Robert Walter, genannt „Rohrbrunnen Walter“, war als Kinderschreck bekannt. Wenn er an Kindern vorbeiging, pfetzte er sie mit den Fingern und gab Laute von sich (qu, qu, qu). Im Winter, wenn Schnee lag und die Kinder in der Beilsteiner Straße Schlitten fuhren, kam öfters der Robert Walter mit seinem Aschenkasten die Staffel herunter und streute die Asche quer über die Schlittenfahrbahn. Wenn es möglich war, kratzten die Kinder schnell wieder von außerhalb Schnee zusammen und überdeckten die Asche. Somit war die Schlittenbahn wieder zu befahren.
Ein paar ältere Jungen schmiedeten einen Plan, wie sie dem Robert Walter einen Streich spielen könnten. Robert Walter hat immer beim Brotbacken im unteren Backhaus (steht heute noch) seiner Frau Karlena geholfen. Nach dem Einschießen, es waren ja mehrere Beteiligte, wurde auf dem langen Tisch gesessen und die Plauderstunde begann. Das Brot brauchte eine Stunde, um durchgebacken zu sein. In der Winterzeit war es früh dunkel, eine Glühlampe erhellte das Backhaus nur schwach. Am Eingang unter der Tür war der Sandstein mindestens um 10 cm abgelaufen. Als Streich hatten nun die Jungs eine Handvoll Knallfrösche zusammengebunden und schoben mit einer dünnen Stange das Bündel unter der Tür langsam bis zum Aschenkasten vor, wo es sich entzündete. Eine Aschenwolke verdunkelte den Raum. Robert Walter tastete sich bis zur Tür und öffnete sie. Die Jungs rannten in alle Richtungen davon, einen verfolgte er einige hundert Meter bis zum Mitteltal. Er erkannte ihn, es war Fritz Sammet. Fritz erzählte zu Hause diesen Streich und wurde nicht bestraft.
Am nächsten Tag ging Robert Walter zum Vater (dieser hieß auch Fritz) von Fritz Sammet und erzählte: „Stell dir vor, was dein Sohn Fritz mit ein paar anderen angestellt hat …, so etwas darf doch nicht passieren, wo wir auch noch in der 'Bibelstunde' zusammenkommen.“ Vater Fritz antwortete ihm: „Robert, überlege mal, ärgerst du nicht auch oft die Kinder?“ Robert antwortete: „Ja, weil ich kein Kindergeschrei hören kann.“ Fritz meinte: „Robert, warst du nicht auch einmal jung?“ Robert schwieg dazu und ging heim.
Ein weiteres Ereignis im Hause Walter: Die jüngste Tochter heiratete den Albert Volz aus Untergruppenbach. Es kam zum Streit in der Familie und der Albert erregte sich so stark, dass er sagte: „Do schlag doch gleich der Blitz nai.“ Im selben Augenblick ließ es einen gewaltigen Schlag und die Glühbirne über dem Tisch zerplatzte. Darunter stand ein Kuchen, dieser war nun voller Scherben und nicht mehr genießbar. Außerdem war es stockdunkel. Albert wurde kreidebleich und sagte: „Da oben ist einer, der uns kennt. Ich werde so etwas nie mehr sagen.“
Bericht von Herrn Karl Krauss