Im Bereich des Messpegels an der Elz, auf Höhe des Hallenbades in Mosbach, wurde kürzlich die Gewässersohle saniert, um die Messsicherheit weiterhin zu gewährleisten. Da die Elz ein sogenanntes „Gewässer zweiter Ordnung“ ist, fiel die Verantwortung für die Maßnahmen in den Zuständigkeitsbereich des Regierungspräsidiums (RP) Nordbaden in Karlsruhe.
Dabei war es laut Christian Schönig vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis, Fachdienst Umwelt, von zentraler Bedeutung, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Messgenauigkeit und der aquatischen Durchgängigkeit sicherzustellen. Faktisch bedeutet dies, dass ein Wasserlebewesen ungehindert stromauf- und -abwärts wandern können muss. Dies wurde durch die Abstimmung mit verschiedenen „Trägern öffentlicher Belange“ erfolgreich bewerkstelligt.
Der dortige Pegel spielt eine zentrale Rolle für die Vorhersage von Hochwasserereignissen, auch für den Neckar. Regelmäßige Abflussmessungen am Pegel sind wichtig, um den jeweiligen Wasserständen die entsprechenden Abflüsse zuordnen zu können. Diese Messungen sind entscheidend für eine frühzeitige Hochwasserwarnung und damit für den Schutz der Anlieger.
Nach Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit im Jahr 2015 zeigte sich, dass sich die befestigte Gewässersohle im Pegelbereich durch starke Hochwasserereignisse gelöst hatte. Dies führte zu ungünstigen Strömungsverhältnissen, die insbesondere bei niedrigen Wasserständen die Abflussmessungen erschwerten. Darüber hinaus behinderte sie Unterhaltungsarbeiten bei notwendigen „Sohlräumungen“ – durch diese werden Ablagerungen wie Schlamm oder Kies aus dem Flussbett entfernt.
Im Einvernehmen mit der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und dem Landratsamt Neckar-Odenwald hat das RP die Sanierung der Gewässersohle geplant. Für Niedrigwasserphasen wurde in Abstimmung mit der Fischereibehörde eine Niedrigwasserrinne vorgesehen, um die „Gewässer-Durchgängigkeit“ für die Fische zu erhalten. Auch das Pegelhaus wurde umfangreich saniert und die Uferböschung angepasst.
Bevor mit einer Wasserbaumaßnahme begonnen wird oder wenn die Baustelle mehr als zwei Tage ruht, muss sichergestellt werden, dass der Fischbestand möglichst keinen Schaden nimmt. Große Fischarten können abgefischt werden oder schwimmen davon, während kleinere Fischarten, die sich unter den Steinen verstecken, durch den Bauprozess verletzt oder zerdrückt werden könnten. Aus diesem Grund wird der Bereich durch „Elektrofischen“ abgesucht.
Zuständig dafür war Diplom-Biologe Marco Sander aus Bad Friedrichshall, der als Sachverständiger für Gewässerbiologie tätig ist. Ihm zur Seite stand Markus Jungwirt, ebenfalls ein sachkundiger Gewässerwart. Unterstützt wurden sie von Tomislav Popovic und Raphael Kiefner vom Fischereiverein Mosbach und Umgebung, der sich das ganze Jahr über um die Elz und deren Wasserqualität kümmert, Kurse für die Fischerprüfung anbietet, aber auch immer wieder Abfall entlang der Elz einsammelt.
Zunächst unternahmen sie Messungen der Stromleitfähigkeit des Wassers. In Gewässern des Muschelkalks, wie der Elz, ist die Leitfähigkeit aufgrund der höheren Konzentration von Mineralien deutlich besser als in Gewässern des Buntsandsteins im Odenwald. Wo die Leitfähigkeit verbessert werden muss, wird dem Wasser eine kleine Menge Salz zugesetzt.
Das Elektrofischen erfolgt mit einem Gleichstromgenerator unter höchster Vorsicht, da hier bis zu 450 Volt und 2.000 Watt eingesetzt werden, was für Menschen gefährlich sein kann. Die Fische jedoch werden davon lediglich betäubt und mit dem Kescher gefangen. Danach setzt man sie unversehrt unterhalb der Fischtreppe wieder ein, sodass sie später zu ihren angestammten Plätzen zurückwandern können.
Beim Elektrofischen wurden unter anderem Elritzen, Schmerlen und Stichlinge mit feuerrotem Bauch gefangen. Ebenso waren Gründlinge, Döbel und einzelne Bachforellen dabei. Auch der amerikanische Signalkrebs, eine invasive Art, welche die heimischen Krebse mit der Krebspest bedroht, wurde aufgefunden.
Gerade das Vorkommen der Koppe und des Schneiderfisches, die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, deutet auf eine sehr gute ökologische Wasserqualität hin.
Die Sanierungsarbeiten begannen am 14.04. und wurden am 09.05. abgeschlossen. Insgesamt schlug die Maßnahme mit rund 45.000 Euro zu Buche. Kostenträger ist das Land Baden-Württemberg. (rb)