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Rückblick: Internationaler Museumstag

Am vergangenen Sonntag war die ehemalige Synagoge in Hochberg geöffnet. Einige Besucher machten sich ein Bild vom Gebäude nach abgeschlossener Außensanierung....
Schilder an der Westfassade
Schilder an der WestfassadeFoto: K. Buschmann

Am vergangenen Sonntag war die ehemalige Synagoge in Hochberg geöffnet. Einige Besucher machten sich ein Bild vom Gebäude nach abgeschlossener Außensanierung. Stuckateur Markus Gräb aus Neckargröningen hat die Fassade ausgebessert und neu gestrichen. Auch im Innenraum war ein Gerüst aufgebaut: Über einem Fenster an der Südseite wurde eine Stelle mit schadhaftem Putz ausgebessert und es wurde hinter die abgehängte Decke aus den 70er Jahren geschaut. Wie bereits berichtet, wurde ein umlaufendes blaues (!) Gesims gefunden, das auf einen ursprünglich farbigen Innenraum zur Synagogenzeit hinweist. Eine Besucherin erinnerte sich am Sonntag auch an Gottesdienste der methodistischen Gemeinde Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre in der ehemaligen Synagoge. Damals seien die Fenster noch mit sehr intensiv farbigem Glas ausgestaltet gewesen. Dann wurde vermutlich Anfang der 60er Jahre die heutige hellere Verglasung angebracht. Falls sich noch in Familienbesitz alte Fotos aus dieser Zeit von Gottesdiensten und Veranstaltungen finden, sind wir sehr interessiert und bitten um Nachricht.

Für die Besucher war die Genisa-Ausstellung im Vorraum der ehemaligen Synagoge natürlich besonders interessant. Die Funde sind seit einigen Wochen in Vitrinen ausgestellt, die das „Haus der Geschichte“ in Stuttgart zur Verfügung gestellt hat. Herzlichen Dank für diese Unterstützung. In einer Genisa wurden hebräische Schriften, die den Gottesnamen enthalten, bestattet. Ein solches „Schriftengrab“ gab es auf dem Dachboden der Hochberger Synagoge.

Das von der methodistischen Gemeinde angebrachte Schild an der Westfassade der ehemaligen Synagoge wurde nun auch um Angaben zum neuen Eigentümer ergänzt (siehe Foto). Auch Schilder belegen einen Wissensstand zu einer bestimmten Zeit: Heute ist belegt, dass die Synagoge am 20. März 1829 an die jüdische Gemeinde feierlich übergeben wurde. 1828 war nur die Grundsteinlegung. Der Verkauf des Gebäudes erfolgte am 9. Mai 1916 zunächst durch die „Israelitische Oberkirchenbehörde“ an die Schwestern Karoline, Maria und Friederike Wörz. Sie waren Töchter von Christian Wörz (gest. 1912), in dessen Privathaus zuvor 51 Jahre lang der Gottesdienst der methodistischen Gemeinde stattgefunden hatte. 1920 wurde das Gebäude dann von der Bischöflichen Methodistenkirche von den Schwestern Wörz übernommen. Die Jahreszahl 1914 auf der Tafel ist aber insofern richtig, als der Kontakt zwischen den Methodisten und der jüdischen Gemeinde, der dann zum Verkauf führte, 1914 zustande gekommen sein soll. Der letzte jüdische Gottesdienst in der Synagoge fand 1907 statt. Damals wurde zum letzten Mal der Minjan erreicht. Dabei handelt es sich um die Mindestzahl von 10 Männern, die man für einen orthodoxen jüdischen Gottesdienst benötigt. Das Gebäude stand somit neun Jahre leer zwischen Synagogen- und Kirchennutzung. Überliefert ist, dass sich in dieser Zeit die weltliche Gemeinde Hochberg auch überlegte, das Gebäude zu erwerben, um es als Turnhalle für die Volksschule zu nutzen. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen.

Kai Buschmann
Beth Shalom – Haus des Friedens. Verein für Erinnerungs- und Friedensarbeit in Remseck e.V., www.bethshalom-remseck.de, info@bethshalom-remseck.de

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