
Bereits am Busbahnhof Spaichingen lag etwas in der Luft: Vorfreude, Reiselust und der köstliche Duft von frisch gebackenen Brezeln, Pizzaschnecken, Nusszopf, Obstbecher, Gemüsestreifen mit Gartenkräuterquark, Sekt, Bier, Fruchtschorle, Kaffee und Eistee … das volle Frühstückspicknick-Programm.
Der Hegau als Bühne, der Bodensee als Geheimnis.
Bei herrlichem Kaiserwetter startete unser Tag mit einem reichhaltigen Picknick und atemberaubenden Blick auf die Vulkanberge, während sich der Bodensee noch zart und mystisch im Dunst verbarg.
Reichenau – Insel der Gärtner & Geistlichen.
Pünktlich landeten wir auf der Klosterinsel. Wer wollte, spazierte erst einmal entspannt durchs Münster, durch wohltuende Kühle und sakrale Gelassenheit.
Dann kam Fr. Weidbrecht und führte uns durch den Klostergarten und zack, aus Gartenfreunden wurden Zeitreisende im Hortulus.
Hortulus? HortuLust!
Im 9. Jahrhundert pflanzte der gelehrte Abt Walahfrid Strabo 24 Heilpflanzen in seinem Garten und schrieb dazu das Gedicht „Hortulus“, das mehr ist als Lyrik. Es ist mittelalterliche Gartenliebe in Versform.
Und wer jetzt denkt, das sei veraltete Poesie, hat falsch gedacht!
Fr. Weidbrecht füllte die Führung mit Anekdoten, Geschichten und „Pflanzenklatsch“ rund um Strabos‘ Kräuterhelden, samt Nutzung, Symbolik und Heilkraft. Neben Rosen, Raute, Poleiminze & Co. erfuhren wir Spannendes über die Gartengeschichte des Mittelalters – vom St. Galler Klosterplan bis zur „Capitulare de villis“ Karls des Großen.
Nach diesem gartenbaulichen Wissensrundgang genossen wir die anschließende Schifffahrt nach Konstanz bei Sonne, See und Sommerfeeling.
Den Nachmittag konnte jede/r ganz nach Lust und Laune gestalten. Ob Kaffee & Kuchen, Bummeln in den Gassen oder eine stille Runde durchs Münster. Für jeden war etwas dabei.
Abends wartete das gemeinsame Essen im Barfüßer in Singen und zum Abschied gab’s für alle einen kleinen Gruß aus dem Angergarten: Samenkapseln gefüllt mit blühender Erinnerung.
Fazit des Tages?
Wer Strabo versteht, weiß: Ein Garten ist mehr als Beete und Blumen. Er ist ein Gedicht, ein Lebensgefühl, eine Verbindung zwischen gestern und heute.