Redaktion NUSSBAUM
76229 Karlsruhe

Sanierungsgebiet Grötzinger Ortsmitte

Parkplätze, Grünflächen, Streitpunkte – ein Überblick Die Grötzinger Ortsmitte soll saniert werden. Daraus werden in Zukunft einige Änderungen...
Das Publikum hörte gespannt zu, wie es mit der Grötzinger Ortsmitte weitergeht und stellte interessiert auch viele Nachfragen.
Das Publikum hörte gespannt zu, wie es mit der Grötzinger Ortsmitte weitergeht und stellte interessiert auch viele Nachfragen.Foto: war

Parkplätze, Grünflächen, Streitpunkte – ein Überblick

Die Grötzinger Ortsmitte soll saniert werden. Daraus werden in Zukunft einige Änderungen hervorgehen wie der Umbau und die Modernisierung des Rathauses 2, die Neugestaltung des Niddaplatzes, Änderungen hinsichtlich der Barrierefreiheit, Straßenraumgestaltung und auch der Parkplatzsituation. Gerade letztere erregte die Gemüter bei einer entsprechenden Informationsveranstaltung am Mittwoch der Vorwoche.

Neben den Bürgerinnen und Bürgern waren fast alle Mitglieder des neuen Ortschaftsrates mit dabei, als Beschlüsse aus der nicht-öffentlichen Sitzung des Sanierungsbeirats diskutiert wurden. Beim Tagesordnungspunkt 1 (TOP 1) Sachstand Sanierungsgebiet Ortsmitte ging es um den Niddaplatz und die Ortsmitte. Die Planung gehe von einem externen Büro wieder in ein städtisches Konzept über. Rund 7.300.000 Euro sei der kalkulierte Förderrahmen. Die Mittel werden nach und nach abgeschöpft. Das sagte Ortsvorsteherin Karen Eßrich. Eigenheimbesitzer können Zuschüsse für die private Modernisierung ihrer Häuser bekommen, aber nur, wenn umfassend nach den Vorschriften saniert und gedämmt werde. Als Beispiel wurde hierfür das Haus auf dem Laubplatz 1 genannt.

Rathaus 2 und Rathaus 1

Auch der Um- und Ausbau sowie die Modernisierung des Rathauses 2 ist geplant und wird zurzeit umgesetzt. Helen Grabmüller vom Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft sowie Eva Hennings vom Stadtplanungsamt berichteten vom aktuellen Stand der geplanten Änderungen. Geschichtlich betrachtet sei das Haus 1842 das einer jüdischen Familie gewesen. 1938 habe es die Stadt „erworben“. Das Servicebüro wanderte ins Rathaus 1. Auch Sportangebote müssen nun an einem anderen Ort stattfinden, wie Karen Eßrich sagte. Die Farbflächen wurden historischen Vorlagen angeglichen. Ende Juni 2025 soll alles fertig sein. Innen werde alles gedämmt. Die Nachfrage des Publikums, ob die Elektro- und Wassertechnik erneuert werde, bejahte Grabmüller. Ein Vergleich des Energieverbrauchs vorher und nachher sei nicht möglich. Das Haus sei in Zukunft nur für die Verwaltung und nicht mehr für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich. Eine zweite offene Frage, die geklärt werden müsse, sei, ob der Dachständer umgebaut werden müsse.

Barrierefreiheit

Eine weitere Nachfrage aus dem Publikum von Karin Breunig war, ob die Barrierefreiheit künftig gesichert sei. Karen Eßrich sagte, dass die Angebote für die Öffentlichkeit im Rathaus 1 stattfinden. Dies habe man auch so umgebaut, dass es einen Rollstuhl, eine Toilette und die Möglichkeit gebe, mit dem Rollstuhl hochzufahren.

Straßenraumgestaltung

Patricia Kunter vom Stadtplanungsamt behandelte die Kategorisierung der Straßenraumgestaltung. Das Pilotprojekt wird im Unterviertel, in der Schustergasse 2025/2026 realisiert. Hier sollen im gesamten Straßenbereich rote Steinplatten verlegt werden. Zukünftig sollen die Parkplätze im Unterviertel mit 150 cm zu den Häusern, in der Schustergasse wegen der Straßenbreite direkt an den Häusern, eingezeichnet werden. Derzeit laufe auch die Bestandsaufnahme im Oberviertel, Kategorie II. „Gibt es da Platz für Grünflächen?“ - Das werde bei den einzelnen Flächen jeweils geprüft. In der Kategorie I, dem Kernbereich Grötzingen, behandele man die Straßenraumsanierung der Ortsmitte. Hier sei ein Asphaltband für die Buslinie geplant, weil die Kräfte von Bussen und Bahnen auf die Straße wirken. Der barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle sei geplant, in der Parktasche evtl., weil sie wegen der Länge dann versetzt werden müsse. Gedanken müsse man sich auch über die Brückenverbreiterung „Feindhag“, das sogenannte „Saur-Brückle“, machen, und zwar, ob man mit einem Entwässerungsstreifen oder einer durchgängigen Bodenfläche arbeite. Letztere sei teurer und nicht gern gesehen vom Tiefbauamt wegen Problemen bei der Entwässerung. Pflastersteine erschwerten Menschen mit Rollator den Weg. Zwischen 2026 und 2030 werde das Oberviertel saniert. Der Rathausplatz solle nicht geändert werden, sondern so bleiben. Lediglich die angrenzenden Straßen werden bearbeitet. Das Buslinienkonzept nochmal zu überdenken, regte wiederum Karin Breunig an. Sowohl vor als auch direkt hinter dem Rathaus befinde sich eine Bushaltestelle, die geräumig und barrierefrei sei. Eine Verlegung sei ihrer Ansicht nach nicht sinnvoll.

Parken

Wiederholt sorgte das Thema Parken für erregte Debatten. Letztendlich konnte im Plenum keine ausreichende Antwort gegeben werden. Die Parkplätze im ruhenden Verkehr befänden sich nördlich der Ortsmitte. Das Parkieren für die Älteren und für alle sei daher weiterhin möglich. Eine Anwohnerin kritisierte, dass im Oberviertel alle Verkehrsteilnehmer sich eine Fläche teilen müssen und Kinder nicht geschützt werden. Es sei viel Lärm auf den Mischflächen zu hören. „Die Mischflächen sind für alle gleichwertig nutzbar“, sagte Kunter. Das Parken sei nachts möglich. Diese Aussage provozierte ein unruhiges Murmeln im Publikum. Siegfried Schönberger fragte nach der Parksituation, gerade im Unterviertel. Da habe man durch die selbstständige Parkraumbewirtschaftung Parkflächen in den Einfahrten, Hinterhöfen etc. gehabt, antwortete Ortsvorsteherin Karen Eßrich. Außerdem wolle man statt Asphalt mehr Grünflächen hinzufügen. Liljana Groh meldete sich und sagte, dass zulasten der Unternehmen in Grötzingen zu viele Parkflächen wegfallen und fragte, wie man da ein Veto dagegen einlegen könne? Sie kritisierte, dass diese Pläne von 2018 seien und sich viel getan habe seither, wie angesichts des Klimawandels etc. CDU-Ortschaftsrat und Fraktionsführer Siegfried Schönberger sagte, dass der Ortschaftsrat sich dagegen stemme, dass zu viele Parkplätze wegfallen. Das habe man dem Stadtplanungsamt wiederholt mitgegeben. Er fordere, dass genauso viele Parkplätze, wie an einer Stelle wegfallen, an einem anderen Platz in zumutbarer Nähe wieder aufgebaut werden müssen. Wie viele Parkplätze es in der Ortsmitte gab und nun geben wird, könne man auch nicht sagen, weil die Ortsmitte noch nicht geplant sei. Die Antwort der Verantwortlichen lautete, dass der Gemeinderat das klären müsse.

Gestaltungsmöglichkeiten

Insgesamt wiesen die Veranstalter und Verantwortlichen darauf hin, dass es in der Vergangenheit verschiedene Gestaltungsworkshops für die Bürgerinnen und Bürger gegeben habe, bei denen man habe mitgestalten können. Dennoch beschwerte sich eine Bürgerin darüber, dass man nicht gut mitentscheiden könne, weil es am Ende dann doch von anderer Seite entschieden werde und man es nicht zurückdrehen könne. Karen Eßrich erklärte, dass sich die Parksituation auch über die Zeit verändert habe, genauso wie die Umstände drumherum. Früher habe man auf dem Gehweg parken können. Dann war es verboten. Je nachdem, habe es mal geklappt oder auch nicht, und man habe auf gekennzeichnete Flächen, zum Beispiel die Durlacher Straße, ausweichen müssen, weil es mit den nicht gekennzeichneten Flächen nicht geklappt habe. Auf die Anmerkung eines Unternehmers, dass durch die baulichen Umsetzungen eine Menge an Parkplätzen wegfalle, antwortete Karen Eßrich, dass im Bahnhof Grötzingen – Eisenbahnstraße, in dieser Achse, auch Parkmöglichkeiten, evtl. über einen Brückenbau, geschaffen werden, was natürlich aber auch wieder eine Kostenfrage sei. Auch der Bauhof werde erhalten, eher noch vergrößert, allerdings aus der Ortsmitte verlagert, so Eßrich. Auch die Frage, ob Pflastersteine im Oberviertel wirklich nötig sind, weil sie sehr laut seien und man sie bei Schnee nicht gut kehren könne, ließ sich in dieser Sitzung nicht klären.

Grünflächen

Grüner werden, ähnlich des Konzepts der Stadt Karlsruhe, soll auch Grötzingen. Wie, das stellte man dem Publikum unter TOP 3 „Grünflächen“ vor. Ein Beispiel dafür, wie ein Umbau gelingen könne, sei der Mühlgraben. Dieser sei früher nur eine große, unbenutzbare Grünfläche gewesen. Der Feindhag und die Vorfläche wurden ausgebaut, das Geländer entfernt, was der ganzen Fläche eine unglaubliche Weite verliehen habe. Auf die Frage, ob Grünflächen aktuell überhaupt vorgesehen seien, hieß es, dass noch nicht, aber man könne es als Vorschlag ins Städtebau-Konzept integrieren.

Niddaplatz

Die Neuordnung des Niddaplatzes steht im „Handlungsfeld 1: Neugestaltung des Niddaplatzes“. Sie umfasst eine multifunktionale Nutzung des Platzes mit Wohnen und Gastronomie, Geschäften und Büros. Der Stand der Dinge sei, dass erst die Entwicklung der Fläche mit Gebäuden funktionieren müsse. Dann werde es zurückgemeldet, öffentlich ausgeschrieben und umgesetzt. Liljana Groh sagte, dass sie ganz klar dagegen sei, dass die letzte Fläche, die noch grün sei, der Niddaplatz, zugebaut werde. Auch die Bürger seien dagegen. Der Ortschaftsrat stehe hinter seinen Beschlüssen und wolle sowohl dem durchsetzbaren Gestaltungswillen als auch der Kreativität eine Chance geben. Darin waren sich Siegfried Schönberger und die stellvertretende Ortsvorsteherin Veronika Pepper einig. Schönberger fragte nach, ob die Ausschreibung für die Konzeptvergabe Parkplatz Niddaplatz wirklich noch nicht vollendet worden sei. In der Tat ziehe sich das wegen der angedachten Nahwärmezentrale, die ein Mammutprojekt sei, noch hin. Dies wiederum erstaunte Veronika Pepper, die sich auf die Änderungen grundsätzlich mitsamt der Mehrheit des Ortschaftsrates unter Beibehaltung und Aufwertung der Grünfläche freut. (war)

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 42/2024

Orte

Karlsruhe
von Redaktion Nussbaum
18.10.2024
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto