1. Nicht anfassen: Rehkitze haben keinen Eigengeruch und sind auf ihre Tarnung angewiesen. Wenn Menschen sie berühren, nehmen sie den menschlichen Geruch an, was die Mutter veranlassen könnte, das Kitz zu verlassen.
2. Abstand halten: Beobachten Sie das Kitz aus der Ferne, um sicherzustellen, dass Sie es nicht stören. Die Ricke ist oft in der Nähe und kommt zurück, um ihr Junges zu säugen.
3. Keine unnötigen Geräusche: Vermeiden Sie laute Geräusche, die das Kitz erschrecken könnten. Bleiben Sie ruhig und leise, um die natürliche Umgebung nicht zu stören.

Maßnahmen bei einem offensichtlich verletzten oder verlassenen Kitz

1. Situation beurteilen: Wenn das Kitz offensichtlich verletzt ist oder Sie sicher sind, dass es seit längerer Zeit allein ist (mindestens 24 Stunden), sollten Sie handeln.
2. Kontaktaufnahme: Informieren Sie einen Förster, Wildhüter oder eine Wildtierauffangstation. Diese Fachleute können das Tier sicher bergen und versorgen.
3. Keine Eigeninitiativen: Versuchen Sie nicht, das Kitz selbst zu füttern oder mitzunehmen, außer wenn Sie von Experten dazu angewiesen werden. Unprofessionelle Handlungen können mehr Schaden anrichten als helfen.

Präventive Maßnahmen beim Spaziergang

1. Hunde an die Leine: Halten Sie Hunde immer an der Leine, besonders in der Nähe von Wiesen und Waldrändern, wo Kitze abgelegt sein könnten. Hunde könnten die Kitze erschrecken oder verletzen.
2. Bleiben Sie auf Wegen: Vermeiden Sie es, querfeldein durch den Wald zu gehen, besonders in der Brut- und Setzzeit (Mai bis Juli), da Kitze oft in hohem Gras abgelegt werden.
3. Wildtier-Rettung unterstützen: Informieren Sie sich über lokale Wildtierhilfen und Rettungsorganisationen, um im Notfall die richtigen Kontakte zu haben und unterstützend wirken zu können​