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Rückblick Cape Epic in Südafrika

Vom 17.- 24. März 2024 nahm Simon Schneller vom TV Oberlengenhardt/ Team BULLS bereits zum sechsten Mal in Folge am „Absa Cape Epic“ in Südafrika...
Foto: Simon Schneller

Vom 17.- 24. März 2024 nahm Simon Schneller vom TV Oberlengenhardt/ Team BULLS bereits zum sechsten Mal in Folge am „Absa Cape Epic“ in Südafrika teil. Hierbei handelt es sich um das größte und wichtigste Mountainbike-Etappenrennen der Welt. In der Szene wird dieser Klassiker gerne auch „die Tour de France der Mountainbiker“ genannt.

In acht aufeinanderfolgenden Tagen galt es für die Fahrer/-innen insgesamt 617 Kilometer und 16500 Höhenmeter zurückzulegen. Gefahren wurde wie immer in Zweierteams. Die Strecke verlief über zahlreiche, wunderschöne Trails. War allerdings auch von vielen steinigen, staubigen Schotterpassagen geprägt.

In den vergangenen Jahren konnte Simon bereits einen Etappensieg und zwei weitere Podestplätze auf einzelnen Etappen erreichen. 2022 erzielte er zusammen mit seinem damaligen Teamkollegen Urs Huber den 5. Rang in der Gesamtwertung. Dies war bislang sein bestes Gesamtergebnis.

Beim Cape Epic kann innerhalb der 8 Tage so einiges passieren und so hatte Simon in den letzten Jahren von technischen Defekten über Magen-Darm Probleme bis hin zu einem ungleichen Zweiergespann bereits vieles miterleben dürfen bzw. müssen. Es muss also vieles zusammenspielen, dass es am Ende in der Gesamtwertung zu einer Top-Platzierung reicht.

Da die Vorbereitungen über den Winter für Simon und seinen neuen Teamkollegen Axel Roudil (aus Frankreich) reibungslos verliefen und auch das erste Testevent Anfang Februar vielversprechend endete, war das Ziel in diesem Jahr definitiv ein Top-Ergebnis in der Gesamtwertung.

Doch es kam anders als geplant. Leider verletzte sich Simons Teamkollege Axel zwei Wochen vor Beginn des Wettkampfes bei einer Kollision mit einem Auto, sodass er beim Cape Epic nicht an den Start gehen konnte. Der Traum vom Gesamtpodium beim wichtigsten Etappenrennen der Welt platzte für Simon mit dieser Nachricht. Er konnte zwar trotzdem an den Start gehen, aber es war bereits im Vorfeld klar, dass sich sein nachgerückter Teamkollege Urs Huber (aus der Schweiz) über den Winter nicht auf diese Art von Mehrtagesrennen vorbereitet hatte. Trotz allem war die Devise, das Beste aus der Situation herauszuholen.

Der 26 Kilometer lange Prolog, der noch nie zu Simons und Urs Stärken gezählt hatte, verlief ganz ordentlich. Die beiden BULLS-Fahrer belegten den 11. Rang. Hatten allerdings nur einen Rückstand von 1,5 Minuten aufs Podest. Zu diesem Zeitpunkt war Simon noch recht positiv gestimmt und von der Leistung seines Teamkollegen überrascht, da dessen Stärken normalerweise eher auf den Langdistanzen zu finden sind.

Auf der ersten langen Etappe über 88 km und 2400 Höhenmeter lief es dann zu Beginn sogar noch besser. Simon und Urs konnten sich nach der hektischen Anfangsphase, mit vielen Positionskämpfen, in der Spitzengruppe mit 5 weiteren Teams festsetzen. Nach einer Renndauer von rund 2 Stunden verließen Urs Huber dann allerdings zusehends die Kräfte und sie verloren nochmal einige Plätze. Am Ende des Tages erzielten sie wie am Tag zuvor den 11. Rang. Dennoch war die Hoffnung groß in den nächsten Tagen noch weiter noch vorne zu fahren.

Leider schwand diese Hoffnung allerdings von Tag zu Tag immer mehr. An Tag 4 des Wettkampfes hatten die beiden Mountainbiker ihren Tiefpunkt erreicht. Während bei Simon die Enttäuschung immer größer wurde und er Sinnhaftigkeit der monatelangen Vorbereitung komplett in Frage stellte, quälte sich sein Teamkollege Urs von Kilometer zu Kilometer immer mehr. Simons Form schien zu stimmen, doch bei diesem Rennen zählt eben keine Einzelleistung, sondern die des Teams. Am Ende dieses Tages war für alle klar, dass sie etwas in ihrer Vorgehensweise ändern müssen. Andernfalls würde Urs die kommenden 4 Tage nicht überstehen. Sie analysierten mit dem gesamten Team die aktuelle Situation bis ins Detail und kamen zu dem Schluss, dass die langen Anstiege gepaart mit einer Renndauer von über 3 Stunden momentan zu viel für Urs sind. Die Anfangsphasen der Etappen verliefen meist noch gut und Simon konnte Urs in den Flachstücken durch seinen Windschatten noch schonen. Sie entschieden daraufhin an Tag 5 bewusst etwas Tempo herauszunehmen und dem Körper von Urs die Möglichkeit zu geben, etwas zu regenerieren. An Tag 6 zahlte sich diese Vorgehensweise tatsächlich aus. Nach einer Renndauer von 2 Stunden waren die beiden noch immer in der Spitzengruppe, die zu diesem Zeitpunkt 4 Teams umfasste. Zum Schluss fehlten Urs dann allerdings doch die Kräfte, um ums Podium mitfahren zu können und sie erreichten Rang 4. Dennoch ein absolut zufriedenstellendes Ergebnis, vor allem in Anbetracht der vorangegangenen Tage. Die Strategie schien also aufzugehen.

Am 7. Renntag war die Devise daher noch einmal möglichst viele Kräfte zu sparen, um am letzten Wettkampftag noch einmal alles geben zu können.

Simon spürte bereits früh, dass er sich nach wie vor fit fühlte und seine Beine noch nicht müde waren. Er konnte daher bei der finalen Etappe nochmal alles geben. Die Kunst bestand allerdings darin, so zu fahren, dass Urs an ihm dranbleiben konnte, ohne über sein Limit zu gehen. Die beiden BULLS-Fahrer konnten sich vom Start weg vorne platzieren und erreichten die erste Engstelle sogar als erstes Team. Gemeinsam mit den Gesamtführenden setzten sich Simon und Urs nach und nach immer mehr vom Rest des Feldes ab. Nach ca. einer Stunde konnten die Führenden der Gesamtwertung das Tempo nicht mehr mitgehen und so gelang es den beiden, sich an die Spitze zu setzten und einen Vorsprung von über 2 Minuten herauszufahren. Nach einer weiteren Stunde schwanden die Kräfte von Urs wieder zunehmend. Trotz allem galt es den Vorsprung einigermaßen zu verwalten und sich mit letzter Kraft ins Ziel zu retten. Am Ende zahlte sich jegliche Mühe aus und es reichte tatsächlich für den Sieg auf der letzten Etappe. Wahnsinn! Damit hätte in der Mitte der Woche niemand gerechnet. Dieser Erfolg entschädigte die zahlreichen schwierigen Momente in großem Maße.

Simon blickt nun voller Zuversicht auf die gerade erst begonnene Saison und setzt große Hoffnungen auf das Spätjahr, wenn dann im August und September die internationalen Meisterschaften anstehen. Der Traum vom Podestplatz in der Gesamtwertung beim Cape Epic bleibt weiterhin bestehen. Nächstes Jahr gibt es eine neue Chance. Wir drücken ihm schon jetzt fest die Daumen.

Siegerehrung Etappensieg
Siegerehrung Etappensieg.Foto: Simon Schneller
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von TV 63 Oberlengenhardt e. V., Abteilung Mountainbike
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