Am Freitag, 18.07.2025, besuchte der VdK-Ortsverband Malsch, zusammen mit Mitgliedern des OV Rettigheim das First-Ständer-Haus in Zeutern. Leider hat neben dem Vorstand nur 1 Mitglied des OV Malsch an diesem Besuch teilgenommen. Das ist schade, denn es war eine sehr interessante Führung durch Herrn Roland Pfenninger, der selbst aktiv bei der Sanierung dieses Gebäudes teilnahm und viel über die Hürden und Schwierigkeiten berichten konnte, bis das Haus fertiggestellt war.
Das jetzige Bürgerhaus ist als Firstständerhaus aus dem 15. Jahrhundert eines der bedeutendsten Fachwerkgebäude in Baden-Württemberg. Es war, laut Herrn Pfenninger, ein Zusammenspiel von engagierter Gemeindeverwaltung, dem Heimatverein, den Bauforschern und der Denkmalpflege nötig, um in Nordbaden ein einzigartiges Denkmal spätmittelalterlicher Wohnkultur auf dem Lande zu erhalten.
Das in der Unterdorfstraße 29 gelegene historische Wohngebäude wurde um 1457/58 als Firstständerhaus auf einem wahrscheinlich noch älteren Keller erbaut. Das hohe Alter und die Konstruktionsweise des Gebäudes blieben bis in die jüngste Vergangenheit unentdeckt, da das Gebäude lange Zeit verputzt und durch An- und Umbauten sowie Verkleidungen entstellt war. Substanzschäden im Gemäuer sowie Spuren historischer Brände trugen zu einem verwahrlosten Erscheinungsbild bei.
Herr Pfenninger erklärte, was ein Firstständerhaus ist. Es ist zunächst eine einfache Konstruktion. Auf dem Boden liegende Balken, entsprechend dem rechteckigen Grundriss, werden senkrecht haushohe Balken gestellt. Waagerechte Balken bilden die Fußböden und Decken sowie die Pfetten des Daches. Schräg verlaufende Streben stabilisieren letztendlich das komplette Gebäude
Im Jahr 1667 vermutet man einen Brand während des 30-jährigen Kriegs. Im ältesten Verzeichnis der Hausbesitzer in Zeutern, dem sogenannten Beetbuch aus 1667, ist erwähnt, dass 19 Jahre nach Ende des Krieges immer noch 67 der 156 Häuser und Hofstätten in Zeutern als „verbrannt“ galten. Insofern ist die Überlieferung, dass das Firstständerhaus ein Opfer der Flammen wurde, keinesfalls von der Hand zu weisen. Die Jahreszahl 1671 über der Zwischentür zum 1. Stockwerk könnte das Jahr der Vollendung des Wiederaufbaus nach dem 30-jährigen Krieg sein. |
Ende der 1980er Jahre wurden die Karlsruher Architekten Robert Crowell und Barbara Kolllia-Crowell auf das Gebäude aufmerksam. Sie setzten sich nach dem Tod der letzten Bewohnerin für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Bauwerks ein. Das hohe Alter des Gebäudes wurde 1994 durch eine bauhistorische Untersuchung bestätigt. Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg verfügte daraufhin, das bedeutende Kulturdenkmal in seiner Gesamtheit zu erhalten.
Erste Pläne zu einer umfangreichen Sanierung des Gebäudes scheiterten 2003 noch am Widerstand des Gemeinderates. Nachdem sich der Heimatverein in Zeutern um Fördergelder und Zuschüsse bemühte, außerdem noch 50.0000 Euro und 1.500 Arbeitsstunden aus den Reihen des Vereins sowie die weitere Betreuung des Gebäudes zusicherte, konnte schließlich im weiteren Verlauf des Jahres 2003 der Gemeinderat umgestimmt und mit der Sanierung begonnen werden.
Die Sanierung des Gebäudes erfolgte unter Leitung von Architekt Crowell und zunächst unter Koordinierung des damaligen Hauptamtsleiters und späteren Bürgermeisters Tony Löffler, später unter einem ehrenamtlichen Bauleiter des Heimatvereines. Der Verein leistete etwa 3.000 Stunden Arbeitseinsatz bei der Freilegung und Restaurierung des Gebäudes und wurde später für sein überragendes bürgerschaftliches Engagement von der Landesregierung ausgezeichnet.
Herr Pfenninger führte uns über die 2 Etagen und führte uns anschließend in den Gewölbekeller – Mit mühevoller Kleinarbeit wurde dieser Keller freigelegt.
Die Sanierung war 2007 abgeschlossen. Seitdem wird das Haus als Bürgerhaus mit Trauzimmer und Veranstaltungsräumen genutzt. Das Gebäude erweitert außerdem das Angebot an kulturell öffentlich nutzbaren Räumen des in der Nachbarschaft befindlichen und ebenfalls sehr alten Fachwerkgebäudes Unterdorfstr. 53, das bereits in den 1980er Jahren saniert wurde und heute von der Gemeinde als Musik- und Kunstschule genutzt wird.
Nachdem sich der Vorsitzende des OV Malsch, Oskar Hassis, auch im Namen der Rettigheimer Teilnehmer bei Herrn Pfenninger für die sehr informative und interessante Führung bedankt hatte, kehren die Teilnehmer zum abschließenden gemütlichen Beisammensein im angrenzenden „Weinschlauch“ ein.