Der bekannte Kabarettist Rolf Miller gastierte mit seinem aktuellen Programm „Wenn nicht wann, dann jetzt!“ im Kurtheater Bad Wildbad – und sorgte für einen Abend voller Humor, Gesellschaftskritik und nachdenklicher Momente. Der „Meister der Halbsätze“ überzeugte mit seiner typischen Mischung aus bissiger Satire und charmantem Chaos.
Schon beim Betreten der Bühne nahm Miller sein Publikum sofort mit. Ohne große Umschweife begann er, die bekannten halbfertigen Sätze zu spinnen, die seinen Stil so unverwechselbar machen. Sein Auftreten: eine Mischung aus grantigem Grantler und liebenswürdigem Chaoten, der seine Gedanken abrupt abbricht, nur um mit einem Seitenhieb nachzulegen. Dabei jongliert er mühelos zwischen Alltagsszenen, politischen Querelen und gesellschaftlichen Widersprüchen.
Miller scheut sich nicht, seine Zuhörer mit unbequemen Wahrheiten zu konfrontieren. Ob es um den Zustand der Politik geht – „Jeder dritte Politiker ist mittlerweile so blöd wie die anderen zwei“ – oder um Umweltbewusstsein und den Kampf gegen den Klimawandel: Mit Ironie und Sarkasmus zeichnet er ein Bild unserer Zeit, das gleichermaßen amüsiert und aufrüttelt. „Wir sind halt alle ein bisschen vital dumpf“, sagt er, und zeigt damit die Ambivalenz vieler Lebensrealitäten.
Das familiäre Umfeld dient Miller als unerschöpfliche Quelle für seine Witze. Er erzählt von Kindern, die längst aus dem Haus sind und doch ständig für Überraschungen sorgen, von der „Traumfrau, die eine eigene Meinung hat, diese aber meistens für sich behält“, und von kleinen Alltagsdramen, die jeder kennt – nur eben durch Millers ironische Brille betrachtet. So entsteht ein humorvoller Blick auf das Leben, der viele zum Schmunzeln bringt.
Das gut gefüllte Kurtheater reagierte begeistert auf Millers Auftritt. Die gezielten Pausen zwischen seinen Halbsätzen sind dabei keine Zufälle, sondern Bestandteil seines Programms. Sie geben dem Publikum Raum, den Humor wirken zu lassen, und schaffen ein Timing, das Lachsalven und Nachdenklichkeit gekonnt verbindet. Dieses Spiel mit Tempo und Ruhe macht seinen Vortrag besonders lebendig.
Für den krönenden Abschluss sorgte Miller mit einer originellen Zugabe, in der er Prominente wie Karl Lauterbach, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer humorvoll persiflierte. Die Toilette als Bühne für diese Parodie wurde zum Spiegelbild gesellschaftlicher Klischees – und brachte das Publikum noch einmal richtig zum Lachen.
Rolf Miller, Jahrgang 1965, stammt aus dem Odenwald und studierte Verwaltungsrecht. Erst spät entdeckte er seine Leidenschaft für Kabarett und Bühnenauftritte. Seit seinem Durchbruch 1994, als er mit dem Passauer Scharfrichterbeil ausgezeichnet wurde, hat er sich mit einem minimalistischen Bühnenbild und maximaler Bühnenpräsenz einen festen Platz in der deutschen Kabarettszene erobert. Seine Kunst besteht darin, mit wenigen Mitteln – einem Stuhl, einer Wasserflasche – große Wirkung zu erzielen.
Mit seinem Programm „Wenn nicht wann, dann jetzt!“ zeigt Rolf Miller, wie Gesellschaftskritik mit Humor funktionieren kann. Er trifft dabei genau den Nerv eines Publikums, das sich selbst und die Welt mit einem Augenzwinkern betrachten möchte. Ein Abend voller Lacher, Halbsätze und Tiefgang – der lange nachwirkt. (mm)