Wer sagt eigentlich, dass Mitgliederversammlungen trocken wie ein alter Puck sein müssen? Der EHC Wiesloch bewies am Sonntag eindrucksvoll das Gegenteil – mit einer zukunftsweisenden Veranstaltung, bei der nicht nur Zahlen, sondern auch Emotionen in die Verlängerung gingen.
Der heimische Eishockeyverein der Weinstadt lud zur alljährlichen Mitgliederversammlung – und es wurde mehr als nur der obligatorische Blick ins Kassenbuch geworfen. Denn hier wurde nicht nur diskutiert wie bei einer 2-Minuten-Strafe – hier wurde Geschichte geschrieben. Oder zumindest: Vereinszukunft.
Warum waren die Mitglieder gekommen? Weil ihr EHC mehr braucht als nur laute Anfeuerungsrufe von der Bande und Tribüne. Weil Entscheidungen über Trainingszeiten, Jugendarbeit, neue Projekte und – ja, auch über die nächste Glühwein- / Kaffee-Versorgung, Mannschafts- und Gäste-Verköstigung – Trainer, Schiedsrichter bei der nächsten Winterspiel-Zeit sowie zum Spiel- und Liga-Betrieb, Jugendturniere, Trainings-Camps, Eiszeiten und schließlich auch zum Sommer- und Inliner-Training nicht von alleine getroffen werden. Und weil man als Mitglied dazu ein Mitspracherecht hat. Es gab keinen Videobeweis – aber die Stimme der Mitglieder zählte.
Mitbestimmen, statt nur zuschauen! Egal, ob Verteidiger, Stürmer, Goalie, Nachwuchstalent oder stiller Förderer im Hintergrund – die Versammlung der Mitglieder war und ist der Ort, an dem der EHC Wiesloch seine Richtung vorgibt. Und das geht nur mit den Mitgliedern. Puck aufs Herz: Wer mitreden will, muss mitkommen. Wer mitkommen will, darf mitlachen. Und wer mitlacht, bleibt EHC fürs Leben. Mitzubringen war nur gute Laune, ein paar Ideen und Vereinsliebe.
Ein ganz besonderer Moment ließ selbst die härtesten Verteidiger sentimental werden: Die langjährigen Vereinshelden Andreas Hirn und seine Frau Marion Hirn wurden mit der silbernen und goldenen Ehrennadel des Badischen Sportbundes ausgezeichnet. Und wenn man sagt „langjährig“, dann redet man hier nicht über eine Strafzeit – man redet über mehr als 20 Jahre Engagement mit „Herz und Hirn“ (wortwörtlich) für die EHC-Eishockey-Familie in Wiesloch.
Andreas Hirn, der bisherige 1. Vorstand bis 2024, hängte nach etlichen Jahren an der Spitze des EHC die Vorstandkrawatte an den Nagel. Seine Frau Marion, ihres Zeichens Kassenwartin seit 2006, sorgte mit ihm fast zwei Jahrzehnte lang dafür, dass im EHC nicht nur der Puck rollte, sondern auch die Finanzen stimmten, und das mit einem – sicher nicht immer einfachen – unnachgiebigen Regiment. Eine Bilanz, bei der selbst Buchhalter feuchte Augen bekommen.
Die besondere Ehrung übernahm dabei die hochrangige Vertreterin des Badischen Sportbundes und Sportkreises Heidelberg, Frau Marion Brasse, mit einer Laudatio, die irgendwo zwischen Standing Ovations und „Ich hab’ da was im Auge“ endete. Die Ehrennadeln blitzten mit den Tränen in den Augen der Anwesenden um die Wette – kein Wunder bei so viel Vereinsliebe. „Ohne Menschen wie Andreas Hirn und ‚seine Chefin' Marion Hirn wäre so ein Verein wie unserer gar nicht möglich“, fasste der sichtlich bewegte Nachfolger-Vorstand Bernhard Eppinger zusammen. „Die beiden haben mehr Zeit in den Club gesteckt als manche in ihren Hausbau.“ Der EHC Wiesloch sagt: DANKE, Andreas und Marion.
Neben der obigen VIP-Ehrung der Eheleute Hirn wurde auch die Ehrenmitgliedschaft für den über 30 Jahre im Verein beständigen Kai Keppelen von der Versammlung beschlossen. Des Weiteren wurden fünf weitere Wieslocher Eishockey-Legenden für langjährige Mitgliedschaften und Verdienste für den Eishockey-Sport in Wiesloch entsprechend geehrt.
Sodann fanden die Neuwahlen des Vorstands statt: Als 1. Vorstand wurde – von den dieses Mal recht zahlreich erschienenen Mitglieder aus allen Bereichen der Vereinsfamilie – das routinierte Eishockey-Urgestein Bernhard Eppinger bestätigt. Zweiter Vorstand wurde erneut der Jung-Vorstand Niklas Skarysz und als tatkräftige Optimierung in der neuen Doppelfunktion Schriftführerin und Kassenwartin Nadine Appari gewählt. Ebenso bestätigt wurden die letztjährigen jungen Beisitzer und der Jugendleiter Tobias Mach. Darüber hinaus wurden auch zwei neue Kassenprüfer bestellt. Mit der Aufstellung des neuen Vorstands-Teams absolvierte der Verein nun einen sprichwörtlichen „Bully für die Zukunft“. Zu guter Letzt wurde der EHC-Jugendabteilung Eislöwen auch ein neues elektronisches Trainingsgerät „Gamechanger“ übergeben, um das sog. „Hockey-Stick-Handling“ und schnelle Puck-Führung perfektionieren zu können.
Dass mit dem neuen Vorstands-Team und Neu-Strukturierung nun ernsthaft die Zeichen auf Zukunft beim EHC Wiesloch gestellt wurden, erkannte man auch an der Neu-Bestellung eines Jugendsprechers (Nic Walter) und moderner Vereins-Software sowie neu gestalteten Vereinslogo. Man hat einiges vor beim EHC. (KW/red)