Rückblick zum Männerfrühstück vom 20. Juni 2024: Bürgermeister Matthias Ruckh berichtet über die Energie- und Wärmeversorgung in Wolfschlugen

Einen guten Einblick in die praktische Politik vor Ort, ihre Hintergründe und Probleme vermittelte Herr Ruckh in seinem Vortrag, unterstützt durch viele Zahlen und Grafiken.

Über zwei positive Einrichtungen verfügt Wolfschlugen schon seit längerer Zeit: Zum einen die Solardächer auf der ehemaligen Grundschule (heute Karl-Schubert-Seminar) und der Kita „Zwergenhaus“. Zum anderen das Fernwärmenetz, das an die Biogasanlage Schober angebunden ist. Deren Vertrag läuft bis 2030; danach sind Veränderungen, wie der Einsatz stärkerer Motoren und die Erweiterung des Wärmepuffer- und Wasserspeichers erforderlich.

Das Fernwärmenetz im ganzen Ort zu erweitern ist nicht einfach, da 1 km Leitung 1 Million Euro kostet. Daraus folgert Herr Ruckh, dass sich die Bürger in absehbarer Zeit selbst um eine sinnvolle Heizung kümmern sollten. Dennoch hat sich Wolfschlugen mit Denkendorf und Neuhausen zur kommunalen Wärmeplanung zusammengeschlossen.

Zum Stromverbrauch gab Herr Ruckh folgenden Überblick: Alle Privathaushalte verbrauchen 10 110 MWh (1 MWh = 1 Mio. Watt pro Stunde), Gewerbe- und Industrie 8.620 MWh, die Gasheizung 2.814 MWh, kommunale Einrichtungen wie Schule, Rathaus, Hallen 1.000 MWh und die Kläranlage 0,27 MWh.

Ob und wo Einsparmöglichkeiten bestehen, blieb offen.

Finanziell sei die Gemeinde im Moment gut aufgestellt: Der laufende Haushalt beläuft sich auf 17,7 Millionen EUR; das sind bei 6409 Einwohnern 2.762 EUR pro Einwohner. Die Gemeindekasse verfügt über eine Liquidität von 4 Millionen EUR plus Geldanlagen.

Allerdings habe Wolfschlugen in naher Zukunft einige Projekte zu bewältigen: Neben der Versorgung mit Energie, Wasser, Strom und Heizung: den Neubau des Feuerwehrgerätehauses und des Bauhofs, u. U. ein neuer Wertstoff-Hof, die Sanierung bzw. der Neubau des evangelischen Kindergartens, eine neue Heizung in der Alterswohnanlage und die allgemeine Versorgung mit Wohnraum und sozialer Wohnungsbau. Außerdem soll bis 2026/2027 die Ganztagesbetreuung an der Grundschule umgesetzt werden.

Soweit die Bestandsaufnahme des Bürgermeisters.

Aber während des gesamten Vortrags wurden die Probleme deutlich, mit denen die meisten Gemeinden nach Meinung von Herrn Ruckh zu kämpfen haben: vor allem der gravierende Fachkräftemangel in der Verwaltung, Polizei, Betrieben und Handwerk, der Abstand zwischen der umfangreichen Regulatorik in der Gesetzgebung von Bund und Ländern und der mangelhaften Umsetzung vor Ort („Kommunen sind Orte der Realität.“), das sich ausufernde Berater-Wesen, die Individualisierung, da z. B. Einzelpersonen mehr Wohnfläche brauchen als Familien, aber auch die zunehmende Aggressivität und Intoleranz in der Gesellschaft.

In der lebhaften Diskussion ging es um PV-Anlagen auf Gebäuden, Parkplätzen und Freiflächen, um die umstrittenen Windräder am Rand des Sauhags. Interessant war der Vorschlag eines Teilnehmers, ein Energieforum von Bürgern zu bilden, die sich für die Energieversorgung Wolfschlugens engagieren könnten, u. U. auch durch eigene Investments. Herr Ruckh betonte, dass bei den vielen Herausforderungen und Wünschen Prioritäten gesetzt und an manchen Stellen Verzicht geleistet werden müsste. Wichtig sei es, miteinander zu reden und gemeinsam zu handeln.