Eine Gruppe um den Juristen Uttam Das macht sich Gedanken, wie der Alte Friedhof in Besigheim künftig noch genutzt werden kann
Von Cosima Kroll Der Alte Friedhof in Besigheim befindet sich seit 1577 an der gleichen Stelle. Seit 1975 wird er jedoch nicht mehr als Ruhestätte genutzt.
Betritt man den Alten Friedhof an der Karlstraße in Besigheim taucht man ein in eine grüne Oase. Alte, teilweise etwas schiefstehende Grabsteine stehen auf der Wiesenfläche, gleich am oberen Eingang befindet sich ein Mahnmal für die Opfer des 1. und 2. Weltkriegs sowie Tafeln mit den Namen der Toten. Dazwischen sind Stelen installiert, die von regionalen Steinmetzen und Bildhauern im Jahr 2014 gestaltet wurden und deren Inschriften zum Nachdenken inspirieren.
Doch der Zahn der Zeit hat durch Erosion und Umwelteinflüsse an den Grabsteinen genagt, sodass manche erhaltenswerten Steine aus witterungsempfindlichem Sandstein eingelagert werden mussten.
Im Rahmen des Netzwerks Quartier befasst sich eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die der Besigheimer Jurist Uttam. Das ins Leben gerufen hat, mit der zukünftigen Gestaltung des Alten Friedhofs. Ziel der Gruppe ist es, Ideen zu sammeln, ob mehr aus der Grünanlage gemacht werden kann unter gleichzeitiger Erhaltung als Ort der Erinnerung. Langfristig soll es darum gehen, das Areal auch als Erholungs- und Ruheraum zu nutzen. Der Charakter eines Friedhofs soll jedoch weiterhin erhalten bleiben. „Auf gar keinen Fall soll hier ein Park mit Eventcharakter entstehen. Es ist ein Park für Lebende, jedoch mit 300 Kriegstoten – das muss man immer im Hinterkopf behalten“, sagt Uttam Das.
Die Grünanlage in die Route touristischer Stadtbesichtigungen mit einzubinden, ist eine Idee. Der Alte Friedhof eignet sich generell als natürlicher Rückzugsraum, besonders jedoch während der Sommerzeit und hier vor allem bei Hitzeperioden.
Durch Denkmalschutz und aus Pietätsgründen wird es jedoch Einschränkungen, beispielsweise als Ort für das Open-Air-Theater, geben. Auch für einen Kinderspielplatz oder zum Sonnenbaden ist der Alte Friedhof aus diesen Gründen nicht geeignet. Vorstellen können sich die Mitglieder der Gruppe, dass den Gefallenen, an die auf dem Alten Friedhof erinnert wird, teilweise ein Gesicht gegeben wird. „Evtl. mit QR-Codes, durch die dann der Zugang zu Fotos und Biografien möglich wird“, sagt Uttam Das. „Vielleicht kann ja, wie in Bietigheim, der Geschichts-LK in Besigheim dafür gewonnen werden.“
Geplant sind mehr Sitzgelegenheiten, aber auch eine Trink- und/oder Wasserstelle kann sich die Gruppe vorstellen. Über Sanitäreinrichtungen und ob die bestehende Abfallentsorgung ausreichend ist, wird ebenfalls nachgedacht. Ebenso wie über die Einbindung von Schulklassen in Erhaltungsaktionen. Das Budget von 2000 Euro im Jahr, das der Stadt zur Verfügung steht, wird jedoch sicher nicht erhöht werden können.
Neue Mitstreiter sind herzlich willkommen. „Wir wollen offene Fragen klären und weitere Ideen entwickeln“, sagen die Mitglieder der Gruppe. „Schön wäre es, wenn sich Verwandte der auf dem Friedhof begrabenen oder auf den Tafeln für Gefallene genannten Personen mit einbringen.“ Bei einem Sommerstammtisch im August/September werden die neuesten Ideen und Vorgehensweisen bekanntgegeben.