Nach acht deutschen Meisterschaften

Ringerin Luisa Niemesch vom SV Germania Weingarten hört auf

Sie ist 8-fache deutsche Meisterin, holte weitere Medaillen national wie international. Nun beendet Freistil-Ringerin Luisa Niemesch ihre Karriere.
Zwei Ringerinnen stehen sich gegenüber
Nach vielen Titeln beendet Luisa Niemesch ihre Ringer-Karriere.Foto: Bianca Heinzelbecker

Die am 7. September 1995 in Karlsruhe geborene Luisa Niemesch begeisterte sich bereits im Alter von sieben Jahren für den Ringersport, zumal der rund 500 Mitglieder zählende SV Germania 04 nicht nur in ihrem Wohnort Weingarten seit vielen Jahren eine große Nummer in dieser Sportart ist. Nun hat die erfolgreiche Sportlerin ihre Karriere beendet.

Drei deutsche Mannschaftsmeisterschaften und 2020 der Titel in der Deutschen Ringerliga dokumentieren den Stellenwert des Vereins, der seine Heim-Wettkämpfe in der Mineralix-Arena in Weingarten austrägt. Nach insgesamt acht deutschen Meisterschaften in der Jugend, bei den Juniorinnen und Frauen sowie vier Medaillen bei den Europameisterschaften beendet Luisa Helga Gerda Niemesch jetzt ihre lange Karriere, die sie auch zu einigen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen (2016 Rio de Janeiro und 2024 Paris) führte.

Achtmal Platz eins

Die 29-jährige Sportlerin war im Laufe der Zeit von einem zunächst hoffnungsvollen Talent zur festen Größe in der deutschen Ringerszene geworden. In den Jahren 2017 und 2023 verpasste sie als Fünfte nur knapp den Sprung aufs WM-Treppchen. Zuletzt hatte die junge Frau, die aktuell in Freiburg lebt und in einem dortigen Steuerbüro arbeitet, bei den vom Deutschen Ringer-Bund (DRB) im Juni in der Untermainhalle in der Ringerhochburg Elsenfeld ausgetragenen Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen zum insgesamt achten Mal Platz eins erreicht. Im April 2025 hatte sie bei den Europameisterschaften in Bratislava im kleinen Finale in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm durch einen Schultersieg gegen die Türkin Selvi Ilyasoglu die Bronzemedaille erkämpft.

Warum ist jetzt Schluss?

„Ich wollte stets an meinem Leistungsmaximum zurücktreten, obwohl ich es körperlich schon noch bis zu Olympia 2028 in Los Angeles schaffen könnte“, gibt die Vorzeigeathletin zu Protokoll. 2013 hatte sie am Thomas-Mann-Gymnasium ihr Abitur abgelegt und in der Folge in Freiburg BWL studiert. Jetzt setzt sie mit fast 30 Jahren fortan andere Prioritäten, obwohl sie ihren Teamkameradinnen in Weingarten zugesagt hat, noch bis zum Jahresende als Sparringspartnerin zur Verfügung zu stehen. Dass sie zu den Heimkämpfen als Zuschauerin und Unterstützerin kommt, steht für sie außer Frage. Schließlich stammt sie aus einer Ringerfamilie und ihre beiden Brüder Aaron (22) und Johannes (28) waren früher auch Ringer. Klar, dass ihre Eltern Andrea und Jürgen bei den Wettkämpfen ihrer Kids stets mitfieberten.

Der Deutsche Ringerbund hat Luisa Niemesch kürzlich nach ihrem letzten Kampf für ihre außergewöhnliche Karriere gedankt, ihre unvergleichliche Bescheidenheit, sympathische Art, den Teamgeist und ihre sportliche Klasse, „die viele andere inspiriert hat“, gelobt. „Sie ist und bleibt ein Vorbild auf und neben der Matte“, hieß es. Auf ihrem Weg in die Weltspitze hatte Luisa Niemesch festgestellt, dass man als Frau im Ringsport mehr erreichen muss, um die gleiche Wertschätzung zu bekommen wie ein Mann. Wie geht es weiter? „Jetzt muss ich schauen, wie ich meinen Tagesablauf ohne Training und regelmäßige Wettkämpfe gestalte“, fügt sie an. Für Hobbys hatte sie in der Vergangenheit wenig Zeit, ebenso für die Familie und Freunde.

Ab August wird Luisa Niemesch in Vollzeit in ihrer Wahlheimat Freiburg als Steuerassistentin arbeiten. Zudem hat sie vor, über kurz oder lang den Übungsleiter-Schein zu absolvieren und möglicherweise eine Trainerkarriere einzuschlagen, denn Ringen sei eine faszinierende Sportart mit einer Kombination aus Kraft, Schnelligkeit, Technik, Ausdauer und Koordination. Die „Ringer-Rentnerin“, die zunächst das Leben genießen möchte, eröffnet: „Es gibt natürlich noch keine konkreten Pläne, doch der Gedanke ist schon da“. (hjo)

Erscheinung
Weingartener Woche
Ausgabe 28/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
08.07.2025
Orte
Weingarten (Baden)
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