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Rock im Bruch 2024 - Rückblick

Um 21:24 donnert endlich das bekannteste Rock-Riff der Welt von der Bühne gegenüber der alten ehrwürdigen Steinzertrümmerungs-Anlage auf der Wiese...
Gitarrist von Demon’s Eye – Mark Zyk
Gitarrist von Demon’s Eye – Mark ZykFoto: Dett Nolze

Um 21:24 donnert endlich das bekannteste Rock-Riff der Welt von der Bühne gegenüber der alten ehrwürdigen Steinzertrümmerungs-Anlage auf der Wiese des ehemaligen Steinbruchs Leferenz. Alle hatten darauf gewartet - Smoke on the Water, der Titel, mit dem Deep Purple sich endgültig in sämtliche Halls of Fame der Rock-Musik eingegraben haben. Alle anderen Hits dieser unvergleichlichen Band, die heute noch tourt, und auch vor wenigen Tagen erneut eine neue CD auf den Markt gebracht hat, waren bereits von Demon’s Eye, die - zu Recht! - als Europas Deep Purple Tribute Band Nr. 1 bezeichnet wird, in großartigster Manier „abgearbeitet“. Spätestens an diesem Zeitpunkt konnten sich Vorstand und Helfer des Vereins sicher sein: Es hat alles geklappt, Organisation top, Bands top, alles gut…

Ablauf

Gegen 14:00 besteigen die fünf gut gelaunten Musiker von Demon’s Eye die große und beeindruckende Bühne zum Soundcheck. Eines fällt sofort auf: trotz eines Ersatz-Schlagzeugers (der diese Bezeichnung in kleinster Weise verdiente) und einer langen Anreise durchs heiße Deutschland mit Urlaubszeit Autobahnen, erkennt man hier eine absolut eingespielte, vor Spielfreude überquellende Band. Konzentriert wird die Arbeit erledigt, alles klingt fantastisch. Inzwischen findet sich auch Tribubu ein. Den Jungs aus Heidelberg ist die Örtlichkeit vertraut. Sie haben eine mehrmonatige Tournee durch 8 Länder hinter sich, aber anmerken kann man ihnen das nicht. Auch hier klingt es nach Ausgelassenheit und Vorfreude auf das Konzert. Der Soundcheck mit der unbekannten Sound-Crew - das kann durchaus auch mal heikel werden - wird konzentriert in kürzester Zeit erledigt. Als Brahima Diabate von der Band Tribubu die ersten Töne auf seinem Ballaphon erklingen lässt, kommen die Hard Rocker von Demon’s Eye noch einmal vor die Bühne, und bestaunen das exotische Instrument und seinen Klang.

Pünktlich um 16:00 werden die ersten Besucher/-innen des nunmehr 112. Rock im Bruch Festivals eingelassen. Alles ist inzwischen bereit: Der Koma Club steht längst vollzählig und frisch gekühlt am Tresen unter den schwarzen Pavillons, die Gläser frisch poliert, die Crew wie immer bestens gelaunt ready to go. Der Foodtruck des Bammentaler Restaurants „Hase im Mond“ verbreitet bereits verlockende Gerüche, die singhalesische Küche vom Inhaber Gunnar Upul Samante entwickelt sich im Laufe des Abends zu einem echten Hit und sorgt für Begeisterung. Den Nachmittag fest im Griff bekommen die Dossemer Landfrauen mit Kaffee und einer großen Auswahl an selbstgebackenem Kuchen.

Um 17:00 erfolgt die Begrüßung der Zuschauer/-innen und die Übergabe der Bühne an Tribubu. Band Leader Lucas Barcena Gass, überrascht mit einem Trikot des FC Dossenheim. Später wird er erzählen, dass er tatsächlich vor Jahren in Dossenheim wohnte, und in der 2. Mannschaft des FC gekickt hat. Eine Stütze des Teams sei er nicht unbedingt gewesen, erklärt er grinsend, aber eine schöne Zeit sei es gewesen, und er wolle heute daran erinnern. Die Dossemer auf der Wiese finden das cool.

Persönliche Anmerkung: Es ist nicht leicht, die Musik von Tribubu zu erklären. Eine Mischung aus Karibischen, Latein Amerikanischen und Afrikanischen Rhythmen und Klängen vereint sich mit Folk und Blues Elementen. Vier exzellente Musiker wirken da. Brahima Diabate bearbeitet dieses aberwitzige Ding namens Ballaphon, und hämmert, klopft, streichelt auf einer Afrikanischen Trommel, deren Namen ich mir nicht merken konnte. Victor Tugores von der Insel Mallorca ist ein virtuoser Bassist, der mit zwei Quadratmetern Effektpedalen vor seinen Füßen Synthesizer Klänge fabriziert, wie ich sie von einem Bassisten so noch nicht gehört habe. Daniel Torres Lopez bearbeitet eine Batterie Schlagwerk irgendwie gleichzeitig, singen kann er dabei auch noch. Chef Lucas Barcena Gass spielt eine unauffällige, aber geniale akustische Gitarre, singt, komponiert einen Großteil der Lieder, ist ein charmanter Typ am Mikrofon, hat das Publikum im Griff. Und dieses geht „voll ab“. Längst ist die Wiese zwischen Bühne und ordentlich ausgerichteten Biertisch-Garnituren eine blubbernde Tanzfläche geworden, mit viel Hüftschwung und Bauchtanz-Elementen (ansatzweise…). Zum Schluss kommt es zu einer Art Formationstanz, in dem losgelöste Menschen fast in Reih und Glied hin und her rennen. Sowas habe ich noch nie gesehen, aber es überrascht mich auch nicht. Tribubu ist sicher eine der außergewöhnlichsten und verblüffendsten Bands, die ich je gesehen habe. Ein paar Hard-Rockisten, die erst gegen Ende des Tribubu Gigs nur wegen Deep Purple aus dem Shuttle-Bus steigen und auf die Wiese kommen, erkennen schnell den Fehler, den sie da gemacht haben. Lucas und seine Gang hinterlassen bestens gelaunte und ausgelassene Menschen.

19:30, Demon’s Eye übernimmt. Bach’sche Toccata Orgel-Musik ertönt, die Band setzt ein, der Sänger kommt effektvoll etwas später auf die Bühne, klassische Hard Rock-Theatralik, Rückenschauer garantiert - bei mir auch! Übergang zu „Highway Star“, Demon’s Eye beweist sofort, da sie das können. Was folgt, ist ein zweistündiger wilder Ritt durch die Geschichte von Deep Purple. Sie spielen neben den Krachern auch verblüffendes. „You keep on moving“ aus der Zeit, in der David Coverdale Ian Gillan als Sänger abgelöst hatte, „Man on a silver Mountain“, als Ritchie Blackmore seine Fender Stratocaster bei der Band Rainbow spielte. Keiner von den großen Hits fehlt, „Space Truckin’“, „Lady“, „Perfect Strange“. Demon’s Eye kann alles spielen, exakt, und selbstverständlich klingt alles wie die Originale. Jan Dickmann, mit souveräner Rock-Bassisten-Attitüde und Schlagzeuger Herbert Dujardin am Schlagzeug liefern das unerschütterliche Fundament, Gert-Jan Naus spielt eine sehr amtliche Jon Lord Hammond-Orgel, Sänger Daniele Gelsomino ist ein Stimmwunder, der an keiner Ian Gillan Herausforderung scheitert, sondern sie überragend meistert. Und dann Mark Zyk an der Gitarre! Virtuos trifft es nur annähernd, was der lange Kerl da veranstaltet. Ähnlich zurückgenommen wie sein Vorbild Ritchie Blackmore, lässt er seine Finger über das Griffbrett rasen und zaubern. Er zelebriert mit der Band „Child in Time“. Ich kenne den Solopart auswendig, er ist gewaltig - Mark Zyk meistert ihn ohne den Ansatz einer Unsicherheit. Bei anderen Soloparts löst er sich vom Original und improvisiert atemberaubend, ein paar „Show-Einlagen“ im Handling seiner Gitarre inklusive. Längst steht die Meute vor der Bühne, tobt, tanzt, singt mit. Es ist dunkel geworden, eine geschmackvolle Lightshow tut das Ihrige dazu.

Zugabe? Klar! „Hush“, einer der ältesten Deep Purple Hits, und ein mitreißendes „Burn“. Zuu-gab-e! „Keep on rockin’ ihn the free world“, einer der größten Neil Young Hits, gespielt von Europas bester Deep Purple Tribute Band.

Wie sollen wir denn das nächstes Jahr toppen?

(Nolze)

Tribubu
Tribubu.Foto: Rolf Weiler
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Ausgabe 32/2024
von Verein zur Pflege der Live-Musik e. V.
09.08.2024
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