Wer auf die Kerwe geht, der sollte vor allem gegen eins immun sein: Lautstärke. Davon gab es reichlich. Ob in Höfen, Zelten, Hallen oder im Freien: Die Melange in den Ohren war abenteuerlich.
„Die letzte Runde!“, dröhnt es aus den Lautsprechern. Wirklich wahr ist das natürlich nicht. Denn beim Fahrgeschäft heißt letzte Runde, dass es noch Minimum zehn davon sind. Abheben ging auch hier nur zur poppigen Musik – sonst ist der Spaß schließlich nur halb so groß. Natürlich war der kleine Vergnügungspark Anlaufpunkt für etliche Kerwegäste, doch die meisten Besucher zog es woanders hin. Die Hotspots für das Partyvolk waren einmal mehr die Höfe und Zelte der Vereine und Privatpersonen. So lieferte der TV ein kräftiges Programm. Ob Bandstärke oder Mann mit Gitarre – gefeiert wurden sie alle. Zumal dann, wenn es sich wie bei Danny Wünschel um einen Lokalmatador handelt. Wünschel steht am Samstagabend auf der Bühne. Und wenn aus den Boxen gerade noch aus der Retorte die Jungs von Wheatus besingen, was sie nicht für eine „Teenage Dirtbag“ sind, dann ist es für Wünschel ein Leichtes, das direkt aufzunehmen und in seiner Version ins Zelt zu ballern.
Bei DJ Cebel bleibt es bei der Retorte. Sehr zur Freude eines übervollen Zelts, das in einer einzigen Woge in den Tanzmodus verfällt. Mit „Wanna be“ von den Spice Girls gibt es hier den Throwback in die 90er, den die Jugend von heute begeistert mitgeht. Was im Übrigen die Dezibel angeht: Die Schlacht gewinnt Cebel locker. Hier, inmitten von einem Kauderwelsch von Musik und Stilen, der sich in den Ohren zu einer undefinierbaren Melasse mischt, wünscht man sich fast zurück zur letzten Runde. Was schade wäre, denn den Cäsar-Oppenheimer-Platz sollte man auf keinen Fall auslassen. Am Freitagabend hatten an dieser Stelle Affenfaust zusammen mit den Hemsbach Allstars ein Feuerwerk der Kerwesongs gezündet. „25 Jahre Kerwesongs und 50 Jahre Kerwe, da haben wir gedacht, man muss was auf die Bühne bringen“, sagte Frank, der kurz zuvor noch das Mikro in der Hand hatte. Wer sich hier auf der Bühne tummelte, der war zumeist schon als Borschd, Mundschenk oder gar Parre in Amt und Würden. Unter ihnen auch Kerwelegende Bernd Ströbel, der mit Mundharmonika zwischendurch für den Blues sorgte. Es hatte ein bisschen was von Ballermann in Hemsbach, dieser Auftritt, der laut Ströbel zweimal geprobt wurde, wobei fünf Kisten Bier flossen. „Das wisst ihr, wo es hingeht“, rief er den Menschen vor der Bühne zu.
Am Samstag gibt es mit VIVA dann das Kontrastprogramm. Böhse Onkelz, Frei.Wild – VIVA war nicht zimperlich bei seinen Deutschrock-Covern. Auch nicht bei der Auswahl der Bands, die nicht unumstritten sind. Doch Hemsbach gefällt es. Und so kommt auch die härtere Gangart an. Am Montag hingegen ist es entspannt. Die Kerwegass leerer, die Boxen stiller, die Stimmung gediegen, mit einem Schuss Melancholie, in die die Abi-Band 86 alles reinwirft, um mit ihrem funkigen Sound die Hits von Michael Jackson, Kool & the Gang und anderen 80er-Idolen aufleben zu lassen. Am Abschlussabend gehört auch Parre Nils Drücker zu ihren Gästen. Es war so schön wie beim ersten Mal, sagt er mit Blick auf seine zweite Regentschaft. „Man ist ein bisschen ruhiger vor der Rede am Sonntag“, grinst er. Die Kerwe selbst sei „bestens“ verlaufen. „Keine Probleme, die Leute sind gut drauf. Besser kann es nicht sein“, bilanziert er. Gleiches ist auch von Bürgermeister Jürgen Kirchner zu hören. „Es war eine absolut friedliche Kerwe“, sagt er mit Blick auf die Einsatzberichte der Polizei, die allesamt ohne Vorkommnisse gewesen seien. Sein Dank geht an den Bauhof, dessen Mitarbeiter in diesem Jahr aufgrund des Sicherheitskonzepts weit mehr gefordert gewesen seien. „Und an die Anwohner, dass sie das mitgetragen haben“, sagt Kirchner. (cs)