Kerweeröffnung in Dielheim
Ganz im Zeichen eines besonderen Jubiläums stand in diesem Jahr die Dielheimer Howe-Kerwe. Vor genau 40 Jahren wurde das Dielheimer Kerwekomitee ins Leben gerufen. Von da ab lief die Kerwevorbereitung viel organisierter als bisher. Die an der Kerwe beteiligten Vereine konnten nicht mehr bedingungslos ihr eigenes „Süppchen“ kochen in Bezug auf Angebot und Standplätze. Es gab Absprachen im neuen Gremium, dem jeweils die Vereinsvorsitzenden angehörten und Erwin Beyerer als Kerwepräsident an die Spitze des Komitees gewählt wurde. Mit neuen Ideen versuchte man, die Kerwe attraktiver zu gestalten. Im Jahre 1991 schlug dann die Stunde der HAKO-Fahrer, welche bereits am frühen Samstagnachmittag zusammen mit dem Kerwekomitee die Kerwe bei einer Ortsrundfahrt einläuteten. Bis heute blieb dieser Brauch erhalten und der HAKO-Konvoi wuchs von Jahr zu Jahr, sehr zur Freude auch vieler Bürger, denen ein Besuch abgestattet wurde. So wie am vergangenen Samstag, als die Rundfahrt um 12.00 Uhr mittags mit Böllerschüssen des Sportschützenvereins weithin hörbar eingeläutet wurde. Die eigentliche Kerweeröffnung erfolgte dann am frühen Abend auf dem Dorfplatz. Der Musikverein Dielheim begleitete die Zeremonie mit zünftiger Blasmusik unter Leitung ihrer Dirigentin Heike Hollborn. Wie eigentlich schon immer erfolgte danach das Gelöbnis und die Schlumpeltaufe nach dem „strengen“ Protokoll des Komitees. Bürgermeister Thomas Glasbrenner begrüßte als Gemeindeoberhaupt das Kerwevolk auf dem Dorfplatz und legte den Fokus auf das 40-jährige Jubiläum des Kerwekomitees. Dabei bezeichnete er die Damen und Herren, die in Frack und Zylinder auf der Festbühne standen, als Teil des individuellen Charakters unserer Kerwe. Dabei rief er dem Gremium ein herzliches Dankeschön zu, gleichermaßen den ehemaligen, den aktuellen und den zukünftigen Mitgliedern. Ein herzliches Willkommen, auch in ungarischer Sprache, entbot Glasbrenner seinem Amtskollegen Lajos Zsombok und seiner Delegation aus der Partnergemeinde Lengyeltoti in Ungarn. Weitere Willkommensgrüße galten Herrn Bürgermeister a.D. Hans-Dieter Weis mit Gattin Andrea und der Ehrenbürgerin Melitta Grün mit Gatten Karl. Dankesworte gingen an alle, die es wieder geschafft haben, eine schöne Kerwe auszurichten; den Vereinen, den Schaustellern und den Mitarbeitern in Verwaltung und Bauhof. Ein Dank ging auch an die Anwohner im Festbereich für ihr Verständnis und ihre Toleranz während der Festtage.
Glasbrenner leitete noch die Wahlen zum Kerwebürgermeister, der mit Nico Wagenblass schnell gefunden wurde. Er selbst wollte über die Kerwe ungebunden und frei sein. Danach erfolgte die Präsentation der diesjährigen Kerweschlumpel. Sie stammt aus der Familie des MGV Konkordia, wobei Ellen Janke von „CantaDiele“ entscheidende Geburtshilfe leistete. Den Namen verkündete dann Pfedderisch (Pate) Torsten Schmitt: „Koncordula die Erste“ soll die Schlumpel heißen; getauft wurde sie von „Pater“ Pichler. Danach forderte Jan-Sören Wipfler das Treuegelöbnis vom Kerwekomitee ein, ehe Nico Wagenblass die Kerwered zum Besten gab. Er ließ unter anderem auch die 40 Jahre Kerwekomitee Revue passieren und erinnerte gerne an Zeiten, bei denen Pfarrer Leider beim Kerweumzug die Menschen am Straßenrand als „Weihwasser-Alternative“ mit Teufelskopf besprengte und meinte, der Wein sei auch ein Geschenk Gottes. Gerne fuhr Leider auch mit „Don Camillo-Hut“ im Hako-Konvoi mit und hatte sogar einen „eigenen“ Fahrer im Mönchsgewand. Glück im Unglück hatten allerdings beide, als in einer Kurve die Zugmaschine umkippte und niemand zu Schaden kam.
Bei einer Station wurde einem Fahrer schwindlig und es staunten alle, weil er rückwärts in den Pool gefallen war. Das Wasser war kalt, auch das ist wahr, nach dem Bad war dessen Kopf wieder klar.
Eine treue Begleiterin für manchen Kumpel war in der Vergangenheit immer die Schlumpel. Gehegt und gepflegt von manchem Manne, endete ihr Leben stets in einer feuerfesten Wanne. Nur einmal war sie eine Dame und niemand kennt mehr ihren Name. Von ihr war mancher Kerl enttäuscht, sie hat’s gemerkt und ist noch vor der Verbrennung entfleucht.
Etwas anderes hat in Diele die Gemüter erregt, das Thema Windräder hat die Gemeinde bewegt. Keiner will sie und plötzlich den Wald beschütze, gleichzeitig aber den Strom benütze. Der Redner sagte darauf so richtig behende, ich weiß, wie man das Problem lösen könnte. Wir stellen Fahrräder auf den Dorfplatz ihr Leute, wo Rentner sich treffen und beim trepple noch Strom erzeuge.
Dann kam die Schule an die Reih’, zu sagen gibt es mancherlei. Beim Schulhausumbau ist zu beklage, der dauert schon mehr als 3000 Tage. Das Schulhaus nicht fertig, viele glauben zu träume, die Ganztagsschule erfordert weit mehr als die geplanten Räume. So meinte Wagenblaß geschwind: "Ich hoffe der Umbau ist fertig, bevor der Neubau beginnt".
Zum Abschluss folgt noch in der Tat, was Lustiges vom Gemeinderat. Beim Ausflug war das Wetter nicht zum Lache, man konnte in Saarbrücken keine Stadtführung mache. Mit dem Bus fuhr man die Stadt hinein und anschließend lud der Fahrer zu einer Frankreich-Rundfahrt ein. Der fuhr über die Grenze ins Nachbarland, welch Glück und fuhr oje, oje, nach zwei Runden im Kreisel wieder nach Deutschland zurück.
Die in Reim und Vers vorgetragene Rede war höchst gelungen und erntete viel Beifall. Dann wartete schon der „Freiwein“, gesponsert vom Weingut Koch und dem Weinbau „Goldene Gans“ der Familie Krämer, auf das Kerwevolk vor der Bühne. Das Kerwekomitee begann danach seinen Rundgang durch die Kerwezelte, um den Vereinen die nicht ernst gemeinte Schankerlaubnis zu erteilen. Vorausgesetzt, Speis und Trank entsprachen dem „Dielheimer Recht“. Der Kerweplatz füllte sich zusehends und auf der Festbühne sorgte die Band „Across the Ages“ für beste Partystimmung.
Kerwesonntag und Montag
Der Kerwesonntag begann zum Komiteejubiläum mit einem Festgottesdienst. Das komplette Gremium einschließlich der Kerweschlumpel zogen mit Pfarrer Pawelzik ins Gotteshaus ein. Dabei gedachte man im Gebet auch den verstorbenen Komiteemitgliedern.
Zum Ende des Gottesdienstes hatte Bürgermeister Thomas Glasbrenner noch eine außergewöhnliche Ehrung vorzunehmen. Lajos Zsombok, seit 2010 Bürgermeister unserer ungarischen Partnergemeinde Lengyeltóti, geht zum 1. Oktober in den verdienten Ruhestand. Glasbrenner ließ es sich nicht nehmen, ihn im Rahmen des Gottesdienstes am Kerwesonntag gebührend zu verabschieden. „Sie haben die Gemeinschaft gestärkt, neue Projekte ins Leben gerufen und einen nachhaltigen Fortschritt ermöglicht. Nicht nur durch Ihre Visionen und Ihr Engagement, sondern auch durch Ihre Menschlichkeit und Ihr Gespür für die Bedürfnisse der Bürger hat er Lengyeltóti in eine gute Zukunft geführt", so in seiner Dankesrede.
Besonders ging er auf die Partnerschaft mit Dielheim ein. Diese wurde unter seiner Führung stetig vertieft und ausgebaut. Die regelmäßigen Austausche zu den Gemeindefesten, Veranstaltungen und besonderen Anlässen haben unsere Freundschaft immer wieder und immer weiter gestärkt und dauerhaften Zusammenhalt geschaffen, trotz der langen Wegstrecke zwischen unseren Gemeinden. Schon vorab hatte der Gemeinderat seinem Vorschlag zugestimmt, Lajos Zsombok gemäß der Ehrenordnung der Gemeinde Dielheim mit einem Ehrenpräsent zu ehren. In diesem Fall ist das ein Baum, der nach dem Gottesdienst auf der Grünfläche neben der Kirche von beiden gepflanzt wurde.
„Möge dieser Baum, der mit seinen Wurzeln quasi in unserer Partnerschaft steht, in den kommenden Jahren blühen und Früchte tragen, so wie es die Beziehungen zwischen Lengyeltóti und Dielheim unter seiner Führung getan haben“, so Thomas Glasbrenner. Passend zur Partnerschaft handelt es sich um einen Aprikosenbaum, der in Ungarn sehr verbreitet ist und dessen Ernte die Dielheimer Gäste in Lengyeltóti schon oft in flüssiger Form genießen durften.
Im Innenhof des Rathaus-Nebengebäudes öffnete gegen Mittag ein Kunst- und Handwerkermarkt und im „Diele 7“ boten die Ehrenamtlichen vom Asylkreis Strickartikel an. Nach dem Mittagessen in den Zelten säumten immer mehr Menschen den Straßenrand in froher Erwartung des Kerweumzuges, der von der Freiwilligen Feuerwehr angeführt und gesichert wurde. Dahinter schon der Komiteewagen mit den Kurpfälzischen Weinhoheiten. Bunt und farbenprächtig zogen die Zugnummern und Fußgruppen an den Zuschauern vorbei. Bei strahlendem Herbstwetter mit viel mehr Sonne als erwartet war die Stimmung gigantisch. Die verabreichten Weinproben vom Zug heraus trugen ebenfalls zur guten Stimmung bei, während die Kids beim „Gutsel“ fangen wie schon eh und je ihren Spaß und ihre Freude hatten. Apropos Kids, die waren in großer Anzahl selbst aktiver Teil des Umzuges und präsentierten sich voller Stolz den Zuschauern. So wie die Kinder des Eckertsberg- und Inselkindergartens oder die Schülerinnen und Schüler der Leimbachtalschule. Diese trugen zum Komiteejubiläum stilecht Frack und Zylinder, während sich die „Eckertsbergler“ künftig ein „buntes Kerwekomitee“ wünschen. Der TV wünscht sich eine „ Howe-Olympiade“ im Dorf und stellte sein vielfältiges sportliches Angebot vor, um sich darauf vorzubereiten. Viel „Best off“ gab es auch zu sehen. Die Choryfeen zeigten Outfits und die SG-Highlights der vergangenen Jahre. Die Konkordia hatte das Thema „Kerweschlumpel im Laufe der Zeit“ zu bieten. Dafür durften der Verein und die Sängerinnen von „CantaDiele“ den 1. Wagenpreis entgegennehmen. Den 1. Preis der Fußgruppen erhielt der Eckertsberg-Kindergarten zuerkannt. Auch die historischen Fahrzeuge waren eine Augenweide, genau wie die Limousine aus dem Jahre 1940. Ein optisches Highlight bildete auch die Gruppe „Von Herz zu Herz“ in ihren philippinischen Outfits. Wie immer bereicherten auch die Hako-Fahrer den Umzug. Musikalisch führte der Kraichgau Fanfarenzug den Zug an. Im weiteren Verlauf war der Musikverein Baiertal/Dielheim zu hören, sowie die Guggemusik aus Nußloch und die Feuerschnegge, welche nach dem Umzug zum Platzkonzert aufspielten. Die Ministranten von St. Cyriak bereicherten das musikalische Umzugsprogramm mit ihrer „Dorfdisco“ und bewiesen auch beim Marschgesang, dass sie das „Badner Lied“ text- und tonsicher beherrschten. Nach der Umzugsprämierung erfreuten die „Feuerschneggen die Festgäste mit einem Platzkonzert. Abends gehörte die Festbühne den beiden Bands „ Bridgehole“ und „Neighbours“. Am Tag darauf luden die Vereine wieder zum Mittagessen in ihre Zelte ein. Das bunte Kerwetreiben nahm seinen Lauf, ehe am frühen Abend der Kerweborscht die nicht unerwartete Nachricht verbreitete: „Der Schlumpel geht es schlecht“. Eiligst kam das Kerwekomitee zusammen und der herbeigerufene „Arzt“ Dr. Laier konnte ihr Leben auch nicht mehr retten. Unter großem Wehklagen des Kerwevolks wurde „ Koncordula“ den Flammen übergeben. Ein Schauspiel, das nochmals die Massen auf den Dorfplatz lockte, ehe das beeindruckende Feuerwerk, gesponsert von der Schaustellerfamilie Lowinger eine große Begeisterung verbreitete, ebenso wie die Band „Kraft und Kraftin“ auf der Musikbühne.
Texte: Paul Körner
Bilder: Pfeifer Pressebild und HJJ