Eltern der Comenius-Schule zu Gast

Runder Tisch Inklusives Schwetzingen in der Volkshochschule

Der vergangene Runde Tisch Inklusives Schwetzingen (RIS) fand in der Volkshochschule statt. Er war gut besucht und aufgrund der Thematik emotional.
Acht Menschen auf einem Gruppenfoto vor drei Gemälden.
Der Inklusionsbeirat Schwetzingen lud zum Runden Tisch ein. (v.l.) Gerhard Rummel, Stefan Kotthoff, Jessica Jörg, Eleonore Frölich (Rektorin der Comenius-Schule), Bürgermeisterin Lisa Schlüter, Katharina Thomas, Swetlana Selenski und Jens Rückert.Foto: IKBR / Jens Rückert

Der Inklusionsbeirat der Stadt Schwetzingen lädt jedes Jahr alle Bürgerinnen und Bürger mehrmals zum „Runden Tisch Inklusives Schwetzingen“ (RIS) ein. Bei dieser öffentlichen Veranstaltung berichtet und diskutiert er mit den Teilnehmenden regelmäßig über seine ehrenamtliche Arbeit und aktuelle inklusive Themen in der Stadt.

Der vergangene RIS fand am 3. Juli in den Räumlichkeiten der Volkshochschule Schwetzingen statt. Er war gut besucht und aufgrund der sensiblen Thematik in jeder Hinsicht emotional.
Nach einer kurzen Begrüßung aller Anwesenden durch die beiden Inklusionsbeirats-Vorsitzenden Gerhard Rummel und Jens Rückert gab Rummel einen Einblick über die historische Entstehung und den strukturellen Aufbau des seit Anfang 2024 existierenden und personell neu formierten Inklusionsbeirats. Namentlich begrüßt wurden die Erste Bürgermeisterin der Stadt Schwetzingen Lisa Schlüter, der Bauamtsleiter Kai Schemenauer sowie Karlheinz Seitz (Jugendarbeit Schwetzingen) und Celina Gund (Friedrichstift Leimen) vom städtischen Jugendzentrum GO IN.

Danach übernahm die langjährige Rektorin der Comenius-Schule Schwetzingen Eleonore Frölich die gesamte Leitung des Abends und professionelle Moderation der 90-minütigen Veranstaltung. Mit dem Satz des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker; „Es ist normal, verschieden zu sein“ führte sie in das gemeinsame Gespräch mit den vier eingeladenen Eltern der Comenius-Schule behutsam ein. Sie ergänzte aber auch zugleich, dass dies nach wie vor mehr Wunsch und Theorie als Realität und tatsächlich gelebte Praxis sei.

Eltern berichteten

Swetlana Selenski, Katharina Thomas, Jessica Jörg und Stefan Kotthoff, erzählten über ihre jeweilige familiäre Situation und das tägliche Leben mit ihren durch Autismus, Trisomie 21 und Epilepsie eingeschränkten Kindern. Diese sehr persönlichen Erzählungen berührten alle Anwesenden umso mehr, als von ihnen auch berichtet wurde, dass Freunde und Nachbarn der Familien zum Ausdruck gebracht hätten, ein behindertes Kind zu haben, wohl das Schlimmste sei, was Eltern passieren könnte. Auch dadurch wurde deutlich, dass die individuelle Erziehung von behinderten Kindern und Jugendlichen ein langer und schwieriger Prozess sei, der von den Eltern eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und dauerhafte Resilienz erfordere.
Darüber in einem geschützten Raum und wertschätzenden Kreis wie dem heutigen RIS des Inklusionsbeirats öffentlich reden und offen erzählen zu können, sei aber absolut wichtig, sehr wohltuend und geradezu befreiend.

Erforderliche Maßnahmen

In einer weiteren Gesprächsrunde bat die Schulleiterin die Eltern, über ihr Leben innerhalb der örtlichen Infrastrukturen zu berichten. In der laufenden Diskussion wurde erkennbar, dass eine weitere Ortsbegehung in Schwetzingen erfolgen müsse, um beispielsweise die bestehenden Zugänge von Arztpraxen und Restaurants auf ihre Barrierefreiheit erneut zu überprüfen. Zu begrüßen wäre auch eine zentrale Anlaufstelle im Rathaus, die als eingerichteter Service der Stadtverwaltung allen betroffenen Familien einen umfassenden Überblick aller möglichen Angebote für Kinder mit Behinderung geben könne. Dies würde den Eltern nicht nur hilfreiche Informationen geben, sondern auch eine wirkliche Entlastung bringen. Der kommunale Behindertenbeauftragte der Stadt Schwetzingen, Martin Köhl, könne diese Aufgabe aber alleine nicht leisten und stemmen. Bürgermeisterin Schlüter nahm diesen Gedanken sofort auf und will sich für eine entsprechende Realisierung einsetzen.

Bitte an Vereine

Eine andere Bitte der Eltern richtete sich an die lokalen Vereine. Durch eine größere Öffnung für Inklusion könnten soziale Kontakte, neue Bekanntschaften und persönliche Beziehungen entstehen. Der TV Schwetzingen 1864 wurde in diesem Zusammenhang gelobt. Er würde durch das kostenlose Angebot des seit vier Jahren erfolgreich bestehenden und monatlich stattfindenden OPEN SPORTY SUNDAY für alle Kinder mit und ohne Behinderung auch eine hervorragende Plattform familiärer Begegnungen und gegenseitiger Austauschmöglichkeiten bieten.
Der Inklusionsbeirat sei außerdem gerade dabei, als neuen öffentlichen Treffpunkt und mögliche barrierefreie Begegnungsstätte in Schwetzingen, ein temporär (stundenweise) geöffnetes und ehrenamtlich betriebenes inklusives Café, nach dem Vorbild des wöchentlichen „Café International“ in den Räumlichkeiten der Evangelischen Gemeinde am Schlossplatz 9, langfristig zu planen und dauerhaft einzurichten – erste erfolgversprechende Sondierungsgespräche mit potenziellen Partnern geeigneter Örtlichkeiten seien bereits geführt worden, so der stellvertretende Vorsitzende Jens Rückert.

Appell für Miteinander

Ebenso positiv wurde von allen die Idee einer „Stillen Stunde“, zum Beispiel in lokalen Geschäften und großen Supermärkten sowie im beliebten Freizeitbad bellamar, aufgenommen und konstruktiv diskutiert. Dies würde insbesondere autistischen Kunden und Gästen sehr helfen, ihren dortigen Aufenthalt angenehmer zu gestalten und dadurch auch den gesamten Lebensalltag in diesen Bereichen wesentlich zu erleichtern. Auch hier würde der Inklusionsbeirat zeitnah aktiv und tätig werden.
Der besondere Abend schloss mit einer sehr deutlichen Aussage und einem allgemeinen Appell für mehr Miteinander, größere Empathie, gegenseitiges Verstehen, tatsächliche Toleranz und eine wirkliche Rücksichtnahme in der Gesellschaft.

Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 29/2025
von Inklusionsbeirat Schwetzingenpm/red
14.07.2025
Orte
Schwetzingen
Kategorien
Panorama
Soziales
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto