„Bienleinstorstraße 2, 7500 Karlsruhe 41“ lautete die Anschrift eines der bekannten Schriftsteller Durlachs im Jahre 1984, nämlich die von Kuno Bärenbold. Bärenbolds Wohnung befand sich gegenüber der jetzigen Agape-Gemeinde, man musste durch einen Torbogen in einen Hinterhof. Manche Durlacher titulieren den Autoren mit dem markanten Bart heute „als besten Letschebacher Autor.“
Bärenbold kam 1946 in Pfullendorf zur Welt. In einer kurzen biographischen Selbstdarstellung in „Heroes & Zeroes“ schreibt er ironisch: „Angefangen hat es 1948. Mein Leben. Enden wird es auch gegen meinen Willen. Vorher nichts, nachher nichts, dazwischen ein Leben. Aus dem ich das Beste zu machen versuche: Ein Kunstwerk.“ Bärenbold absolvierte eine Lehre zum Zimmermann, danach begann er mit dem Schreiben. Es folgte eine achtjährige Haftstrafe wegen Totschlags in der Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Dort hat er Artikel für eine Gefangenenzeitung geschrieben.
Für „DER KURIER“ schrieb Bärenbold Buchtipps, für die evangelische Zeitschrift „Standpunkte“ verfasste er verschiedene Texte. Es folgten zudem Beiträge in Anthologien, die „BNN“ schrieb damals, „dass Bärenbold ein solider Arbeiter sei, der sein Handwerk beherrscht – im Literaturbetrieb heute keine Selbstverständlichkeit mehr.“
In den 1980er Jahren wurde er weit über Karlsruhe hinaus bekannt. Der renommierte Schriftsteller Martin Walser (1927-2023) stellte fest: „Wo er hinkommt, wird er Anlass zur Entlarvung. Ein richtiger Wallraff ist er.“ 1982 wurde Bärenbold von der Kunststiftung Baden-Württemberg mit einem 10.000 DM-Arbeitsstipendium bedacht, weitere Preise und Ehrungen sollten folgen. Bärenbold war außerdem Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller.
Im Jahr 1984, also vor 40 Jahren erschien die erste Auflage des Erzählbands „Heroes & Zeroes“ von Kuno Bärenbold in der Edition Eisbrecher in Karlsruhe. Weitere Bücher von Bärenbold in der Edition Eisbrecher sind „Der Einzelgänger“ und „Das Leben ist auch nicht mehr das, was es mal war“. Seine Bücher behandeln neben der Gefängniszeit auch alltägliche Themen wie Liebe, Freundschaft und Trennung.
Der Durlacher Photograph, Chronist und Globetrotter Samuel Degen lernte den Schriftsteller Bärenbold in den 80er-Jahren kennen. In der Edition Samuel Degen erschien 1990 der Band „In bester Gesellschaft“, in dem „Reportagen & Stories“ zu finden sind. In den 80er-Jahren betrieb Degen die „Galerie am Basler Tor“, wo Bärenbold mehrere Lesungen „vor vollem Haus“ hielt.
Heute lebt eine junge Frau mit ihrer Tochter in Bärenbolds ehemaliger, in etwa 43 Quadratmeter große Wohnung. Persönlich kann sie sich nicht an den Autoren erinnern, sie ist 2013 hier eingezogen. Ihr ist aber eine Geschichte bekannt, dass „Bärenbold ein starker Raucher war und es soll hier in der Wohnung auch mal gebrannt haben.“
„Bärenbold lebte hier mit seinem Kater ‚Brechtli‘ und ab und zu sah man ihn und seinen Kater am Fenster den Hof hinunterschauen“, ergänzte ein Nachbar rückblickend und schmunzelnd. Eine Frau in der Badener Straße meint: „Er hat immer einen Büchertisch bei seinen Lesungen aufgebaut, er verstand damals schon, was Marketing ist. Ich habe dann auch oft gerne signierte Bücher von ihm gekauft.“
Oft trat Bärenbold mit dem Schriftsteller Harald Hurst (1945-2024) und dem Künstler und Musiker Gunzi Heil auf. Mit 61 Jahren verstarb er 2008 leider an den Folgen eines Herzinfarkts. Kuno Bärenbold wurde am Bodensee bestattet. (ras)